Online-Debatte Wie dekolonisieren wir unsere Städte?

ReMapping Memories Bild © Goethe-Institut_Francisco Vidal_Suzana Carneiro

30.06. - 01.07.2021
18:00-20:30 Uhr (GMT)
Online-Debatte

Im Rahmen des Projekts ReMapping Memories Lisboa-Hamburg

Mit dem Umgang europäischer Städte mit den Spuren kolonialer Vergangenheit und dem Perspektivwechsel zu einem (post)kolonialen städtischen Erinnerungskonzept beschäftigt sich diese Debattenreihe im Rahmen des Projektes ReMapping Memories Lisboa – Hamburg. Am 30. Juni und 1. Juli tauschen sich Politiker*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen aus Deutschland, Portugal und Spanien online über Strategien, Konzepte und Ideen aus, um europäische Städte nachhaltig zu dekolonisieren.

Zugang zur Debatte | 30.06. Zugang zur Debatte | 01.07.
Die sichtbaren und unsichtbaren Spuren des Kolonialismus spielen in Aushandlungsprozessen vieler europäischer Städte eine zunehmend wichtigere Rolle. Welche Strategien gibt es, um mit den kolonialen Spuren im Stadtraum umzugehen und Gegennarrative zu schaffen? Wie werden verdrängte und vergessene Geschichten von Menschen mit Migrations- und Diasporaerfahrung sichtbarer Teil eines neuen gemeinsamen Narrativs? Wie gelingt der Perspektivwechsel zu einem (post)kolonialen Erinnern? Im Mittelpunkt der Online-Debattenreihe des Goethe-Instituts Portugal stehen Hamburg, Lissabon und Barcelona – drei Hafenstädte, die zu den einflussreichsten europäischen Kolonialmetropolen gehörten.

Eröffnet wird die zweitägige Veranstaltung mit einer Diskussion über die dekolonialen Erinnerungskonzepte der drei Städte. Hamburg beauftragte 2018 einen Beirat zur Dekolonisierung der Hansestadt, ein gesamtstädtisches Erinnerungskonzept zu entwickeln. In Lissabon verstärkte der Prozess um das neue Mahnmal zu Ehren der versklavten Menschen die innerstädtische Diskussion und auch in Barcelona findet das Thema der demokratischen Erinnerung Eingang in die städtische Agenda. Die Entwicklungen in den drei Städten reagieren auf langjährige Forderungen zivilgesellschaftlicher Initiativen nach einem anderen Umgang mit der kolonialen Vergangenheit. Nach einer Video-Botschaft des Hamburger Senators für Kultur und Medien, Dr. Carsten Brosda, stellen die Stadträtin für Kultur, Lissabon, Catarina Vaz Pinto, und der Stadtrat für Demokratische Erinnerung, Barcelona, Jordi Rabassa Massons, ihre Strategien vor, die sie anschließend u. a. mit Beatriz Gomes Dias (Aktivistin im Verein Djass Lissabon) und Kodjo Valentin Glaeser (Aktivist und Mitglied des Beirats zur Dekolonisierung Hamburgs) diskutieren.

Konkrete Konzepte zur Entwicklung von Gegennarrativen zur Dekolonisierung von Städten stehen im Zentrum des zweiten Panels. Dabei wird ein Projekt zur Sichtbarmachung der jahrhundertelangen afrikanischen Präsenz in Lissabon ebenso Thema sein wie die Parameter eines städtischen Konzepts für kolonial belastete Straßennamen in Hamburg und der schwierige gesellschaftliche Aushandlungsprozess am Beispiel der Umbenennung von Straßen in Berlin.
 
Der zweite Tag der Veranstaltung eröffnet mit einer Diskussion zum Umgang mit den steingewordenen Spuren des Kolonialismus. Unterschiedliche Perspektiven aus Kunst, Verwaltung und Wissenschaft widmen sich der Frage, wie antikoloniale Denkmäler, künstlerische Interventionen an bestehenden Denkmälern oder Strategien der Kontextualisierung Raum für Debatten schaffen und ein nachhaltiges Störgefühl verursachen können. Im Fokus stehen u. a. das Wissmann-Denkmal in Hamburg, das Kolonialdenkmal in Braunschweig und das neue Mahnmal zu Ehren der versklavten Menschen in Lissabon.
 
