Kanondebatten sind für Literaturbetrieb und –Wissenschaft kein ganz taufrisches Thema und doch wird aktuell wieder verstärkt gestritten, darum wessen Texte gelesen werden, welche Werke wie besprochen werden und wer sich in der Vielfalt der Leselisten und Verlagsprogramme wiederfindet und wer nicht. In Debatten um den Kanon handeln wir immer wieder unseren Literaturbegriff aus, diskutieren nach welchen Kriterien Literatur beurteilt werden soll und überlegen, wie ein Kanon verändert werden kann, der heute doch meist implizit wirksam wird. Was bedeutet Kanonisierung in den Literaturwissenschaften? Wie können Kanonisierungsprozesse sichtbar gemacht werden und wie werden Stimmen hörbar, die bis jetzt an den Rand gedrängt wurden? Diese Debatte wird in all ihrer Vielfalt aktuell verstärkt in den sozialen Medien geführt und soll hier den Anlass für vier längere Beiträge bieten, die sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema befassen.