Claudia Rusch
Über die Autorin

Claudia Rusch © Mathias Bothor

Claudia Rusch kam 1971 in Stralsund auf die Welt. Sie wuchs auf der Insel Rügen, in Grünheide östlich von Berlin und seit 1982 in Ost-Berlin selbst auf. Durch die Freundschaft ihrer Mutter mit der Familie Havemann, kam Rusch schon als Kind mit oppositionellen Kreisen in der DDR, den dazugehörigen Repressalien und massiver Überwachung durch die Staatssicherheit in Berührung. Nach der friedlichen Revolution in der DDR studierte sie Germanistik und Romanistik in Berlin und Bologna. Danach arbeitete sie sechs Jahre lang als Autorin und Redakteurin für verschiedene Öffentlich-Rechtliche Fernsehanstalten, darunter 2 Jahre im Landesfunkhaus Sachsen-Anhalt in Magdeburg. Rusch lebt seit 2001 als freie Schriftstellerin in Berlin.

Zunächst schrieb sie eine Dokumentation über das Schicksal ihres 1967 in der Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Rostock verstorbenen Großvaters, gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. 2003 erschien bei S.Fischer ihr erstes Prosawerk, der autobiographische Erzählband Meine freie deutsche Jugend. Dieses Buch stand lange auf der Bestsellerliste und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Das Buch wurde in der Kategorie „Erfolgreiches Debüt“ für den Deutschen Bücherpreis 2004 des Börsenvereins und der Leipziger Messe nominiert. Claudia Rusch beschreibt darin die Geschichte eines Kindes, das als Außenseiter in der DDR-Gesellschaft aufwächst.

2009 folgte Aufbau Ost, eine persönlich gefärbte Reise durch die Vergangenheit und Gegenwart Ostdeutschlands. 2010 schrieb sie für die Inselreihe des mareverlags Mein Rügen. 2013 und 2015 erschienen, ebenfalls bei mare, die Kriminalromane um die Figur Henning Zapotek, einem LKA-Beamten aus Hamburg mit ostdeutscher Vergangenheit, der zu seinem Elternhaus am Bodden, nahe Stralsund zurückkehrt, und dort nicht nur in einen Kriminalfall verstrickt wird, sondern auch den Schatten seiner eigenen Geschichte gegenübersteht.

Zudem hat Claudia Rusch seit 2003 zahlreiche Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht.

Blog von Claudia Rusch

Claudia Rusch
Kaukasusblog I: Ein Wort zu Beginn

An der Brjussow-Universität in Jerewan, anlässlich meiner ersten Lesung während der Autorenresidenz hier im Kaukasus, fragte mich eine Professorin, was ich von Günter Grass‘ (na, sagen wir mal höflich) „Einschätzung“ der DDR als kommoder Diktatur hielte (in Ein weites Feld und auch sonst öfter).

Claudia Rusch
Kaukasusblog II: Leuchtender Trost

Meist weiß man erst hinterher, welche Bedeutung eine Begegnung oder ein Erlebnis tatsächlich für das weitere Leben haben wird. Aber manchmal, sehr selten, gibt es Momente, da spürt man sofort, dass gerade etwas geschieht, das einem noch viele, viele Jahre das Herz wärmen wird. Egal, was kommt, das bleibt.

Claudia Rusch
Kaukasusblog III: Noin, isch vergas nischts davon!

Und schon wieder holt mich in Armenien die Vergangenheit ein. Gleich zweimal an diesem Tag. Das erste Mal erklär ich später, das zweite Mal war dieses hier.

Claudia Rusch
Kaukasusblog IV: 1985 – 2009 – 2016

Als ich 2009 in Tbilissi war, begrüßte mich wirklich ALLE mit: "Sie sind das erste Mal in Georgien?" Mehr vorausgesetzte Antwort als echte Frage. Daraufhin ich jedes Mal wahrheitsgemäß: "Nein! Ich war 1985 schon mal hier!" Verblüffte Gesichter: „Ach was?!?“

Claudia Rusch
Kaukasusblog VI: Medeas Töchter

Gleich an meinem zweiten Abend in Tbilissi lande ich, eh ich mich versehen kann, an einer sich von Essen biegenden Tafel. Klarer Fall von Supra.

