„Zorn und Stille“ von Sandra Gugić

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Di, 20.10.2020

19:00 Uhr

online

Literaturklub

Anmeldung Bei Sandra Gugić jedoch geht es um mehr als nur Migrantenliteratur, Identität und Zugehörigkeit, Integration und dem Leben zwischen ganz verschiedenen Welten. Generationenroman wäre ebenfalls eine treffende Beschreibung, so wie alle zuvor genannten und offen gebliebenen Genres und Begriffe auch.
 
Gugić betreibt in ihrem Roman eine feinfühlige Milieustudie. Die Kritiker schwärmen von der Authentizität der Erzählung und der Nahbarkeit, der Erfahrbarkeit der Wortwahl. Zorn und Stille sind dabei die essentiellen Motive, die den Leser durch die Geschichte begleiten. Zorn: Das sind die aufbrausende, stets gestresste Mutter, die mehrere schlecht bezahle Jobs jonglieren muss, unablässig raucht und nicht davor zurückschreckt, ihre Kinder mit Ohrfeigen zu maßregeln. Zorn – das ist auch die rebellische Tochter, deren Blick und Perspektive am meisten Raum geboten wird in dieser Reise durch die verschiedenen Zeiten. In Kontrast hierzu positioniert sich die Stille, verkörpert vom in sich gekehrten Vater, dessen Heimatland nicht mehr existiert und der in einer ihm fremd bleibenden Gesellschaft nicht auffallen möchte, und vom sensiblen Sohn, der die Streitereien in der Familie und seine eigenen Herkunfts- und Identitätskonflikte alleine nicht lösen kann.

Auch jugendliche Selbstfindung und Loslösung vom Elternhaus, von den gegebenen Zuständen, mit denen die progressiven und kreativen Seelen der jungen Leute oft keine Übereinstimmung finden, wird hier zur Sprache gebracht.
 
„Zorn und Stille“ beleuchtet eine Seite der Migrationsthematik, die in den Medien weniger präsent war. In stimmungsvollen Bildern wird diese anhand der Beispielfamilie Banadinović erläutert und stückchenweise ausgebreitet. Die einzelnen Episoden, die die Familiengeschichte in Serbien und zu unterschiedlichen Zeiten in Wien oder Berlin schildern, sind mit dem Figurenwissen der jeweiligen Zeit verfasst, was für den Leser ein spannendes Puzzle aus Eindrücken und Erlebnissen kreiert, das es zusammenzusetzen gilt.
 
In „Zorn und Stille“ kann jeder einen Aspekt finden, von dem er sich angesprochen fühlt und zu dem er persönliche oder familiär-historische Anekdoten zum Besten geben kann. Daher freuen wir uns, am 20.10.2020 mit euch zusammen in eine neue Serie des Literaturklubs zu starten und alle diese Motive und Thematiken gemeinsam zu besprechen und zu diskutieren. Beginn der Veranstaltung ist um 19:00 Uhr (MSK). Anmeldung erforderlich.

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