Underground, Avantgarde und „inoffizielle“ Musik aus der UdSSR und der DDR

Julius Krebs in Moskau © Julius Krebs

Sa, 17.08.2019

17:00 Uhr – 20:30 Uhr

Zentrum für Kreativwirtschaft FABRIKA

Finissage der Ausstellung „Geniale Dilletanten“

Anmeldung Im Mittelpunkt der Ausstellung des Goethe-Instituts „Geniale Dilletanten“ steht die deutsche Subkultur der 1980er-Jahre.  Anlässlich der Finissage am 17. August finden folgende Veranstaltungen statt:

17:00 – DJ-SET

low808 (GOST ZVUK) special set


18:00 – Kosmische Flucht:
Elektronische Musik in der Deutschen Demokratischen Republik 1981-1989. Vorlesung, Präsentation

Ihr Land war nicht besonders groß, es erschien ihnen oft eng. Wie weit und unendlich wirkte dagegen der Weltraum über ihnen! Und so begannen eines Tages einige von ihnen damit, aus diesem kleinen Land in den Kosmos zu flüchten. Nicht wirklich natürlich, ihre Fluchtmittel waren nicht Raketen und Raumkapseln, sondern Synthesizer, Drumcomputer und Sampler. So entstand in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), dem sozialistisch regierten ostdeutschen Nachkriegsstaat, elektronische Musik, die den Musikern und ihren Hörern eine kleine Flucht aus dem real existierenden Sozialismus ermöglichte. Inspiriert von westlichen Musikern wie Tangerine Dream (BRD), Klaus Schulze (BRD), Vangelis (GR) oder Jean Michel Jarre (F) erschienen zwischen 1981 und 1989 in der DDR zwölf LPs mit elektronischer Musik zwischen wabernden Fantasy-Epen und handfest pumpendem Krautrock-Disco. Ein vergessener Seitenarm in der Evolutionsgeschichte der Computermusik. Aber einer, auf dem ein paar wunderbare Obskuritäten gewuchert sind.
 
Florian Sievers hat die besten Stücke dieser Schallplatten auf der Compilation „Mandarinenträume – Electronic Escapes from the Deutsche Demokratische Republik 1981-1989“ veröffentlicht und präsentiert ihre Geschichte mit zahlreichen Bild- und Tonbeispielen.
 
Sievers arbeitet als Journalist in Berlin/Deutschland. Er war fünf Jahre lang Redakteur des führenden deutschen Elektronikmusikmagazins Groove, schreibt als Autor für Magazine wie Spex, Resident Advisor, Dummy oder Red Bull Music Daily, arbeitet als Kurator am Haus der Kulturen der Welt in Berlin, wo er das Buch „Pop 16 – 100 Jahre produzierte Musik“ mit herausgegeben hat, und veröffentlicht noch in diesem Jahr als Mitherausgeber in Kooperation mit dem Goethe-Institut das umfangreiche Buch „Ten Cities Clubbing in Africa and Europe, 1960-present“.

19:30 – Musik aus der Sowjetunion: Underground, Avantgarde und „inoffizielle“ Musik. Runder Tisch

Im Rahmen der Ausstellung „Geniale Dilettanten“ findet eine Diskussionsrunde zu jener sowjetischen Musik statt, die sich jenseits der „offiziellen“ Vorgaben des damaligen politischen Establishments entwickelte: Experimenteller bzw. Avantgarde-Jazz sowie Elektro- und Kunstmusik aus den 1980er Jahren der UdSSR. Es diskutieren namhafte Insider der Szene: z.B. Sergej Letow, bekannter Jazz- und Improvisationsmusiker, der in Sergej Kurjochins „Pop-Mechanika“ und dutzenden anderer Musikprojekte mitwirkte, oder der experimentelle Elektromusiker Alexej Borisov, Frontmann der Gruppe „Notchnoi Prospekt“. Moderator ist Ildar Zaynetdinov, DJ und Kurator, Gründer des Labels GOST ZVUK. Ihm ist seit Kurzem die neue Musikreihe GOST ARCHIV über unveröffentlichte und Archivaufnahmen experimenteller Musik aus der Sowjetunion zu verdanken.

 

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