Im Interview: Das Schweizer Quartett Weird Beard, das sich von verschiedenen Stilen inspirieren lässt, um einen zeitgenössischen Sound zu kreieren.
Wie habt ihr euch kennengelernt und als Band zusammengefunden?
Flo: Im Rahmen meines Diplomkonzerts im Jahr 2008 habe ich die Band Weird Beard gegründet. Danach gab es noch zwei Wechsel an Gitarre und Bass, bis die jetzige Traumformation mit Rico, Dave und Martina entstand.
Dave: Kennengelernt habe ich Flo im Studium. Er hat mich gefragt, ob ich bei WB einsteigen möchte, worüber ich mich sehr gefreut habe.
Martina: Ich habe Florian bei einem Jazz-Jam in Zürich kennengelernt. David kannte ich von der Studienzeit her. Rico lernte ich in der ersten Probe kennen.
Rico: Florian hat uns alle zusammengebracht, aus verschiedenen Ecken. Wenn man eine Band zusammenstellt aus Leuten, die sich nicht wirklich kennen, kann man nur sehr schwer wirklich vorhersehen, wie sich diese musikalisch und menschlich verstehen. Flo hat dabei ein sehr gutes Händchen gehabt. Unser Zusammentreffen ist für mich ein ziemlicher Glücksfall.
Wie würdet ihr euren Sound beschreiben?
Flo: Im Weltall verloren gegangene, songhafte Melodien, in zeitgenössischem Sound eingebettet und mit improvisatorischer Attitude gespielt. Weeeeeird...
Dave: Musik von Herzen.
Rico: Aus obiger Antwort, kann man diese Antwort ableiten: Wir sind vier Individuen, die sich wahnsinnig gut ergänzen. Wenn ich unsere neusten Aufnahmen anhöre, dann höre ich eine Musik, die eine große Ruhe in sich trägt und Mut zu Schönheit zeigt. Und immer wenn ich befürchte, es könnte langweilig werden, kommt von jemandem etwas, das mich aufhorchen und dabeibleiben lässt. Und das Wichtigste für mich: Wir spielen zwar komponierte Musik, aber es ist in jedem Augenblick alles möglich.
Welche Künstler haben euch am meisten inspiriert?
Flo: Allen voran meine Freunde.
Dave: Viele der guten alten Jazz-Klassiker. Die Musiker in meinem Umfeld spielen auch immer wieder eine sehr große Rolle diesbezüglich.
Martina: Ich lasse mich von ganz vielen verschiedenen Sachen inspirieren. Am Ende ist es glaube ich mehr der Alltag, als ein Künstler/eine Künstlerin. Ich finde es aber spannend, in den verschiedenen Genres zu stöbern. Manche ziehe ich mir immer wieder rein. Unter anderem Meshell Ndegeocello, Frank Ocean, Kate Tempest, John Coltrane, Stian Westerhus, Savages, Alexander McQueen.
Rico: Bevor ich mit Weird Beard spiele, inspiriert es mich immer am meisten, etwas ganz anderes zu hören, am liebsten avantgardistische elektronische Musik. Die Vorbilder, die im Zusammenhang mit uns oft genannt werden, kenne ich gar nicht, zum Glück.
Wie sieht euer kreativer Prozess aus?
Flo: Wir lassen die Songs dahin gehen, wo sie hinwollen. Wir lassen dem Bandsound ebenfalls seinen freien Lauf und scheuen uns weder vor Neuland noch vor Klischeehaftem. Everything moves.
Dave: Wir spielen Sachen an, besprechen ab und zu mal was und spielen vor allem bald wieder was.
Rico: Flo bringt Stücke mit, die man schnell gut klingen lassen könnte, wenn wir nicht immer auf der Suche nach einem eigenen Bandsound wären, und so in langes Tüfteln geraten würden. Das kann manchmal kurzfristig frustrierend sein, aber am Ende bringt es uns an einen ganz anderen Ort.
Welches war für euch der bisher einprägsamste Moment in eurer musikalischen Laufbahn?
Martina: Für mich sind es die vielen unterschiedlichen Konzerte und Stimmungen, die wir zusammen erleben. Von kleinen Konzerten im Westen Russlands vor interessierten Kindern bis zu großen Showcases gab es da schon alles. Die Stimmungen sind an solchen Orten so unterschiedlich. Dies mit den gleichen drei Jungs zu erleben, ist inspirierend. Ansonsten genieße ich jeden Moment, in dem ich auf der Bühne total in der Musik sein kann.
Rico: Als Band wahrscheinlich die Tour in Russland. Dort haben wir unsere schlimmsten, aber auch einige der schönsten Momente erlebt und es hat uns definitiv zusammengeschweißt.
An welchem Ort spielt ihr am liebsten?
Flo: Wir spielen so dermaßen gerne, wir spielen überall. Wenn’s sein muss auf dem Mond. Am liebsten allerdings im Weird-Beard-Bandraum. Da klingt es einfach am besten.
Dave: Am liebsten spiele ich in kleinen, intimen Clubs, in der Natur und überall, wo es gut klingt und wo unsere Musik dem Publikum Spaß macht.
Rico: In Florians Bandraum. Er ist winzig und wir in einer fetten Soundwolke.
Was können wir von eurem Konzert erwarten?
Flo: Ihr werdet eine sehr eigenständige Musik hören. Trotzdem will diese Musik nicht besonders sein, sie lebt von schönen Songs und viel Lyrik. Das Geheimnis liegt im besonderen Bandsound und in der Offenherzigkeit, mit welcher die Band durch die Songs gleitet und die Interaktion im ganz Feinen zelebriert. Mit dem Herzen hinhören, dann kommt alles gut!
Dave: Vier weirdos, die ein paar coole Geschichten auf Lager haben.
Rico: Das ist ja das Großartige an dieser Band: wir wissen es selbst nicht im Voraus.
