Die Digitale Klicke
Schülerzeitung machen mit Digital Stories

Schülerzeitung "Digitale Klicke"
Schülerzeitung "Digitale Klicke" | © Goethe-Institut

Seit mehr als sechs Jahren arbeiten Schüler aus ganz Portugal an einer deutschsprachigen Schülerzeitung. Für die Digitale Klicke führen sie Interviews, schreiben Reportagen und verpacken ihre Meinung in Kommentare. Selbst Medien zu machen steht dabei im Fokus.

„Wir haben keine Zeit, wir müssen jetzt aufnehmen”, so tönt es energisch durch den Raum, wenn sich ein Workshop-Tag dem Ende zuneigt: Dann suchen sich die Schülergruppen einen ruhigen Raum im Goethe-Institut in Lissabon, damit auch ja kein Geräusch die Aufnahme stört. Den ganzen Tag über haben sie Interviews geführt, Reportagen geschrieben oder Argumente für einen Kommentar gesammelt. Jetzt geht es darum, den Text aufzunehmen. Im Team sprechen sie in das Headset, achten darauf, dass die Lautstärke und die Qualität stimmen. Das ü und das ö, die machen erfahrungsgemäß am meisten Probleme. Aber in der Gruppe werden die Lippen gespitzt, der Buchstabe langgezogen, bis die Aussprache sitzt. Am Ende soll eine Digital Story stehen – dafür wird die Aufnahme mit Bildern und Musik zu einem Video geschnitten.

Seit Januar 2011 arbeiten portugiesische Schüler verschiedener PASCH-Schulen an einer gemeinsamen deutschsprachigen Schülerzeitung. Mindestens zweimal im Jahr treffen sich die jungen Schülerzeitungsmacher im Goethe-Institut in Lissabon, um die Digitale Klicke unter fachkundiger Anleitung weiterzuentwickeln. Dabei lernen die Schüler journalistische Grundlagen – und schneiden, bebildern und vertonen ihre Texte. Weil sie ihre Inhalte als Digital Stories produzieren, ist die sprachliche Einstiegshürde gering. In den Workshops werden außerdem technisches Know-how und Grundlagen der Redaktionsarbeit sowie rechtliche Fragen zum Copyright vermittelt.
 

Hochwertige Schülerzeitung trotz niedrigem Sprachlevel

Schüler mit einem niedrigen Deutschniveau, die gemeinsam eine deutschsprachige Schülerzeitung erstellen? Kann das funktionieren? Das Schülerzeitungsprojekt in Portugal war von Anfang an ambitioniert. Über die Jugendpresse Deutschland, einen Verband für junge Medienmacher, nahm das Goethe-Institut in Lissabon Kontakt zu mir und meinem Kollegen Paul Volkwein auf. Wir haben beide selbst Schülerzeitung gemacht und sind für unsere Arbeit mehrfach ausgezeichnet worden. Im Rahmen der Mobilen Medienakademie der Jugendpresse gaben wir unser Wissen bereits in Workshops an Schüler weiter.

Weil Schüler aus verschiedenen portugiesischen Regionen am ersten Workshop teilnehmen sollten, war schnell klar, dass die Schülerzeitung kein Printprodukt werden sollte. Jonathan Winter, damals am Goethe-Institut in München tätig, entwarf ein Layout mit einem einfachen Content Management System, über das die Inhalte eingepflegt werden können. In Absprache mit Susanne Eichenhofer, der Projektverantwortlichen am Goethe-Institut in Lissabon, entschieden wir uns dafür, mit den Schülern Digital Stories zu erstellen. Durch die audiovisuelle Umsetzung von Themen können die Schüler Mängel in der Sprache einfach durch Bilder und Musik ausgleichen. Da sie im Team arbeiten, kann jeder Schüler seine Kompetenzen einbringen und ist trotzdem gleichermaßen am Endprodukt beteiligt – egal, ob er den größten Teil des Textes geschrieben, eingesprochen, die Fotos gemacht oder den Schnitt verantwortet hat. Gleichzeitig kann sich aber auch niemand vollständig der Textarbeit entziehen, denn um den Text passend zu bebildern und Fotos, Text und Musik aufeinander zu schneiden, muss der Text grundlegend verstanden werden.
 
