Nelly Sachs

Nelly Sachs (1891-1970) ist für viele eine düstere Poetin und wird gerne die ”Dichterin des jüdischen Schicksals” genannt. Diese treffende Beschreibung Walter Bredensohns ist jedoch nicht umfassend, sondern trifft nur auf einen Teil ihrer Autorschaft zu. Denn Nelly Sachs war auch eine Poetin, die bahnbrechende szenische Werke schrieb. Sie zeichnen sich durch einen schwarzen Humor aus, der gerne mit Samuel Beckett in Verbindung gebracht wird, kaum jedoch mit Sachs. In ihrer späteren Poesie findet sich eine kompakte Sprachmystik, hier trifft moderne Lyrik auf mittelalterliche jüdische Mystik.
 
Vor dem Hintergrund einer Abendveranstaltung zu Nelly Sachs im Goethe-Institut in Stockholm, stellen wir hier eine Schwerpunktausgabe zu der deutsch-schwedischen Schriftstellerin vor. Die Beiträge zielen darauf ab, die verschiedenen Seiten von Sachs zu beleuchten: ihre Prosa, ihre Beziehung zur schwedischen Lyrik und ihre Poesie.
 
Mögen die hier gesammelten Texte die Neugier neuer Leser*innen auf Sachs wecken und jenen, denen sie bereits bekannt ist, ein vertieftes Bild bieten.

Gastredakteur für unseren Nelly-Sachs-Schwerpunkt ist Daniel Pedersen. Er ist Literaturwissenschaftler, Schriftsteller, Übersetzer und Mitglied der Kulturzeitschrift ‚Aiolos’. Pedersen schrieb seine Doktorarbeit über Nelly Sachs und bearbeitet im Moment eine schwedische Ausgabe ihrer Gedichte. Er hat eine Anzahl an Büchern – hauptsächlich aus dem Französischen – übersetzt. In diesem Herbst wird er eine Neuausgabe von Novalis' Hymnen an die Nacht herausgeben, zusammen mit einer Übersetzung von J.G. Ballards Crash.