Workshop
Verbunden durch eine gemeinsame Sprache – das Theater

Workshop Junges Theater Münster
Foto: Stéphanie Nikolaïdis

Im Oktober war das Junge Theater Münster mit seiner Inszenierung „Hoch und höher – ein musikalischer Höhenflug“ zu Gast beim Goethe-Institut. Im Rahmen dieses Besuchs fand auch ein Workshop rund um die Themen Theaterpädagogik, Kulturvermittlung und Schauspielern statt - ein bereicherndes Angebot für alle Seiten.

Der Wind rauscht in den Blättern, Hühner glucksen, hin und wieder kräht ein Hahn, irgendwo muht eine Kuh – wenn man die Augen schließt, hat man tatsächlich den Eindruck, auf dem Land zu sein. Doch öffnet man sie, findet man sich zwischen etwa zwanzig Theaterschaffenden und Lehrer_innen im Weimar-Saal des Goethe-Instituts wieder. Es ist der erste Tag des zweitägigen Workshops „Das Theater im pädagogischen Kontext“, in dem unter Leitung von Julia Dina Heße vom Jungen Theater Münster die Vermittlung schauspielerischer Fähigkeiten und des Theaters im schulischen Kontext thematisiert wird. Das heißt vor allem selbst ausprobieren. In der Übung zu den Geräuschen zum Beispiel wünscht sich ein_e Teilnehmer_in an einen Ort, schließt die Augen und wird von den hörbaren Assoziationen der Anderen fortgetragen. Es funktioniert: Musiker Jonas Nondorf (Junges Theater Münster) sagt erfreut, „Ich war wirklich auf dem Land. Und es war schön.“

Das Junge Theater Münster beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Heranführung von Kindern an Musik. Entsprechend geht es auch in den praktischen Einheiten viel um Ton, Klang und Rhythmus: Was regt die musikalische Kreativität von Kindern an? Wie funktioniert Musikvermittlung ohne Notenlesen und Instrumente? Und wie können musikalische Erfahrungen auch andere Theater- und Bildungsbereiche bereichern? Youssouf Bodian, Lehrer an einer Grundschule in Thiaroye, einem Vorort von Dakar, ist überzeugt, dass die spielerische Heranführung an Musik „Kinder motivieren und ihre Denkweise verändern und erweitern kann“.

Ein besonderer Vorteil von (musikalischem) Theater wird im Workshop unmittelbar deutlich: Es funktioniert auch ohne Worte. Wenngleich Julia Dina Heße ohne Mühe zwischen Französisch und Deutsch wechselt, um Übungen und Hintergründe zu erläutern, kommen die probierten Spiele, Koordinations- und Bewegungsübungen sowie Schauspieltechniken ohne Sprache aus. Trotzdem geht es in diesem Workshop nicht nur um die Praxis, sondern auch um den Gedankenaustausch. „Es ist bereichernd, sich zu begegnen, sich kennen zu lernen, sich auszutauschen, denn wir sind nicht vom gleichen Kontinent, wir sind nicht aus dem gleichen Land, wir sprechen auch nicht die gleichen Sprachen“, sagt Omar von der Theatergruppe Espoirs de la Banlieue. Angestoßen durch vorbereitete Leitfragen entsteht gleich zu Beginn ein ungezwungener Dialog darüber, was das Theater den Teilnehmenden bedeutet, über ihre Motivationen, Schwierigkeiten, Ziele. Nicht zuletzt ist der Workshop auch eine Gelegenheit für die senegalesischen Theaterschaffenden, sich untereinander besser zu vernetzen. Die Begegnungsmöglichkeiten sind begrenzt und gerade deswegen dringend notwendig, betont Djibril Goudiaby vom Theaterfestival Casamance en Scène. Die staatliche Unterfinanzierung des Theaterbereichs sei womöglich Folge eines „Mangels an Organisation“, den man durch mehr Austausch und gegenseitige Unterstützung beheben könne. Als Ko-Organisator des jährlich stattfindenden Festivals hat er im Workshop Kontakte zu anderen Theaterschaffenden geknüpft, die er zur nächsten Ausgabe einladen möchte.

Unmöglich, das Potential all der unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven der Anwesenden in zwei Tagen voll auszuschöpfen. Mit einem großzügigeren Zeitplan könnte man beim nächsten Mal noch mehr den gegenseitigen Austausch fördern und so einen wirklichen Dialog ermöglichen. Der Ideenreichtum und die Motivation aller Teilnehmenden zeigen jedoch eindeutig, wie lebendig und innovativ die Theaterszene in Dakar und den anderen Regionen ist.

Das Goethe-Institut bedankt sich bei allen Teilnehmer_innen des Workshops sowie bei seinen Partnern, dem Jungen Theater Münster und dem Ensemble Espoir de la Banlieue.