Konzert Perlonex Trio

Perlonex_Jazz im Herbst ©Viola Foerster

Fr, 19.10.2018

20:00 Uhr

Kulturzentrum „Dom“ Moskau

KONZERT 3
DER RAUM DER DEPRIVATION
 
Ignaz Schick - DJ-Plattenspieler, Elektronik
Jörg Maria Zeger – Gitarre
Burkhard Beins - Schlagzeug, Perkussion
 
Perlonex ist ein Experimental-Trio. Es besteht aus dem Perkussionisten Burkhard Beins, dem Klangkünstler und Turntablisten Ignaz Schick und dem Gitarristen Jörg Maria Zeger. Das Trio wurde 1998 gegründet und ist eine der prominentesten Bands der Echtzeitmusik-Szene, die sich Anfang der 1990er-Jahre in den Freiräumen des Ostteils von Berlin herausgebildet hat. Dieses vielschichtige Phänomen entstand in einem Koordinatensystem aus freier Improvisation, Neuer Musik, Theater, Performancekunst, Hausbesetzung, Klubmusik, Punk, Künstlergemeinschaften und sozialem Experiment. Für die Improvisation, die die Vertreter dieser experimentellen Szene praktizierten, war eine tiefe Immersion in die Mechanik menschlicher Wechselbeziehungen und Klangwelten, von denen der Improvisationsprozess  umgeben ist, kennzeichnend. Die Musik von Perlonex ist das Eintauchen in die Welt der geheimnisvollen Klänge, Töne und nicht kontrollierbarer Prozesse.
 
Burkhard Beins gilt als einer der einfallreichsten Perkussionisten in der Welt freier Musik. Er hat eine individuelle klangvolle Sprache der Improvisation und einmalige Spieltechniken entwickelt. Außerdem arbeitet der Künstler mit Live-Elektronik und diversen Objekten, er ist Mitglied zahlreicher Ensembles, die eine sehr wichtige Rolle in der Geschichte experimenteller Musik gespielt haben: Zu nennen sind hier beispielhaft The Sealed Knot, Polwechsel, Trio Sowari und Splitter Orchester. Oft arbeitet Beins in Kollaboration mit anderen hervorragenden Improvisatoren wie Sven-Åke Johansson, Keith Rowe, Kris Abrams, John Tilbury oder Axel Dörner. Beins praktiziert eine abstrakte und distanzierte Herangehensweise an sein Instrument. Manchmal erreicht er einen Zustand, in dem die Verbindung zwischen dem erzeugten Ton und der Tonquelle verloren geht und es in diesem Moment kaum zu glauben ist, dass wir ein Perkussionsinstrument hören.
 
Ignaz Schick begann seine musikalische Laufbahn als Saxofonist im Bereich freier Improvisation und in Avantrock-Bands. Gleichzeitig beschäftigte er sich mit unterschiedlichen elektronischen Klangerzeugern, dann verschoben sich sein Interesse und Betätigungsfeld endgültig Richtung Live-Elektronik. Mit der Zeit entwickelte Schick ein eigenständiges elektro-akustisches Set-up, das er als „Rotating Surfaces“ bezeichnet. Das sind Sinuswellengenerator, Plattenteller, Sampler, Signal Processing, diverse Objekte und Materialien. Ignaz Schick ging 1995 nach Berlin, wo er der Echtzeitmusikszene angehörte. Er war Mitglied vieler Ensembles wie Phosphor, Blind Snakes, Decollage und arbeitete mit Musikern wie Don Cherry, Mike Cooper, Phil Durrant oder Martin Tetreault zusammen.
 
Gitarrist Jörg Maria Zeger sammelte seine ersten musikalischen Erfahrungen in diversen Punk- und Noise-Rock-Bands. Nach dem Studium der vergleichenden Musikwissenschaft unternahm er ausgedehnte Forschungsreisen durch Südostasien, die seine individuelle Herangehensweise an Improvisation beeinflussten. Nach der Rückkehr nach Berlin wurde er Mitglied von Pushkin Boom Beat, Daktari, Gelée Royale, Berlin Electric Guitar Unit, arbeitete mit Toshimaru Nakamura, Alex Nowitz und Olaf Rupp zusammen. Zeger beherrscht glänzend die Perkussionstechnik und sein Spiel erinnert an Gamelanmusik oder an das Duo von Robert Fripp und Brian Eno. 
 
Bei Perlonex steht filigrane Arbeit mit Klängen in den besten Traditionen freier Improvisation im Vordergrund. Ähnlich wie in einer Deprivationskammer, in der alle Gesetze der Physik versagen, fühlen wir uns total desorientiert: Elektronische Musikinstrumente klingen wie akustische und umgekehrt. In bestimmten Momenten ist es unklar, ob wir die Improvisation der drei Musiker hören oder uns in einer groß angelegten Toninstallation befinden.
 
Daniel Burygin

 

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