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E-Learning an öffentlichen Bibliotheken
Bildung online leihen

E-Learning
E-Learning | Foto (Ausschnitt): © viperagp - Fotolia.com

Die Digitalisierung stellt öffentliche Bibliotheken vor Herausforderungen. Auf die veränderten Bedürfnisse der Informationssuchenden reagieren sie unter anderem mit Angeboten zum E-Learning.

Die öffentlichen Bibliotheken in Deutschland sind längst nicht mehr nur als Leihstätten, sondern zunehmend auch als Lernorte gefragt. Zugleich hat sich im Zuge der technologischen Entwicklung die Informationssuche massiv ins Internet verlagert. „Wie können wir als moderner Bildungsanbieter darauf reagieren und eine Lernumgebung online schaffen?“, lautete entsprechend die Frage, die sich Sven Instinske stellte. Als Leiter des Bereichs Portal und E-Service der Bücherhallen Hamburg forschten er und seine Kollegen nach einem Modell, „mit dem die Nutzer unabhängig von Raum und Zeit Kurse abrufen können“. Als Pionier gingen die Bücherhallen – die auch Pilotbibliothek bei der Einführung von E-Books waren – 2009 mit einer E-Learning-Plattform online.

Leihmodell für E-Learning-Angebote

Die Suche nach einem Entwickler der benötigten Software war bei dem Projekt ein großes Problem, erzählt Instinske. Die meisten Anbieter seien auf interne E-Learning-Programme für Unternehmen spezialisiert und hatten noch keine Erfahrung mit öffentlichen Anbietern. Doch letztlich wurde ein Partner gefunden, der bereit war, im Bereich der öffentlichen Bibliotheken neue Erfahrungen zu sammeln.

Über hundert interaktive Online-Kurse, sogenannte Web Based Tranings (WBTs), haben die Bücherhallen heute im Programm. Die meisten Inhalte stammen aus den Gebieten EDV, Sprache, BWL sowie Microsoft-Office-Anwendungen. „Wir würden unser Portfolio gern noch erweitern“, so Instinske, „aber wir bekommen nur Lizenzen von Anbietern, die sich auf ein Leihmodell einlassen“. Ein ähnliches Problem des Urheberrechts, wie es auch bei der E-Book-Ausleihe in öffentlichen Bibliotheken oft auftaucht.

Mit der Plattform Scoyo existiert seit März 2013 zusätzlich ein E-Learning-Bereich für Kinder. Frei wählbar nach Schulform, Klassenstufe und Lehrplan der verschiedenen Bundesländer sind hier Übungen und Tests für die wichtigsten Fächer der Klassenstufen eins bis sieben abrufbar.

Trend zum Online-Lernen

Wer das Angebot wahrnehmen möchte, muss sich lediglich in der sogenannten E-Buecherhalle auf der Website der Bücherhallen mit seiner Bibliotheks-Kundenkarte authentifizieren. Buchbar sind bis zu zehn Kurse gleichzeitig, die binnen 90 Tagen mit beliebig häufiger Unterbrechung absolviert werden können. Er ist mit der bisherigen Nutzer-Resonanz zufrieden. Die entwickelte Plattform wird von fünf weiteren öffentlichen Bibliotheken in Deutschland genutzt. „Es gibt einen klaren Trend zum Online-Lernen“, ist Instinske überzeugt.

Die Vorteile des Angebots für die öffentlichen Bibliotheken sieht er darin, den Bestand zugänglich machen zu können. Zudem sei E-Learning eine Möglichkeit, neue, netzaffine Kundengruppen zu erreichen, die bislang nicht zum Nutzerkreis der Bibliotheken zählen.

Das Angebot sichtbar machen

Freilich gibt es noch Hürden zu überwinden. Noch nicht ausgereift ist etwa die Nutzbarkeit der Angebote auf mobilen Endgeräten wie Smartphone und Tablet. „Ein Vokabeltrainer ist über eine App gut darstellbar, eine Anleitung zur Power-Point-Präsentation schon weniger“, so Instinske. „Die Entwicklung eines Responsive Designs für das mobile Internet muss vorangetrieben werden.“ Dies erfordere allerdings einen hohen Aufwand an Zeit und Geld.

Eine weitere Aufgabe sei es, das Angebot auch über bibliotheksinterne Kurse wie „Einstieg ins E-Learning“ hinaus bekannt zu machen. Zwar seien die Bücherhallen mit 160.000 aktiven Kunden der meistgenutzte Bildungsanbieter in Hamburg. Aber die Konkurrenz der Kultureinrichtungen um Aufmerksamkeit ist gerade in den Metropolen groß. „Es genügt nicht, die Plattform allgemein zu vermarkten“, hat Instinske zudem festgestellt. „Man muss auch gezielt die Inhalte bewerben und den Nutzen vermitteln“, rät er. Das geeignete Marketing-Feld könnten unter anderen die sozialen Medien sein.

Blended Learning

Für die Zukunft kann sich Instinske auch Konzepte des Blended Learning an Bibliotheken vorstellen, also die Verbindung von E-Learning und Präsenzunterricht. An der Bibliothek Norderstedt sei dies bereits erfolgreich erprobt worden. Die Kursteilnehmer arbeiten zum einen selbstständig am Computer. Darüber hinaus treffe sich die Gruppe regelmäßig mit einem Kursleiter in der Bibliothek und bespreche Fragen, arbeite einzelne Kapitel noch einmal gemeinsam durch. Partner dafür könnten etwa die örtlichen Volkshochschulen sein.

Die öffentliche Bibliothek sieht Instinske als idealen Ort für den Brückenschlag zwischen digitalem und physischem Lernen: „Wir haben den Raum für die Begegnung und können online Angebote machen – das Beste aus beiden Welten.“

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