Interview
Cheikh Lô brings the sun!

Als einer der wenigen senegalesischen Musiker, die vor mehr als 10.000 Zuschauern auftreten, ist Cheikh Ndigel Lô, bekannt als Cheikh Lô, in der Musikszene Senegals sehr bekannt und beliebt. Wir haben uns am Montag, den 13. April, zusammen mit dem jungen Frontsänger von Natal Patchwork Sahad sowie Khalifa Ababacar Diouf und Colette G. Jeismann aus dem Goethe-Institut Senegal, in sein bescheidenes und zugleich sehr geschmackvolles Zuhause in Keur Massar begeben. Nach einem kräftigen Café Touba haben wir den Musiker und Künstler, der am 8. Mai im Goethe-Institut auf der Bühne stehen wird, im Interview noch besser kennengelernt.
Cheikh Ndigel Lô, Sie haben im vergangen Februar eine EP mit drei Stücken herausgebracht. Warum haben Sie sich nicht gleich für ein ganzes Album entschieden?
Ich glaube daran, dass sich die Welt fortentwickelt und wir für jeden möglichen Ausgang eine Strategie benötigen. Wir haben uns zunächst, als Bindeglied vor Erscheinen des Albums, für eine EP entschieden und haben diese zusätzlich mit einem Kopierschutz belegt, um der CD-Piraterie vorzubeugen. Schon bald bringen wir unser Album raus, dass zusätzlich zu den drei bereits bekannten Stücken, 7 weitere bereithalten wird. Das Album wird voraussichtlich zum 1. Juni auf den Markt gebracht.
Gehen wir noch einmal zurück zu ihrem letzten Musikvideo, dass ich wunderschön finde, insbesondere aufgrund der Zusammenarbeit mit der brasilianischen Sängerin Flavia. Könnten Sie uns von ihrem Treffen genauer erzählen?
Flavia kannte ich vorher nicht. Wobei ich zunächst noch hinzufügen möchte und das ist jetzt vielleicht eine Überraschung: für die EP habe ich nicht nur mit Flavia sondern auch mit Oumou Sangaré, einer malischen Sängerin, zusammengearbeitet. Mit Oumou Sangaré ist das jetzt bereits das zweite Mal, das erste Mal im Jahre 1999 für die CD "Bambay Gueej" (Anm d Red: Cheikh Ahmadou Bamba ist die Weisheit). Die letzte gemeinsame Aufnahme in Paris 1999 bis heute in 2014, da liegen jetzt 15 Jahre dazwischen. Flavia wurde mir von meinem Produzenten empfohlen. Als ich sie in der Olympia Music Hall in Paris live gesehen habe, dachte ich mir sogleich, dass das Lied "Degg Gui" für sie wie geschrieben ist. An der Stelle, an der das Saxophon sein Solo gespielt hat, habe ich Flavias Stimme bevorzugt. Dies ist für mich ein weiterer Beweis dafür, dass die menschliche Stimme sich mit jedem Instrument messen kann. Nachdem sich Flavia die Musik angehört hat war sie von der Idee, diese vokalisch zu begleiten, sehr begeistert. Das ist es übrigens, was man braucht um gute Musik zu machen; von der Melodie begeistert zu sein. Alles andere, wenn man es für das Geld macht oder wofür auch immer, ist musikalische Prostitution. Ich habe Flavia an einem Freitagabend das erste Mal auf der Bühne gesehen und ihre Bühnenpräsenz hat mich richtig beeindruckt.
Sie blicken heute auf über 40 Jahre musikalischer Erfahrung zurück. Was hat sie in dieser Zeit besonders geprägt?
Hier in Dakar ist das Grand Théatre mit seinen 1800 Plätzen eine Referenz. Aber das ist nichts im Vergleich zu den verschiedenen Bühnen auf denen ich spielen durfte. Auf den Festivals auf denen ich spiele sind sonst nie weniger als 10.000 Zuschauer! Ich lebe seit 20 Jahren in dieser Musikszene, was mich aber am meisten beeindruckt hat, ist das Festival von Glastonberry (England) das sogar großer ist als das Womad Festival in Australien im Jahr 1999. Damals sind 100 000 Zuschauer der Einladung gefolgt! Wenn ein Festival drei Tage dauert erlebt man ein ganzes Leben, von der Geburt bis zum Abschied nehmen und zur Hochzeit. Ich habe mit Youssou Ndour und seinem Label Jololi auf dem Album "Bambay Gueej" und dem Produzenten Nick Gold zusammengearbeitet. Auch wenn Youssou und seine Gruppe « le super étoile »nicht im Programm standen, war er als Mitglied der Programmgestaltung meines Albums Vorort. Da mein neues Album « Bambay Gueej » vor kurzem erschienen war, wurde ich eine Woche vor Festivalbeginn eingeladen um Fela im Programm zu ersetzen, sie war leider krank geworden.
Eine Sache ist auf einem Festival passiert, von der ich soweit ich mich erinnere noch kein einziges Mal erzählt habe; eine sehr mysteriöse und mystische Anekdote. An dem Tag an dem ich auf dem Festival spielen sollte war der Himmel grau und die Sonne ließ sich nicht blicken. Unser Auftritt hat begonnen und kurz nach dem Stück "Sant Mame" breitet sich die Sonne über uns aus. Am nächsten Tag hat der Guardian über uns berichtet: "Cheikh Lô brings the sun!". Das hat mich sehr geprägt, ein sehr starker und bedeutsamer Moment für mich.