Zum Abschluss diskutieren die Wissenschaftlerin und Aktivistin Cristina Roldão und die Kommunikationswissenschaftlerin, Autorin und Politikerin Natasha A. Kelly über den notwendigen Perspektivwechsel, um antikoloniale, antirassistische und sozial gerechtere Städte zu schaffen.

Die Veranstaltungsreihe zielt auf einen europäischen Austausch dieser Ideen, Strategien und Konzepte und lädt ein, über Lösungen gemeinsam nachzudenken, auch als Beitrag zu einer Diskussion, die uns künftig immer intensiver beschäftigen wird.


30. JUNI, 19:00-21:30 (MESZ)
 
Politik und gesellschaftliche Praxis der Erinnerung: Strategien und Konzepte
Videobotschaft: Carsten Brosda
(Senator der Behörde für Kultur und Medien)
Catarina Vaz Pinto (Stadträtin für Kultur, Lissabon)
Jordi Rabassa Massons (Stadtrat für Demokratische Erinnerung, Barcelona)
Kodjo Valentin Glaeser (Beirat zur Dekolonisierung Hamburgs)
Beatriz Gomes Dias (Verein Djass, Lissabon) 
Moderation: Joshua Kwesi Aikins (Universität Kassel)

Gegennarrative: Neue Namen, vergessene Geschichten
José Lino Neves
(Verein Batoto Yetu, Lissabon)
Tahir Della (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland / Decolonize Berlin)
Gisela Ewe (Staatsarchiv Hamburg)
Moderation: Jamile da Silva e Silva (Interkulturelles Frauenzentrum S.U.S.I. e.V., Berlin)
 
 
1. JULI, 19:00-21:30 (MESZ)
  
(Anti)Koloniale Denkmäler als Räume für andere Debatten?
Joachim Zeller (Historiker, Berlin)
Anja Hesse (Stadt Braunschweig)
Evalina Dias (Verein Djass, Lissabon)
Judite Primo (Zentrum für interdisziplinäre Studien in Bildung und Entwicklung, Lissabon)
Philip Kojo Metz (Künstler, Berlin)
Moderation: Bruno Sena Martins (Zentrum für Sozialforschung, Coimbra)
 
Wie gestalten wir Antikoloniale und Antirassistusche Städte der Zukunft? 
Cristina Roldão
(Aktivistin und Soziologin am CIES-ISCTE - Zentrum für Soziologische Forschung und Studien, Lissabon)
Natasha A. Kelly (Kommunikationssoziologin, Autorin und Künstlerin, Berlin)
Moderation: Gisela Casimiro (INMUNE – Institut der Schwarzen Frau in Portugal, Lissabon)

Weitere Informationen:  
Das Projekt ReMapping Memories Lisboa - Hamburg: (post)koloniale Erinnerungsorte widmet sich den stein- und „mental-map“-gewordenen Spuren und Hinterlassenschaften des Kolonialismus und des antikolonialen Widerstands im öffentlichen Raum in den beiden Hafenstädten Hamburg und Lissabon. Es zeigt am Beispiel zweier Zentren des europäischen Kolonialismus, welche Spuren und Einschreibungen des Kolonialen im städtischen Raum bis ins 21. Jahrhundert bestehen und will damit einen Beitrag zur Dekolonialisierung des öffentlichen Raums leisten. Das Projekt ist als europäisches Projekt konzipiert, um die europäische Dimension und Vernetzung des Kolonialismus sichtbar zu machen.Im Zentrum des Projekts „ReMapping Memories Lisboa – Hamburg“ steht die Entwicklung einer Webseite mit digitalen Stadtkarten der beiden Städte Hamburg und Lissabon, auf denen (post)koloniale Erinnerungsorte sukzessive veröffentlicht werden. Dabei soll ausgelotet werden, wie durch Kontextualisierung dieser Erinnerungsorte und durch Gegennarrative Ansätze für eine vielkulturelle Gegenwart und Zukunft gefunden werden können.

Die Webseite wird im zweiten Halbjahr 2021 veröffentlicht.

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