Theater Regen in Neukölln

Regen in Neukölln © Dennis Skyum

So, 19.05.2019

21:30 Uhr

Theater Praktika Moskau

Regen in Neukölln ist ein Theaterstück des deutschen Dramatikers Paul Brodowsky, das in russischer Übersetzung von Anastassia Risch-Timasheva in der vom Goethe-Institut herausgegebenen Anthologie zeitgenössischer deutschsprachiger Dramatik SCHAG 4 publiziert ist.
 
Zufällige oder vielleicht gesetzmäßige Begegnungen unruhiger Menschen in dunkler Nacht in einer schwierigen Gegend Berlins. Kurze Gespräche, leidenschaftliche Verhältnisse, plötzliche Lieben.
 
Im Stück von Paul Brodowsky geht es um Einsamkeit, Enttäuschung und Suche nach dem Lebensinhalt von Großstadtbewohnern. Der Hauptheld des Dramas ist ein Ort: Neukölln. Der Stadtteil Berlins ist voller Energie und Leidenschaft, die den Ausgang, den Ausbruch suchen. Dieses Sprudeln führt zu unerwarteten und zeitweise schicksalhaften Folgen. 
 
Die Realität verschmilzt mit Trugbildern, die durch beängstigende Gedanken und manische Ausbrüche unglücklicher Menschen entstehen. Die Sprache des Stücks schichtet und verzerrt sich, was die Zerrissenheit der Charaktere widerspiegelt. Die Personen folgen ihren gewohnten Lebensläufen, obwohl jeder von etwas Größerem träumt. 
 
In der Vorstellung treten Schauspieler der Theaterakademie aus der Werkstatt von Oleg Kudrjaschov auf sowie weitere Darsteller. Regisseurin Polina Solotowitskaja sagt über die Inszenierung:
 
„Das ist eine Geschichte über den Menschen und die Großstadt. Die Personen sind typische Einwohner einer Metropole, sie sind erkennbar. Jeder hat eine nächtliche Lebensweise, kann nicht einschlafen, wandert durch die Straßen, sucht etwas. Ihr Leben ist ein ‚Höllchen‘. Nicht die Hölle, nicht etwas Schreckliches und Exklusives, sondern ein alltägliches, gewöhnliches ‚Höllchen‘“.
 
Es gibt im Stück eine kriminelle Linie, aber weder die ‚Bösen‘ noch die ‚Opfer‘. Und es gibt keinen Haupthelden. Das ist eine Geschichte über den Ort, den Bezirk, die Bewohner; darüber, dass alles mit allem verbunden ist und nicht das ist, was es zu sein scheint: ein gemeinsames Trugbild. Es gibt keine Schuldigen, keine Verbrecher, nur eine herausgelassene Energie, eine Leidenschaft, die zu einem zufälligen Tod führt. Der Regen verwischt alle Grenzen. Es ist egal, ob du schwarz oder weiß bist, ob schwul oder hetero. Alles ist verflochten ...
 
Mich hat die Poesie des Textes fasziniert. Hier gibt es eine Vertikale. Obwohl die Personen soziale Typen sind, versinken sie in existenzielle Gedanken. Alles was sie wollten, passierte nicht. Das ist eine poetische Aussage über die Ruhelosigkeit der Bewohner einer Großstadt.“     

Das Stück von Brodowsky ist in Russland populär und wurde bereits mehrmals in Krasnojarsk, Jaroslawl, Barnaul und Wolgograd inszeniert.
 
Mit Unterstützung des Goethe-Instituts

 

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