Ausstellung Internationales Ausstellungsprojekt „Shukhov. Die Formel der Architektur“

Schuchow Leuchtturm © Fonds Schuchow-Turm

Di, 22.10.2019 –
So, 19.01.2020

Schusew-Museum für Architektur

Das Schusew-Museum für Architektur präsentiert zusammen mit der „Schuchow Tower“-Stiftung das internationale Ausstellungsprojekt „Schuchow. Die Formel der Architektur“, welches dem Vermächtnis des herausragenden Ingenieurs und Erfinders Wladimir Schuchow (1853-1939) gewidmet ist.

Im Rahmen des Projektes fand ein Vortrag von Professor Matthias Beckh statt, der durch das Goethe-Institut Moskau ermöglicht wurde. Matthias Beckh hat über Werke und Projekte von Wladimir Schuchow in Moskau und Nischnij Nowgorod geforscht und darüber Bücher veröffentlicht.

Von den konzipierten Ausstellungen zu Schuchows Werken in den letzten 25 Jahren ist diese Ausstellung die größte. Neben Werken aus den Sammlungen der Archive der Russischen Akademie der Wissenschaften und des Russischen Staatsarchivs für wissenschaftliche und technische Dokumente, beinhaltet sie auch Ausstellungsobjekte des Schusew-Museums für Architektur, des Zentralen Staatsarchivs von Moskau, des Instituts für Lichtdesign in Stuttgart, des Architekturbüros Burkhalter Sumi Architekten in Zürich und weiterer Archive.

Die Kuratoren des Projekts haben es sich zur Aufgabe gemacht, Schuchows Ingenieurmethoden und seinen Beitrag zur Entwicklung des Architekturdesigns in Europa zu erforschen. Zwei innovative Erfindungen von Schuchow stehen im Mittelpunkt der Ausstellung: Stabswerkschalen und Hyperboloid-Strukturen. Diese Erfindungen beeinflussten die neue Ästhetik der Architektur zur Zeit des Übergangs vom 19. in das 20. Jahrhundert maßgeblich. Schuchow schuf mit seinen Werken das Musterbeispiel einer Synthese von Architektur und Ingenieurswesen, bei welchem das optimale Design die Originalität der äußeren Form bestimmt, während die Gewichtsverteilung in der Struktur sichtbar bleibt.

Die Ausstellung umfasst Zeichnungen, Modelle und Fotografien, welche dem Bau der Pavillons der Allrussischen Kunst- und Industrieausstellung von 1896 in Nischni Nowgorod gewidmet sind. Darüber hinaus beinhaltet sie einzigartige handschriftliche Berechnungen und Analysen berühmter Bauwerke von Schuchow selbst.

Den Besuchern wird durch die Ausstellung die Möglichkeit geboten, die Entwicklung des Hyperboloids anhand zahlreicher Variationen nachzuvollziehen, von offenen Wassertürmen bis hin zum Schabolowskij Funkturm (1919-1922) und dem Tragwerk des NIGRES-Stromleitungsmasts am Oka-Ufer (1927-1929).

Ein großer Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit Schuchows Entwicklung von Netzschalen. Unter den Archivgegenständen nimmt das Patent für die Erfindung von Netz-Systemen für die Abdeckung von Gebäuden (1895) einen besonderen Platz ein.

Diese Erfindung markiert den Beginn der Verwendung räumlicher Metallgitterschalen in der Architektur. Hierdurch wurden hängende Konstruktionen mit gestreckten Elementen und gewölbte Konstruktionen, die mit Kompression arbeiten, möglich. Das Hauptexponat dieses Abschnitts der Ausstellung ist die Werkstatt des Stahlwerks in Vyksa (1897), die sich durch zweifache Krümmungsschalen auszeichnet.

Eine separate Halle ist Schuchows Forschung zur Verwendung und Verarbeitung von Öl gewidmet, durch welche er der Ölindustrie in Russland den Weg ebnete: Es werden Pläne und Konstruktionen für Ölpipelines, Öllagertanks, die erste Öl-Crackanlage und Ölkähne gezeigt.
Der letzte Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit Schuchows kreativen Methoden im Kontext des modernen europäischen Ingenieurdesigns, welches in der Architektur angewendet wird. Dieser Ansatz ist für die Kuratoren von großer Bedeutung, um den Standort von Schuchows Methode zwischen zwei bedeutenden Entwicklungsbereichen konstruktiver Innovationen im 20. Jahrhundert zu bestimmen: Lichtentwürfe und Raumgestaltungen aus linearen Modellelementen.

Zudem wird im Rahmen der Ausstellung erstmals ein 3D-Film auf Basis von Schuchows Fotografien präsentiert. Der Film ist der erste Versuch, Schuchows einzigartige Tätigkeit in der Kunst der Fotografie durch eine Art visuelles Tagebuch filmisch darzustellen, wodurch der Alltag Russlands zur Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert aufgezeigt wird.

Die Ausstellung erstreckt sich über sieben Säle des Enfilade-Museums und präsentiert mehr als 300 Objekte, von denen viele zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Rundgang und mehreren Vortragsprogrammen.
 
Kurzlebenslauf
Prof. Dr.-Ing. Matthias Beckh
Lehrstuhl für Tragwerksplanung
Fakultät Architektur – TU Dresden

Matthias Beckh studierte Bauingenieurwesen und Architektur an der TU München. Nach seinem Studium arbeitete er für mehrere Jahre als Tragwerksplaner in New York City.

Nach sechs Jahren in der Praxis kehrte er nach München zurück, um sich als Akademischer Rat am Lehrstuhl für Tragwerksplanung der TU München der Lehre und Forschung im Bereich des Strukturleichtbaus zu widmen. Einen besonderen Schwerpunkt seiner Forschung bilden hyperbolische Stabwerke: leichte Gitterturmstrukturen, die auf den russischen Leichtbaupionier Vladimir Schuchow zurückgehen.

Im Anschluss an eine mehrjährige Tätigkeit als Büroleiter eines internationalen Ingenieurkonzerns und zahlreichen Projekten im In- und Ausland, gründete er 2019 sein eigenes Büro in München. Nach einem Lehrauftrag an der ETH Zürich und einer Professur an der HfT Stuttgart wurde er 2019 als Professor für Tragwerksplanung an die Architekturfakultät der TU Dresden berufen.
 

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