Moskau | Konzert
Übermenschliche Musik
Zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution

PERSIMFANS mit Düsseldorfer Symphoniker

Do, 14.12.2017
19:00 Uhr Tschaikowski-Konzertsaal Moskau

Anlässlich des 100. Jahrestags der Oktoberrevolution haben das Moskauer Persimfans-Orchester und die Düsseldorfer Symphoniker gemeinsam ein Konzertprogramm nach den Maximen des originalen PERSIMFANS-Orchesters erarbeitet – einem 1922 gegründeten Musikerkollektivs ohne Dirigenten. Das Konzert des deutsch-russischen Ensembles der Partnerstädte Moskau und Düsseldorf findet am 14. Dezember 2017 um 19 Uhr im Tschaikowsky-Saal der Moskauer Philharmonie statt.
 
Eines der interessantesten und wegweisendsten Projekte der kurzen sowjetischen Kulturblüte war das Ensemble Persimfans. Die Abkürzung leitet sich vom russischen Namen "Perwy Simfonitscheski Ansambl" (deutsch: "Erstes Symphonisches Ensemble") ab. Dieses 1922 in Moskau gegründete Ensemble spielte im Einklang mit den Idealen der Russischen Revolution als Musikerkollektiv, das ohne die Autorität eines Dirigenten auskam, der als absolutistisches Herrschaftssymbol abgelehnt wurde. Das Orchester, dessen Repertoire klassische wie auch zeitgenössische Musik umfasste, gruppierte sich kreisförmig, um intensiven Blickkontakt untereinander zu ermöglichen – unabdingbare Voraussetzung für das Zusammenspiel eines dirigentenlosen Orchesters. Das Ensemble spielte zu seiner Blütezeit über 70 Konzerte pro Saison, und obwohl kein einziges davon außerhalb Moskaus stattfand, erlangte Persimfans weltweite Berühmtheit und den Ruf, das beste Orchester seiner Zeit zu sein. Seinem Beispiel nach wurden nicht nur in der UdSSR Orchester ohne Dirigenten gegründet, sondern auch im Ausland, z.B. in Deutschland. 1932 fiel das idealistische Projekt den Repressionen Stalins zum Opfer.
 
AUFFÜHRUNGEN
Anschließend an zwei Konzerte, die das Ensemble im Oktober mit großem Erfolg in der Düsseldorfer Tonhalle gegeben hat, erfolgt nun am 14. Dezember der Gegenbesuch: Die etwa 50 Moskauer und 20 Düsseldorfer Musiker bringen im Tschaikowsky-Konzertsaal ein Programm zur Aufführung, das sie gemeinsam nach den Maximen des originalen Persimfans-Orchesters erarbeitet haben. Auf dem Programm stehen dabei Werke, die auch von dem originalen Persimfans-Orchester gespielt wurden und die russische Avantgarde zu Zeiten der Revolution geprägt haben: Ludwig van Beethoven – dessen Ouvertüre zu „Egmont“ auf dem Programm steht – war der Lieblingskomponist von Lenin. Josef Schillinger (Symphonische Rhapsodie „Oktober“) wirkte als dessen offizieller „Staatskomponist“. 
 
AVANTGARDE FÜR DIE GEGENWART
2008 hat sich das Persimfans-Orchester unter dem Pianisten und Klangkünstler Petr Aidu, Enkel eines der Ursprungsmusiker, neu formiert – ganz im Geiste seines historischen Vorläufers. Die Instrumentalisten der jetzigen Formation verstehen ihr Wirken als Wiederbelebung jener Utopien der europäischen Avantgarde, die während der Diktaturen des 20. Jahrhunderts zerstört wurden. In enormem Probenaufwand erarbeiten sie Interpretationen ohne Dirigent, was große Verantwortung jedes einzelnen Musikers und permanente Kommunikation untereinander nach sich zieht und zu einzigartigen Ergebnissen führt, die eine musikalische Brücke zu Theater und Performance schlagen. So versteht sich das Ensemble vor allem als künstlerisches Kollektiv, das neben Konzerten auch interaktive Klangausstellungen und theatral-multimediale Konzepte präsentiert. Persimfans-Projekte wie die interaktive Klang-Ausstellung „ReConstruction of Noise“ (2012) und das multimediale Bühnenkonzept „Reconstruction Utopia“ wurden von Publikum und Kritik in Musikmetropolen wie Moskau, St. Petersburg, Wladiwostok, Perm oder Berlin gefeiert und mit Preisen wie dem Sergey Kuryokhin Modern Art Award 2014 ausgezeichnet.

Organisatoren:
Elena Harakidzyan (Apriori Arts), Helikon Artists und Tonhalle Düsseldorf. Mit Unterstützung des Goethe-Instituts Moskau, des Auswärtigen Amtes in Berlin und dem Bundesland Nordrhein-Westfalen.