Florian Malzacher: Kunst als Versammlung Sphären der radikalen Vorstellungskraft und pragmatische Utopien
Eine Versammlung im Kontext des Aktivismus ist ein Ort des Zusammenkommens, der Entstehung einer Gemeinschaft sowie des Experimentierens mit verschiedenen Formen der Demokratie. In den vergangenen Jahren allerdings, gab es auch eine Reihe von künstlerischen Versuchen, bei welchen die Form der Versammlung dazu genutzt wurde, neue öffentliche Sphären zu schaffen. Diese Versammlungen beinhalteten einzigartigen Möglichkeiten des Theaters, um temporäre Gemeinschaften zu schaffen. Sie spiegeln dabei nicht nur die Gesellschaft wider, sondern versuchen auch soziale und politische Verfahren durch welche Gesellschaften ausgedacht, durchgespielt, inszeniert, getestet oder sogar neu erfunden werden können.
Die Art und Weise wie Kunst für Versammlungen genutzt wird, welche Raum für radikale Vorstellungskraft sowie pragmatische Utopien bieten, ist vielfältig und nicht selten widersprüchlich in ihrer ästhetischen und politischen Position. Was sie jedoch verbindet, ist das Ziel den Bereich des Theaters zu erweitern, seine Mittel und Möglichkeiten zu fördern, Wege zu finden, sich mit den sozialen und politischen Themen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Auch Aktivismus und politisches Denken soll dadurch über das Künstlerische hinaus inspiriert werden.
Dieser Workshop entwickelt die Idee von Kunst als Versammlung entlang historischer Beispiele von Beuys bis Schlingensief und fokussiert sich auf aktuelle künstlerische Beispiele von Milo Raus „trials“ und „assamblies“, „New World Summits“ von Jonas Staal, den parlamentarischen Experimenten von Dana Yahalomi/Public Movement, Lotte van den Bergs „initiation of conversations“ bis hin zu verschiedenen Pre-Enactments der Weltklimakonferenz von der Theatergruppe Rimini Protokoll und Bruno Latour.
Florian Malzacher ist freiberuflicher Kurator, Dramaturg, Autor und aktuell Gastprofessor an der Fakultät für Angewandte Theaterwissenschaften der Universität Gießen. Er war Mitveranstalter des steirischer herbst festival in Graz 2006 bis 2012 und Künstlerischer Leiter des Impulse Theater Festival (in Düsseldorf, Köln und Mühlheim/Ruhr) 2013 bis 2017. Er war außerdem Kurator von Veranstaltungen wie Truth is Concrete in Granz 2012, Appropriations (Ethnologisches Museum Berlin, 2015), Artist Organisations International (HAU Berlin, 2015), Sense of Possibility (St. Petersburg, 2017) oder Training for the Future (mit Jonas Staal, seit 2019). Florian Malzacher schrieb und editierte zahlreiche Drehbücher für Theater und Performance sowie
Sein zuletzt erschienenes Buch ist „Gesellschafsspiele, Politisches Theater heute“.
Aktuell betreut er die derzeit laufende Online-Gesprächsrunde „The Art of Assembly“:
art-of-assembly.net
Mehr Informationen über das Projekt:
www.goethe.de/slowakei/beuys2021
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