Bericht
Eine Woche in Deutschland, die wie im Flug verging

Oumy Sambou
Foto: Jörg Gläscher / Francis Beidi

Vom 17 bis zum 23 Juni 2019 hatte ich, durch eine Einladung des Goethe-Instituts, die Möglichkeit, nach Deutschland zu reisen. Der Grund dieser Reise war die Teilnahme an einem kulturellen Symposium in Weimar.

Die Route neu berechnen“, das war das diesjährige Thema des zweiten kulturellen Symposiums am Goethe-Institut in Weimar, Deutschland. Insgesamt waren wir mehr als 500 Teilnehmer, die sich alle über die schnellen, technologischen Fortschritte austauschen wollten. Diese bedeuten grundlegende Veränderungen der Gesellschaft, der Kultur und der Wirtschaft und bieten gleichzeitig noch nie da gewesene Möglichkeiten. Gleichzeitig stellen sie eine Vielzahl an neuen Fragen. Fragen, die angesichts der Sprachbarriere schwer zu beantworten waren.

Zehn Leute waren aus der afrikanischen Subsahara eingeladen, von denen sechs anglophon und vier frankophon waren. Zur Verfügung standen der Gruppe zwei Dolmetscher, allerdings konnten diese leider nicht frei arbeiten.

Trotz dessen konnten, außerhalb der professionellen Veranstaltung, wertvolle Gespräche stattfinden in denen sich zeigte, dass Afrika eine Minderheit dieses Symposiums darstellte, bei dem sonst fast alle Kontinente vertreten waren. Eines der Unterthemen, mit dem wir uns im Teil Orient//ation beschäftigten, war über die Veränderungen im Laufe der Jahre zu dem Thema: „Das Ende der Wahrheit? Fakten, Fiktionen und falsche Neuigkeiten“. Trotz unserer Teilnahme konnten wir nicht über eigene Erfahrungen sprechen. Zudem wurde uns während er Diskussion klar, dass ein Klischee auf dem afrikanischen Kontinent haftet. Dieses betrifft vor allem die Subsahara, die während des Symposiums nicht genug in Betracht gezogen wurde. Die meisten der frankophonen Länder südlich der Subsahara bestätigten dieses Gefühl. Diese Erfahrung machte es uns möglich, den Unterschied zu sehen, zwischen der Auffassung zu dem, was wir vor Ort im digitalen Sektor erreichen und der Wahrnehmung des Westens und Deutschlands, die das, was wir erreichen, minimieren.

In vollen Zügen haben wir die Vorführung von Huang Yi & KUKA, zu dem Thema Auto//Nomy, genossen. Bei dieser preisgekrönten Performance verbindet der taiwanesische Tänzer und Choreograph die Wissenschaft der technologischen Präzession mit der Kunst des Tanzens. Sein Tanzpartner war KUKA, ein industrieller Roboter für den Huang Yi sich auf Grund seiner flüssigen Bauweise und menschlichen Bewegungen entschied und ihn dementsprechend programmierte. Die poetische Interaktion zwischen Mensch und Maschine, die die künstlerische Arbeit von Huang Yi ausmacht, sorgt für emotionale und ästhetische Reflexionen. Das tanzende Paar wurde von der Tänzerin Lin Jou-Wen und dem Schauspieler und Choreographen Hu Chien [1] begleitet. Weitere Unterthemen des Symposiums waren Re//Gression, welches sich mit Extremismus und persönlichem Rückzug in den meisten europäischen Ländern beschäftigt, und Digi//Nomic, dass die Veränderung von Wirtschaftsmodellen in den kommenden Jahren thematisiert.

Huang Yi & Kuka Foto: Candy Welz Die Reise nach Weimar bot unserer Gruppe auch die Gelegenheit, das Bauhaus Museum in Weimar zu besuchen. Die Architektur dieses Museums schneidet sich mit dem Style der restlichen Stadt, die eher einen rustikalen Charme mit sich trägt. Es wurde im April 2019 eingeweiht und nach einem Design von Heike Hanada entworfen.

