Debatte Routinen und Wahrnehmungsverlust

Shifting Baselines © Nagib

Do, 18.10.2018

17:00 Uhr – 19:00 Uhr

Narodni dom Maribor

Shifting Baselines

"Shifting Baselines"

Internationales Projekt in Koproduktion von Goethe-Institut Ljubljana, Verein Nagib (Maribor), ArgeKultur Salzburg (AT) und HochX München (DE).
 
Das Projekt Shifting Baselines beobachtet und denkt transformative Prozesse und beschreibt sie einerseits als Verhältnisse zwischen Wahrnehmungen, Werten und Handlungsmustern und andererseits als sich wandelnde Umwelt. Der Sozialpsychologe Harald Welzer erklärt dieses Verhältnis als eines zweier sich verschiebender Referenzpunkte, zum Beispiel Züge, die mit gleicher Geschwindigkeit auf parallel verlaufenden Schienen fahren, wodurch es den Anschein hat, als würden sie relativ zueinander stillstehen. Häufig geschieht es, dass Veränderungsprozesse, die die Bedingungen gesellschaftlicher Rahmen umgestalten, von den Menschen und Gesellschaften, in denen sie passieren, nicht erkannt werden, da sich zugleich – und ebenso unbewusst – auch deren Wahrnehmungen, Werte und Handlungsmuster verändern. Infolgedessen erkennen wir häufig sogar bedeutende historische Ereignisse oder Veränderungen nicht oder setzen uns mit ihnen nicht zum Zeitpunkt ihres Geschehens auseinander.

Der Begriff „shifting baselines“ kommt ursprünglich aus den Naturwissenschaften (der Meeres- und Fischforschung). Er wurde vor allem vom soziologischen Diskurs aufgenommen und erforscht, bevor er auch in die Sozialwissenschaften sowie in die Kultur übertragen wurde. Er wird in verschiedenen Gebieten und Disziplinen verwendet, unter anderem in der Geschichtsforschung (z. B. im Verhältnis zum rapiden Wertewandel zur Zeit des Nationalsozialismus und Holocaust), der Ökologie (Klimawandel und Artensterben als ökologische und soziale Krise), den Politikwissenschaften (Wandel im Verhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit vor 9/11) oder den Wirtschaftswissenschaften (durch die Finanzkrise 2008 ausgelöster Wandel in der Finanzpolitik).

Das erste Forschungsereignis beschäftigt sich mit einer allgemeinen Reihe an Fragen: Was sind die „shifting baselines“, denen wir heutzutage ausgesetzt sind? Welche Auswirkungen gibt es auf die Zukunft? Wie können wir heute angemessen erkennen, visualisieren und reagieren?

Eine KuratorInnengruppe, bestehend aus Petra Hazabent, Mona Schwitzer, Sebastian Linz und Philipp Krüger, veranstaltet die erste von mehreren konzeptuellen Begegnungen, und zwar ein Untersuchungs-Erforschungsereignis mit dem Zweck, einen Raum zu eröffnen, in dem das Phänomen „shifting baselines“ überlegt, hinterfragt und erlebt wird, diesmal durch (lokale) Geschichten in der Interaktion mit (internationalen) Gästen und dem Publikum sowie durch diverse künstlerische Konstellationen (z. B. Klanginstallation, visuell und gestalterisch partizipatorische Ausstellung, performativer Vortrag etc.).
 
Alle sind herzlich eingeladen.

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