Thomas Myrmel: (Re)writing the (Fe)male Okt (Re)volution

Thomas Myrmel Thomas Myrmel // Foto: © Paul Glazier

Di, 25.07.2017

20:00 Uhr

DK Swjasi

Performance-Konzert im Rahmen des Programms "Vom Möglichkeitssinn" im Festival "Punkt der Erreichbarkeit"

Wie viele Memoiren, Erzählungen und historische Aufsätze es doch über die Oktoberrevolution 1917 gibt! Eine der bekanntesten Beiträge zu dieser revolutionären Zeit "Zehn Tage, die die Welt erschütterten" stammt von dem amerikanischen Journalisten und Sozialisten John Reed. Er schrieb, dass er "versucht hat die Ereignisse mit den Augen eines gewissenhaften Journalisten zu betrachten, der daran interessiert ist die Wahrheit niederzuschreiben", wohlwissend, dass "er aufgrund seiner Sympathien nicht neutral ist".  

Sein Beitrag zu den zehn Tagen der Oktoberrevolution, der die Inspiration für Heiner Müllers Theatertext (Volksbühne, 1957) und Juri Ljubimows Theatertext (Teatr na Taganke, 1956) war, zeigte deutlich, dass er sich darüber bewusst war, dass er die Bewegung der Bolschewiki bevorzugte. Allerdings  wurde die Voreingenommenheit in Bezug auf seine Erfahrungen während dieser Ereignisse hinsichtlich der Gender-Debatte bis heute kaum thematisiert.

Der kaum beachtete Narrativ der Frauen, die unermüdlich die Ereignisse entweder unterstützen oder sich ihnen entgegenstellten rückt erst langsam in den Fokus der Forschung. Diese Frauen waren Zeugen der Handlungen ihrer Ehemänner, die ihre Perspektive der Ereignisse akribisch niedergeschrieben haben. Dem Kampf der "anderen Hälfte" der russischen Nation während dieser aufsehenerregenden Zeiten wird allmählich Beachtung geschenkt.

Anhand der Werke von Emmeline Pankhurst, der Ehefrau des Direktors des Französischen Instituts, Louise Patouillet und anderen ist "Re-Fe-Re" eine Anregung den hegemonialen Narrativ dieser zehn Tage, die die Weltgeschichte nachhaltig beeinflusst haben, zu überdenken. "Re-Fe-Re" webt ein komplexes Geflecht aus Klang- und Textelementen der Ereignisse mit Protagonisten wie Maria Botschkareva, die das Frauenbataillon des Todes anführte. "Re-Fe-Re" bettet diese Personen und ihre Geschichten in eine bunte Mediaperformance ein. Dies ist ein Alternativvorschlag zu den bereits bestehenden historischen Narrativen.

Thomas Myrmel ist ein in Europa weitbekannter Komponist und Performer, Gründer der Kreativgruppe "the Living Room(s)", des Fonds "Music for Music" und Mitbegründer der Komponistenvereinigung "Monotak".

Komponist & Performer Thomas Myrmel
Dramaturg Robin Coops
Stimmen Hydra, Westside Trio, Amsterdam Student Choir, Anna Arov, Anna Mikhailova, Anat Spiegel, Emma Rekers

 

Totschka Dostupa Goethe © Foto: Goethe-Institut

Die Performance ist Teil des vom Festival "Punkt der Erreichbarkeit" und vom Goethe-Institut St. Petersburg gemeinsam organisierten Programms "Vom Möglichkeitssinn. Zum 100. Jahrestag der Revolution". Kurator des Programms ist Florian Malzacher (Deutschland). Das Sommerfestival der Künste "Punkt der Erreichbarkeit" findet vom 20. Juli bis einschließlich 6. August 2017 in St. Petersburg statt. Auf dem Festival werden Theater- sowie interdisziplinäre Projekte kontextbezogen und in jeweils angemessenem Raum aufgeführt.

 

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