Vor unserer Reise nach Weimar verbrachten wir zwei Tage in Berlin. Dies bot Gelegenheit um Filippo Gianetta zu treffen, Kommunikationsleiter von „Transmediale“, dem größte Kunstfestival digitaler Medien in Deutschland. Jedes Jahr werden neue Projekte zur digitalen Kultur vorgestellt und Anregungen über die Rolle digitaler Technologien in der heutigen Gesellschaft gegeben. Die Beteiligung afrikanischer Länder ist eher nebensächlich. Der Fokus liegt keineswegs auf einer Repräsentation aller fünf Kontinente.

Im Anschluss an dieses Treffen wurde uns das Besucherprogramm des Goethe-Instituts vorgestellt, eine Erinnerung an die Missionen des Goethe-Instituts, bevor wir Ost- und Westberlin besuchten und über die Geschichte der DDR und der BRD lernten. Der Besuch endete mit einem Essen beim Lindenbrau-Sony Center, einer kulturellen Hochburg, da dort auch die Veranstaltungen des Filmfestivals Berlinale stattfinden.

Sony Center Foto: Oumy Sambou Berlin, Weimar und anschließend Karlsruhe als letztes Ziel der Reise. Wir hatten die große Ehre, das ZKM zu besuchen- Zentrum für Kunst und Medien, eine weltweit einzigartige Einrichtung. Der Konservator Philipp Ziegler zeigte uns die Ausstellungen:

  • Negative Space- Trajectories of Sculpture
  • ZKM gameplay. The next level
  • Writing the History of the Future
Dies war eines unserer schönsten Erlebnisse. Am Nachmittag konnten wir an einer Unterrichtseinheit teilnehmen. Ziel war es, uns die vielfältigen Kooperationen des ZKM zu zeigen, welches vielfältige Möglichkeiten für die Entwicklung interdisziplinärer Projekte und die internationale Zusammenarbeit bietet. Das ZKM verfügt über ein Museum für zeitgenössische Kunst, ein Medienmuseum, ein Institut für visuelle Medien, ein Institut für Musik und Akustik, sowie ein Medien-, Bildungs- und Wirtschaftsinstitut.

ZKM - Zentrum für Kunst und Medientechnologie Foto: Oumy Sambou Der Tag endete mit einem Besuch des „Badischen Kunstvereins“, eine gemeinnützige Organisation, die sich der zeitgenössischen Kunst widmet. Es wurde eine Ausstellung der türkischen Künstlerin Nilbar Güres gezeigt, welche derzeit in Wien lebt und arbeitet. In ihren Arbeiten untersucht sie die weibliche Identität, die Rolle der Frau, sowie die Beziehungen zwischen Frauen, ihren Häusern und öffentlichen Orten.

Am Montag, dem 17. Juni 2019, bei meiner Ankunft in Deutschland, kannte ich niemanden in meiner Gruppe. Für einen Moment war die Trennung schmerzhaft. Jedoch konnten wir trotz Sprachbarriere eine Gruppe mit perfektem Zusammenhalt bilden und Projekte entwickeln, die an unsere verschiedenen Tätigkeitsbereiche angepasst waren. Der aus Frauen zusammengesetzten Gruppe von Dolmetschern ist es gelungen, diese weltoffene Gruppe von Künstlern, Geeks und Journalisten zusammenzuführen.

Ein herzliches Dankeschön an Asia Afaneh Zureiki, die mit uns den ersten Tag in Berlin verbrachte. Ebenso an Nihan Sivridag und Claudia Trantow, die während der gesamten Reise an unserer Seite waren. Und natürlich auch an das Goethe-Institut im Senegal (Bouya Fall), in Südafrika und in Deutschland, die uns dieses Abenteuer ermöglicht haben.

[1] https://www.goethe.de/prj/kwe/en/program/timetable/21561358.html