Olga Jitlina: "Apartment N44"

"Кватира 44" © Фото: Ольга Житлина

Do, 27.07.2017

12:00 Uhr

Anna-Achmatova-Museum

Ortsbezogene Performance im Rahmen des Programms "Vom Möglichkeitssinn" im Festival "Punkt der Erreichbarkeit"

Es ist genau das kommunale Zimmer, in dem die Poetin Anna Achmatowa gemeinsam mit dem Künsthistoriker Nikolai Punin und seiner Familie lebte. In dieser engen Nachbarschaft koexistierten der kommunale Alltag und die nicht-traditionelle Familie, das Proletariat und die Intelligenzija, die klassische Tradition der Dichtung und die russische künstlerische Avantgarde, der Enthusiasmus der Revolution sowie die Sehnsucht nach dem Russischen Imperium.

In den letzten hundert Jahren ist der offizielle Diskurs und die Gesetzgebung im Bereich Liebe, Sexualität und Familie auf dem Territorium der UdSSR und Russlands mehrmals radikal geändert worden. Migrationsprozesse, prekäre Arbeitsbedingungen, die Erfindung des Internets und die Möglichkeit der Online-Kommunikation haben die gegenwärtigen Bräuche und Vorstellungen von Liebe, Familie, Freundschaft, Zusammenarbeit, Solidarität, Ästhetik und vom politischen Ausdruck beeinflusst.

Im Rahmen der Performance "Apartment 44" verwendet die bekannte Petersburger Künstlerin Olga Jitlina die Räumlichkeiten des Apartments von Anna Achmatowa, das heute ein Museum ist. Mit Hilfe von Dokumenten sowie mündlichen und schriftlichen Erzählungen arbeitet Olga Jitlina heraus, was gegenwärtig geblieben ist und was an Aktualität verloren hat, was erhalten geblieben ist und was sich von Grund auf geändert hat und wie sich das in der gegenwärtigen russischen Gesellschaft widerspiegelt.

"Apartment N44" (44 ist die Nummer, welche das Apartment ursprünglich besaß) weist Parallelen zu dem berühmten Apartment Nummer 5 der Russischen Akademie der Künste auf. Ein Ort, an dem sich Nikolai Punin Anfang der 1910er Jahre mit avantgardistischen Künstlern wie Natan Altman, Wladimir Tatlin, Petr Miturich und Poeten wie Welimir Chlebnikov traf. Dort führten sie Diskussionen über Wachstumsmöglichkeiten der künstlerischen Avantgarde. Olga Jitlinas Performance schlägt Brücken zwischen den Diskussionen und Streitigkeiten der 1920er Jahre und der heutigen Zeit.
 

Totschka Dostupa Goethe © Foto: Goethe-Institut

Die Performance ist Teil des vom Festival "Punkt der Erreichbarkeit" und vom Goethe-Institut St. Petersburg gemeinsam organisierten Programms "Vom Möglichkeitssinn. Zum 100. Jahrestag der Revolution". Kurator des Programms ist Florian Malzacher (Deutschland). Das Sommerfestival der Künste "Punkt der Erreichbarkeit" findet vom 20. Juli bis einschließlich 6. August 2017 in St. Petersburg statt. Auf dem Festival werden Theater- sowie interdisziplinäre Projekte kontextbezogen und in jeweils angemessenem Raum aufgeführt.

 

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