Claudia Rusch
Kaukasusblog VII: Baku

Zack, über den Kaukasus, zack Koffer in Tbilissi abgeworfen, nicht ganz so zack ein Visum für Aserbaidschan bekommen (immerhin 70 Minuten vor Abfahrt zum Flughafen war es dann doch von Zauberhand da, AHHH) – und dann aber zack zack: BAKU.

Claudia Rusch
Kaukasusblog VIII: Kriege

Ich kann nicht einfach kein Wort zur Situation zwischen Armenien und Aserbaidschan verlieren. Aber weder kann ich richten, noch kann ich Position beziehen. Es mag nicht allen bei uns bewusst sein, aber diese beiden Länder befinden sich seit Jahrzehnten im Krieg.

Claudia Rusch
Kaukasusblog IX: RUSSGEORGARMEDSCHANISCH

Zwei Fragen werden mir von zu Hause am häufigsten gestellt. Erster Platz: Was sprechen die Leute dort für eine Sprache? / Reden die Russisch oder Kaukasisch? / Wie unterhältst du dich da?

Claudia Rusch
Kaukasusblog X: Extragon

„Extragon“, sagt Maja und schaut mich an: „da ist ganz viel Extragon dran. Nimm das!“ Ich zögere, sie zu korrigieren. Denn zum einen klingt Extragon so schön vertraut familär als sei es von meiner wortspielverliebten Oma erfunden worden (die z.B. Wassermillionen aß und Sowjetten benutzte). Und zum anderen finde ich es generell ein bisschen anmaßend, jemanden wie Maja zu verbessern.

Claudia Rusch
Kaukasusblog XI: Gori

Nach der ganzen Schwärmerei ist es vielleicht angebracht, auch mal was Kritisches zu posten. Überprüfung der eigenen Wahrnehmung, Perspektivwechsel und so. Doch, doch, Georgien hat auch Schattenseiten. Bisher kann ich für mindestens drei meine Hand ins Feuer legen.

Claudia Rusch
Kaukasusblog XII: 28 Grad Celsius und strahlender Sonnenschein…

Jaja, schaut genau hin. GANZ GENAU! Richtig: Das, was da rechts in der Ferne hinter meinem verbitterten Antlitz weiß leuchtet, ist Schnee. Und kein ewiger, nein, FRISCH GEFALLENER SCHNEE!!! In Tbilissi im Oktober. Samma, habta se noch alle?! Jeht’s noch DA OBEN oda muss ick schon helfen?!!?

Claudia Rusch
Kaukasusblog XIII: Wer sagt's denn!

HA!
Gestern beschrieene Wetterverantwortliche Tbilissi und Umgebung Herbst 2016 scheint mein kleiner Unmutsausbruch offenbar doch ein wenig bewegt zu haben (war’s der Anschiss oder der Trotz?).
Denn DAS war der Blick, der mich eben beim Aufwachen vom Bett aus erwartete. Tadaaaaa.

Claudia Rusch
Kaukasusblog XIV: Lascha statt Sascha

Ich hab’s schon mal erwähnt (siehe: Kaukasusblog VI): ich arbeite an einem neuen Roman. Ich werde jetzt keine Details verraten (das Netz steckt voller Spione, huuu): aber es geht oberflächlich um eine Dreiecksbeziehung, unterschwellig um Liebe und eigentlich um Freiheit. „Grenzen“, sagt Ana: „Du und Tamta, ihr schreibt beide über Grenzen. Das passt gut.“

Claudia Rusch
Kaukasusblog XV: Wohin man sich wagt. Für Zura

Mit meinem nationalitäts- und hintergrundtechnisch generalüberholten Lascha im Gepäck, der mich und ein paar Pfund sagenhaft gutes Swanuri Marili (nach welchem schon jetzt der gesamte Kofferinhalt riecht) Samstagmorgen um 04.35 Uhr im Flugzeug in Richtung Berlin begleiten wird, verabschiede ich mich.