Literarisches Gespräch Walter Benjamin: An der Grenze

Walter Benjamin - Porträt Bild: © CC-by-SA 2.0, Daniele Prati

21.06.2018, 19:00 Uhr

Goethe-Institut Lissabon

Leituras Cruzadas - Literarisches Gespräch mit João Barrento

Am 21. Juni spricht der Übersetzer und Essayist João Barrento im Rahmen der Reihe Leituras Cruzadas - Literarische Gespräche in der Bibliothek im Goethe-Institut in Lissabon über Walter Benjamin. Das Gespräch wird von Filipa Melo moderiert. 

Ausgehend von einer Zeichnung des italienischen Künstlers Valerio Adami entwarf Derrida 1975 ein hintergründiges Porträt Walter Benjamins, in dem sinngemäß zu lesen ist: 'Unbekannt in seiner Heimat und in den Kreisen, aus denen er kam, fast vollständig dem Vergessen anheimgefallen, wie heute im Land seines Exils, Frankreich, wo er sein Leben verbrachte und sich dem Tod übergab. Kritisch, in kritischer Lage, an den Grenzen, ein Mann der Grenze.'
 
Die Form, die sich für ein Porträt Benjamins und seines Werkes am besten eignet, ist die Montage – nicht von Fakten, sondern von Denkkonstellationen. Ausgehend von einer scheinbar chaotischen Ansammlung von Texten, Fragmenten, Briefen, Erfahrungen und Beziehungen, ohne Abgrenzungen und sichtbares System aneinandergereiht, zeichnet sich (in aller Diskontinuität und Widersprüchlichkeit) die Figur eines Denkers und vielseitigen Schriftstellers ab, ein fließendes Profil, das sich ins Unendliche ausdehnt und die überraschendsten Gebiete der Idee erreicht.
 
Diese Ideengebiete spielen eine wichtige Rolle in der von Jão Barrento organisierten Edition der Ausgewählten Werke (Assírio & Alvim), von der bereits sechs Bände erschienen sind und deren letzter, das monumentale Passagenwerk, in diesem Jahr veröffentlicht werden soll. Begleitend wird João Barrento eine Aufsatzsammlung sowie sein handgeschriebenes und illustriertes Tagebuch, das während seiner Arbeit an dieser Benjamin-Ausgabe zwischen 2003 und 2007 entstand, publizieren.
 
João Barrento ist Essayist und Übersetzer sowie emeritierter Professor für Deutsche Literatur und Komparatistik der Universidade Nova de Lisboa. Er veröffentlichte über 20 Bände (Essays, literarische Kritiken, Chroniken) und übersetzte zahlreiche deutschsprachige Autoren vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart ins Portugiesische. Von 1990 bis 2006 arbeitete er für die Zeitung Público und schrieb für die meisten portugiesischen Literaturzeitschriften. Von 1990 bis 2006 war er Vize-Präsident des PEN Clube Português, derzeit ist er Präsident der Direção do Espaço Llansol-Associação de Estudos Llansolianos und verantwortlich für den Nachlass der Schriftstellerin Maria Gabriela Llansol. Er wurde mit verschiedenen Essay-Preisen ausgezeichnet, erhielt 1991 das Bundesverdienstkreuz und 1998 die Goethe-Medaille der Bundesrepublik Deutschland. 

Filipa Melo ist Schriftstellerin, Literaturkritikerin und Journalistin. Ihr Roman Este É o Meu Corpo (2001) wurde in sieben Sprachen übersetzt. Weitere Werke sind die Reportage Os Últimos Marinheiros (2015) und das Dicionário Sentimental do Adultério (2017). Seit 20 Jahren arbeitet Filipa Melo für die Presse und das Fernsehen im Bereich Literatur, moderiert Lesezirkel, organisiert Veranstaltungen und gibt Workshops für Kreatives Schreiben. Außerdem leitet sie den Postgraduiertenstudiengang "Schreiben und Fiktion" an der Universidade Lusófona in Lissabon.
 
Die Leituras Cruzadas, moderierte literarische Gespräche in der Bibliothek, geben dem Publikum die Gelegenheit, sich mit einem Gast aus der portugiesischen Kulturszene über seine deutschen Lektüren auszutauschen. Ob Klassiker oder Zeitgenosse, Prosa oder Poesie - die Leituras Cruzadas bieten ein Forum für Literaturgespräche zu aktuellen Themen und interessanten Autoren.

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