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Pionierinnen
Frauenfußball: Die Anfänge

Frauenfußball – Englisches gegen französisches Frauenfußballspiel, 1920, Fotografie zeigt eine englische Mannschaft (links in gestreiften Hemden) der Dick Kerr Electrical Works, Preston, und eine französische Frauenfußballmannschaft vor einem Spiel im Pershing Stadion, Paris, 1920. Das Spiel wurde von 12.000 Zuschauern verfolgt und endete mit einem 1:1-Unentschieden, 1920.
Frauenfußball – Englisches gegen französisches Frauenfußballspiel, 1920, Fotografie zeigt eine englische Mannschaft (links in gestreiften Hemden) der Dick Kerr Electrical Works, Preston, und eine französische Frauenfußballmannschaft vor einem Spiel im Pershing Stadion, Paris, 1920. Das Spiel wurde von 12.000 Zuschauern verfolgt und endete mit einem 1:1-Unentschieden, 1920. | Foto (Ausschnitt): © Interfoto (Additional-Rights-Clearance-Info-Not-Available)

Es begann mit Unruhen und Gewalt. Die ersten, nachgewiesenen Spiele von Frauen, die in Großbritannien (1881 in Schottland) stattfanden, wurden vom Verhalten der Zuschauer überschattet. Regelmäßig rannten Leute auf das Spielfeld und zwangen die Spielerinnen, es zu verlassen. Diese frühen Unruhen sorgten für ein schnelles Verbot des Sports in Schottland und zwangen Pionierinnen wie Helen Matthews (die sich hinter dem Pseudonym Mrs Graham versteckte) und Nettie Honeyball sich ins Gebiet südlich der Grenze zu bewegen, um dort zu spielen.

Von Sophie Lawson

Genauso wie der Männerfußball sich weigerte, ein allgemein anerkanntes Regelbuch zu akzeptieren, gab es wenig Sympathie für die Idee, dass Frauen den Sport überhaupt ausüben sollten, der der Nation so am Herzen lag. Die Zuschauer in England waren genauso wenig wohlwollend wie in Schottland, die Spiele wurden mehr als Kuriosität und Merkwürdigkeit gesehen denn als sportliche Präsentation.

Die Zeitungen, die diese frühen Spiele begleiteten, waren selten freundlich, was die Qualität des Fußballs angeht. So schrieb etwa der Evening Standard über ein Spiel zwischen Nord- und Südlondon 1895: “Ihre Kostüme waren bescheiden und anziehend, aber das ist das einzige Lob, das wir ihnen geben können.”

Als sie beim British Ladies Football Club spielten, reisten Honeyball und ihre Kohorte die komplette Länge Großbritanniens ab und überquerten auch die Irische See, um ein internationales Spiel in Belfast zu absolvieren. Abgesehen von einem harten Schema, das die Mannschaft 34 Spiele in nur 26 Wochen absolvieren ließ, konnten sie nur wenig tun, um das britische Publikum zu erobern und es sollte bis zum Beginn des nächsten Jahrhunderts dauern, bis Frauenfußball ein zählbares Publikum bekommen würde.

Es war de facto so, dass es das Blutbad des Ersten Weltkriegs brauchte, damit Frauenfußball als ein richtiger Sport angesehen wurde, für den zu sehen es sich lohnte, Eintritt zu bezahlen.
Als Frauen in die unterbemannten Munitionsfabriken einberufen wurden, um dringend benötigte Geschosse für den Krieg zu produzieren, war es nur natürlich, dass es sie auch in die Fußballteams der Betriebe zog. In kürzester Zeit enstanden Frauenbetriebsmannschaften überall im Norden Englands, die sicher bekannteste von ihnen war die Dick, Kerr & Co. Fabrik in Preston.