  • Schülerzeitung "Die Digitale Klicke" Foto: © Goethe-Institut / Susanne Eichenhofer
    Vorbereitungsphase
  • Schülerzeitung "Die Digitale Klicke" Foto: © Goethe-Institut / Susanne Eichenhofer
    Eine gute Musikauswahl ist wichtig.
  • Schülerzeitung "Die Digitale Klicke" Foto: © Goethe-Institut / Susanne Eichenhofer
    Außenaufnahmen.
  • Schülerzeitung "Die Digitale Klicke" Foto: © Goethe-Institut / Susanne Eichenhofer
    Die Lehrer machen auch mit.
  • Schülerzeitung "Die Digitale Klicke" Foto: © Goethe-Institut / Susanne Eichenhofer
    Gruppenarbeit.
  • Schülerzeitung "Die Digitale Klicke" Foto: © Goethe-Institut / Susanne Eichenhofer
    Deutsch lernen mit der Digitalen Klicke.
  • Schülerzeitung "Die Digitale Klicke" Foto: © Goethe-Institut / Susanne Eichenhofer
    Und wieder geht ein Arbeitstag zu Ende.
Geschnitten werden Texte und Bilder mit den Open-Source-Programmen Audacity und VideoPad. Die Handhabung ist recht intuitiv, vereinzelt greifen Schüler aber auch auf vorinstallierte Programme auf ihren Laptops zurück. Das ist in Ordnung, da die Schüler damit auch zu Hause arbeiten und so außerhalb der Workshops Inhalte für die Digitale Klicke erstellen. Grundsätzlich zeigen wir im Workshop aber den Umgang mit Open-Source-Programmen, damit jeder Schüler unabhängig von seiner privaten technischen Ausstattung die Möglichkeit hat, an der Digitalen Klicke mitzuarbeiten.
 

Konstante Redaktionsarbeit

Seither hat sich das Projekt stetig weiterentwickelt. Ein Jahr nach dem Startschuss für die Digitale Klicke wurde 2012 im Goethe-Institut in Lissabon die internationale Online-Schülerzeitung KOOLI ins Leben gerufen. Diese wird von ehemaligen Redakteuren der Digitalen Klicke aus Portugal sowie von Schülern aus Spanien, Frankreich, Belgien, Italien und Malta gestaltet. Im November 2016 wurde in Lissabon ein internationales KOOLI-Treffen ausgerichtet mit dem Ziel, ein Netzwerk aus Schülerzeitungsmachern zu schaffen. Während des Workshops arbeiteten die Schüler aus den sechs teilnehmenden Ländern gemeinsam an der neuen Ausgabe von KOOLI und lernten dabei die Grundlagen der Erstellung von Digital Stories.
 
  • Aufnahmen Foto: © Goethe-Institut / Rosemarie Albrecht
    Aufnahmen
  • Redaktionsarbeit Foto: © Goethe-Institut / Rosemarie Albrecht
    Redaktionsarbeit
  • Schülerzeitung "Die Digitale Klicke" Foto: © Goethe-Institut / Klaus Dorwath
    Schneiden mit Open-Source-Programmen
  • Schülerzeitung "Die Digitale Klicke" Foto: © Goethe-Institut / Maureen Reissen
    Die Workshopleiter: Fabienne Kinzelmann und Paul Volkwein
  • Schülerzeitung "Die Digitale Klicke" Foto: © Goethe-Institut / Klaus Dorwath
    Außenaufnahmen
  • Jornal escolar "Die Digitale Klicke" Foto: © Goethe-Institut / Klaus Dorwath
    Internationales Schülerzeitungstreffen
Seit der Gründung der Digitalen Klicke nahmen um die 400 Schüler von 15 portugiesischen Schulen an den Redaktionstreffen teil, zu denen stets erfahrene und neue Teilnehmer eingeladen werden. Mehrere Generationen von Schülerzeitungsmachern lernen so gemeinsam und voneinander und gewährleisten damit auch die redaktionelle Qualität der Online-Schülerzeitung. Nun steht das 14. Redaktionstreffen der Digitalen Klicke vor der Tür, sodass das Projekt abermals portugiesischen Schülern dabei hilft, ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen und ganz nebenbei ihre Fähigkeiten als Online-Journalisten weiterzuentwickeln.