Szenische Lesung Lenz

Thomas Mehlhorn (links) Wiktor Werschbizki (rechts) Werschbizki © CC-by-SA 3.0 Alexey Nikishin / Mehlhorn © privatarchiv

Sa, 27.10.2018

19:00 Uhr – 22:00 Uhr

Turgenew-Bibliothek Moskau

„Unbekannte Depression“: Die Psyche zwischen Norm und Pathologie

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Georg Büchner (1813-1837) wird als politischer Aktivist, als Wissenschaftler der Medizin und vor allem als literarisches Genie des 19. Jahrhunderts gefeiert. Auch fast 200 Jahre nach seinem Tod inspirieren seine Werke die Forschung sowie die Künste und bieten eine Projektionsfläche für aktuelle Problematiken unserer Zeit. Der Georg-Büchner-Preis zählt heute als renommiertester Literaturpreis im deutschen Sprachraum. Mit der Figur des Jakob Lenz erschafft Büchner eine zerrissene, einsame und stark psychologisierte Persönlichkeit, welche die Moskauer Regisseurin Valeria Ustinova zu einer umfassenden Veranstaltung zum Thema „Unbekannte Depression“ anregte.

Basierend auf Büchners Erzählung Lenz (1835) findet eine szenische Lesung statt, die von dem russischen Schauspieler Wiktor Werschbizki und dem deutschen Schauspieler Thomas Mehlhorn aufgeführt wird. Im Anschluss an die Improvisation des multikulturellen Bühnenduos ist eine Diskussion über Depression als Krankheit im urbanen Raum mit Experten aus dem natur- sowie geisteswissenschaftlichen Bereich geplant. Psychologen, Psychiater, Rettungssanitäter, Philologen und Kulturwissenschaftler führen die Diskussionsrunde unter dem Titel „Die Psyche zwischen Norm und Pathologie: was wir darüber wissen“.
 
Das Projekt Nachdenkliche Lesungen präsentierte dem russischen Publikum erstmalig die Theaterfassung von Lenz im Rahmen des Programms des Deutschlandjahres in Russland. Das Internetportal To4ka-Treff schrieb über die Uraufführung: Lenz ist eine Geschichte, die den Verlust des Lebenssinns, Zweifel an der Existenz von Realität, Norm und Abweichung, den Widerstand gegen die Figur des Vaters und das Bedürfnis nach dem Vergessen problematisiert. Der Protagonist ist eine pathologische Figur, die am Scheideweg zwischen Existenzialismus und spiritueller Suche vergeblich versucht, zur schwer fassbaren „Normalität“ zurückzukehren.

Wiktor Werschbizki ist ein berühmter russischer Schauspieler und fest in der hiesigen Theaterszene sowie in Film und Fernsehen etabliert. Er spielt am Tschechow-Kunsttheater, am Theater der Nationen, am Lenkom sowie am Theater Et cetera. Im Jahr 2015 übernahm er in einer großen Produktion von der Nibelungensage die Hauptrolle von Siegfried und dem Erzähler. Werschbitzkis war an über 80 Filmen beteiligt: Wächter der Nacht – Nochnoi Dozor, Türkisches Gambit, 12, Coach und viele mehr.

Thomas Mehlhorn ist ein deutscher Theater-, Film- sowie Fernsehschauspieler und arbeitet an den größten Theatern Deutschlands. Zum Repertoire des Schauspielers gehören mehr als fünfzig Aufführungen, unter anderem spielte er Hauptrollen in Homo Faber, Die Möwe, Die Nibelungen, Madame Bovary und Die Möglichkeit einer Insel.

Valeria Ustinova ist Regisseurin der szenischen Lesung und künstlerische Leiterin des Projekts Nachdenkliche Lesungen. Als Theaterpädagogin war sie unter anderem an den Produktionen von Robert Sturua, Peter Stein, Oskaras Korshunovas und Vazhdi Muawad beteiligt. Darüber hinaus ist sie Regisseurin für Hörbücher und Dozentin an der Hochschule für Wirtschaft.

Viktor Werschbizki und Thomas Mehlhorn stellen in der Turgenev Bibliothek Moskau Büchners Erzählung Lenz in einer szenischen Lesung dar und die Thematik der Fragilität der menschlichen Psyche in einer Zeit des Wandels.

Die Veranstaltung wird mit der Unterstützung des Goethe-Instituts organisiert.

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