Enter Africa auf der gamescom 2019
Die Wahrnehmung von Afrika durch Spiele verändern

Nach seiner Teilnahme an der gamescom 2019, der größten Videospielshow Europas, trafen wir Yves Afoutou, der den Senegal für das Enter Africa-Projekt vertrat.
Vom 20. bis zum 24. August wurde die Kölnmesse – ein Veranstaltungsort in der Stadt Köln mit 11 Gebäuden, einer Gesamtfläche von 218.000 m², 1153 Ausstellern und rund 373.000 Teilnehmern, genannt "Human Wave" – von der gamescom erobert. Die Teilnahme von Vertretern aus 15 afrikanischen Ländern an der gamescom 2019 hat dazu beigetragen, einige Vorurteile über das Gaming in Afrika abzubauen.
Yves, wie war dein Tagesablauf?
Die Tage waren besonders arbeitsaufwendig. Wir wohnten in Düsseldorf, einer friedlichen und eher bürgerlichen Stadt, weil es in Köln nicht mehr möglich war, eine Unterkunft zu finden. Die gamescom ist so populär, dass die Leute ihre Unterkunft ein Jahr im Voraus buchen.
Jeden Tag fuhren wir mit dem Zug nach Köln. Der Zeitplan war sehr strikt. Wir standen früh, gegen 5 Uhr morgens, auf und frühstückten um 6 Uhr, damit wir um 8 Uhr den Zug nehmen konnten.
Der Stand war von 9 bis 20 Uhr für das Publikum geöffnet. Unser Enter Africa-Team bestand aus 25 Mitgliedern, die jeweils paarweise den Stand betreuten und sich stündlich abwechselten. Die Arbeit war intensiv, man musste den ganzen Tag stehen, was mir jedoch nicht allzu viele Probleme bereitete, da ich von Beruf Ausbilder bin. Es war wichtig, sich mit den Besuchern über die Projekte und Möglichkeiten des afrikanischen Kontinents auszutauschen und sie zu begleiten, damit sie die Spiele spielen können.
Wie war die Wahrnehmung der Besucher?
Sieben in Afrika entworfene Handyspiele wurden für unseren Stand ausgewählt. Ich stellte eins von ihnen namens "HA!!!!! BUGGY" vor, entworfen von Dadja Bassou, unabhängiger Berater für mobile Apps und Mitglied des Enter Africa Senegal Teams. Einige Besucher waren von Vornherein skeptisch gegenüber diesen „Made-in-Africa-Spielen“. Sie dachten, sie wären zu einfach zu spielen, aber nachdem sie sie ausprobiert hatten, änderte sich ihre Wahrnehmung völlig und sie erkannten, dass die Spiele nicht nur Spaß und Qualität, sondern auch ein echtes Maß an Herausforderung und Komplexität in sich hatten.
Neben diesen Videospielen war die Hauptattraktion des Enter Africa-Standes das BUSARA-Brettspiel. Es besteht aus Karten und Holzbrettern, die aus Addis Abeba stammen – alle in Wax verpackt und speziell für dieses Projekt in der Côte d'Ivoire entworfen. Das Spiel war ein großer Erfolg beim Publikum, nicht nur weil es eines der wenigen präsentierten Brettspiele war, sondern auch wegen seiner Authentizität und der sozialen Nähe, die es bot.
Foto: Yves Afoutou
Welchen Beitrag leistet die Teilnahme an einer solchen Show?
Es ist eine großartige Gelegenheit und ein echtes Sprungbrett für uns, an dieser Show teilgenommen zu haben und einen Teil der afrikanischen Gaming-Landschaft zu präsentieren, die aufgrund mangelnder Präsenz auf der internationalen Szene voller unbekannter Talente ist. Es gibt eine beträchtliche Lücke, die wir dank der Repräsentation Afrikas bei der Gamescom zu schließen begonnen haben. Die Welt hat nun ihre Augen für eine Realität geöffnet, die sie nicht kannte, und wir haben die Pflicht, diese Neugierde zu befriedigen, indem wir positiv reagieren.
Im Gespräch mit dem Verantwortlichen des Microsoft-Standes konnte ich einen Überblick über das Verhalten von Spielern in Senegal geben. Sie benutzen hauptsächlich Tablets und Smartphones. Dies liegt an der Popularisierung von Mobiltelefonen durch Telefonbetreiber, was wiederum durch hohe Kosten, das Fehlen von Vertriebspartnern und die Unzugänglichkeit von Spielmaterialien (PC-Gamer, Konsole) in Afrika begründet ist. Der Fokus lag darauf, wie der Hersteller die lokalen Bedürfnisse am besten erfüllen kann. So konnte er beispielsweise durch sein XCLOUD-Projekt und seinen Xbox One-Controller einige Spiele aus seinem Katalog auf dem Handy verfügbar machen und so das mobile Cloud-Gaming (Möglichkeit des Online-Gaming) in Afrika fördern.
Ich habe auch festgestellt, dass es in Afrika einen eklatanten Mangel an Informationen über Gaming-Daten gibt und dass es auch Unternehmen mit Sitz in Europa gibt, die gerne einen Überblick über konkrete Zahlen haben würden.
Eines der Ziele des Projekts Enter Africa ist es, die Stereotypen und Vorurteile, die mit dem afrikanischen Kontinent verbunden sind, zu dekonstruieren. Mit der Teilnahme an der gamescom 2019 sind wir diesem Ziel näher gekommen und man kann sagen, dass sich die Wahrnehmung Afrikas bei einigen Menschen verändert hat.