Trainiert von Alfred Frankland, einem Manager von Dick, Kerr & Co., ging die Mannschaft von Klarheit zu Klarheit. Der dem Verstand verpflichtete Büroangestellte war seiner Zeit voraus, in der Art ein Team besser zu machen. Obwohl er eine der besten Mannschaften Englands hatte, machte sich Frankland daran, Frauen aus anderen Fabriken für Dick, Kerr & Co. zu rekrutieren, damit sie zu der Fußballmannschaft stoßen konnten. Es war auch Franklands Idee, Alice Milliat in Frankreich zu kontaktieren und 1920 internationale Freundschaftsspiele mit einem “französischen” Team zu veranstalten. Es war dasselbe Jahr, in dem seine Mannschaft die erste war, die unter künstlichem Licht spielte.

Weit entfernt vom Horror des Krieges, schien das englische Publikum im ganzen Land mehr als glücklich zu sein, Frauenfußballspiele zu besuchen, Das Gros der Einnahmen ging nach Abzug der Kosten immer an lokale, wohltätige Organisationen. 1920 erreichte der Sport seinen Höhepunkt, als am Boxing Day (dem Zweiten Weihnachtsfeiertag) 53.000 Fans die Drehkreuze am Goodison Park passierten, um die Dick Kerrs gegen die St.Helens Ladies spielen zu sehen. Rund 14.000 Fans mussten angesichts des ausverkauften Stadions nach Hause geschickt warden.

Trotz der Popularität des Sports, oder wahrscheinlich wegen der Popularität – die Dick Kerrs allein nahmen 180.000 Pfund (10 Millionen in heutigem Geld) für wohltätige Zwecke ein, wurde der Frauenfußball mit Mißgefallen vom Englischen Fußballverband betrachtet und 1921 verboten. Obwohl das Verbot den Sport nicht gänzlich illegal machte, sorgte es doch dafür, dass Frauen nicht mehr auf Sportplätzen spielen durften, die durch Assoziation dem englischen Verband angeschlossen waren. Nicht gerade subtil wurde angedeutet, dass Fußball dem schöneren Geschlecht physischen Schaden zufügen könnte UND dass Mannschaften Geld veruntreuten.

Der Krieg war zu Ende gegangen und Männer kehrten von der Front nach England zurück, nahmen wieder ihre alten Arbeitsstellen an, drückten Frauen aus der Arbeitskraft heraus und auch aus den Betriebsmannschaften. Mit der Nachricht über das Verbot hörten viele Teams ganz einfach auf zu existieren und trotz der Gründung der English Ladies Football Association, verschwand Frauenfußball in England in der Versenkung. Frankland und seine talentierte Mannschaft reagierten darauf, in dem sie eine Reihe von Freundschaftsspielen gegen ein französisches Team absolvierten bevor sie sich auf eine Tour nach Nordamerika begaben.

Obwohl die Reise al seine Tournee mit Spielen gegen sowohl kanadische wie amerikanische Teams vermarktet wurde, sahen sich die Dick Kerrs bald einem großen Problem gegenüber, als sie die Provinz Quebec erreichten. Dort erfuhren sie, dass Frauenfußball in Kanada auf Anweisung der Dominion of Canada Football Association verboten worden war. Diese Verbote des Sports gerieten zu einer Epidemie und wenig später hatte Frankreich sein eigenes Verbot erlassen, gefolgt von Spanien 1935, Brasilien 1941 und der Bundesrepublik Deutschland 1955 – die Verletzlichkeit des weiblichen Körpers wurde zumeist als Grund angeführt.

1965 wurde das Dick Kerr Frauen Team nach seiner pionierhaften Rolle im Frauenfußball offiziell aufgelöst, sechs Jahre bevor der englische Fußballverband sein Verbot aufhob. Die offizielle Statistik des Teams endete bei 833 gespielten Matches mit 759 Siegen, 46 Unentschieden und nur 28 Niederlagen. Auch nach der Zurücknahme des Verbots des Fraußenfußballs in England, sollte es lange dauern, bis der Frauenfußball offiziell “ankam.”

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