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Berufsperspektiven DaF/DaZ
Mehr als unterrichten

Zahlreiche Möglichkeiten im In- und Ausland
Zahlreiche Möglichkeiten im In- und Ausland | © motorradcbr - Fotolia.com

Mit dem Studium fertig und nun? Die meisten Absolventen der Fächer Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache gehen in den Sprachunterricht. Doch es gibt noch weitere Möglichkeiten im In- und Ausland, die viele gar nicht wahrnehmen.

Einen klar vorgezeichneten Beruf für die Absolventinnen und Absolventen der Studienrichtungen Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache (DaF oder DaZ) gibt es, wie in den meisten geisteswissenschaftlichen Disziplinen, nicht. Das Studium qualifiziert aber für verschiedene Einsatzfelder im In- und Ausland im Bereich Sprache und Kultur, wobei sich die meisten Absolventen für den Unterricht entscheiden. Erste Unterrichtserfahrungen aus Praktika während des Studiums erleichtern den Einstieg.

Unterrichten in Integrationskursen

„In Deutschland unterrichten viele DaF- und DaZ-Absolventen zuerst in Integrationskursen“, sagt Dr. Matthias Jung, Vorsitzender des Fachverbands für Deutsch als Fremdsprache (FaDaF). Seitdem im Jahr 2005 der Deutschunterricht für viele Einwanderer verpflichtend wurde, sind Integrationskurse zu einem wichtigen Arbeitsfeld geworden. Sie finden an Volkshochschulen und bei privaten Bildungsträgern statt, vor allem letztere suchen regelmäßig nach neuen Lehrkräften. Allerdings arbeiten diese in der Regel als Honorarkräfte. Feste Stellen gibt es bis auf wenige pädagogische Leitungsfunktionen in diesem Bereich meist nicht. Matthias Jung findet die Integrationskurse problematisch, denn die Lehrkräfte „verdienen zu wenig, um davon hauptberuflich leben zu können“. Deshalb rät er, nur für kurze Zeit in Integrationskursen zu unterrichten. „Nach zwei bis drei Jahren sollte man sehen, wie man sich weiterentwickelt“, sagt er. Zum Beispiel mit einer Spezialisierung in Wirtschaft, Medizin, Technik oder Finanzen. „Für solche Kurse zahlen Firmen, die Führungskräfte ausbilden, höhere Honorare.“ Feste Stellen für DaF-Lehrende gibt es in Deutschland an internationalen Schulen. „Da dort auf Englisch unterrichtet wird, ist Deutsch als Fremdsprache ein Unterrichtsfach“, sagt Jung. „Das wissen viele DaF-Lehrerinnen und Lehrer gar nicht.“

Generell ist Jung der Meinung, dass schon Studierende sich nicht nur auf das Unterrichten konzentrieren sollten. „Das Fach ist eine tolle Qualifikation in einer internationalen Welt“, sagt er. „Man ist kommunikationsstark, kann mit internationalen Gruppen umgehen und ist interkulturell sensibilisiert.“ Vor allem im Ausland sei das von Nutzen, um beispielsweise für Firmen zu arbeiten, die in engen Geschäftsbeziehungen mit Deutschland stehen. Im Inland sieht Jung vor allem neue Möglichkeiten im Bereich DaZ: in der Wissenschaft, in der Sozialberatung für Migranten oder in der Lehrerausbildung, die in einigen Bundesländern mittlerweile DaZ-Kenntnisse beinhalte.

Möglichkeiten in Fachverlagen

Feste Stellen bieten auch Lehrbuchverlage wie Cornelsen, Langenscheidt oder Hueber, in den Redaktionen Deutsch als Fremdsprache. Hier werden die Lehrmaterialien entworfen, neben den Lehrbüchern sind das digitale Materialien wie Filme und Tonaufnahmen. Wer sich bewirbt, sollte aber schon unterrichtet haben. „Man kann kein Unterrichtsmaterial entwerfen ohne Unterrichtserfahrung“, sagt Marion Kerner, stellvertretende Redaktionsleiterin für DaF beim Hueber-Verlag in München. Ein Jahr reiche aber schon. „Schön ist es, wenn die Bewerber im In- und auch im Ausland Erfahrung gesammelt haben“, sagt sie. Außerdem stellen die Verlage sogenannte pädagogische Fachberater ein. Sie fahren auf Fachmessen, halten Kontakt zu Mitarbeitern an Schulen und organisieren deutschlandweit Veranstaltungen, auf denen neue Bücher vorgestellt werden. Dies übernehmen freie Referenten, die nebenbei auch unterrichten. Bei den Verlagen gibt es außerdem viele Tätigkeiten für Honorarkräfte. Freie Lektoren arbeiten an zeitlich begrenzten Projekten wie Zusatzmaterialien oder Internet-Angeboten zu Lehrwerken. Die Inhalte dieser Angebote liefern vor allem freie Autoren, die selbst auch unterrichten. Sie schreiben Texte und entwerfen Zusatzaufgaben. 

Im Ausland unterrichten

Ein beliebter Einstieg in den Beruf ist ein Auslandsaufenthalt mit einem Fremdsprachenassistenten-Programm, wie es der DAAD, der Pädagogische Austauschdienst und auch das Goethe-Institut anbieten. Die DAAD-Fremdsprachenassistenten unterrichten zum Beispiel ein Studienjahr lang Deutschkurse an Universitäten in aller Welt. Wer bereits mehr Unterrichtserfahrung hat, kann sich als DAAD-Lektorin oder Lektor bewerben und unterrichtet neben Sprache auch Literatur oder Landeskunde, informiert über Studienmöglichkeiten in Deutschland und übernimmt kulturpolitische Aufgaben. Neben diesen Programmen ist es auch möglich im Ausland an deutschen Schulen, Privatschulen oder an Goethe-Instituten zu unterrichten.

Ein eigenes Unternehmen gründen

Ein anderer Ausweg aus einer Karriere als Honorarkraft ist es, eine Sprachschule zu gründen oder sich selbstständig zu machen, wie es Michael Schmitz 2013 getan hat. Unter dem Namen Smarter German bietet er Deutschlernern an, in sechs Wochen zur B1-Prüfung zu gelangen. Außerdem hat er kurze Grammatik-Videos produziert, die er auf Youtube zeigt und über seine Webseite verkauft. Schmitz hat insgesamt 15 Jahre an diversen Sprachschulen im In- und Ausland unterrichtet. „Irgendwann wollte ich keine Gruppen mehr unterrichten“, sagt er. Jetzt gibt er nur noch Einzelunterricht. Für seinen Kurs nimmt er bis zu 6.000 Euro, alles inklusive. „Dafür garantiere ich, dass meine Kunden die B1-Prüfung in sechs Wochen schaffen.“ Sein Programm beinhaltet täglich eine Stunde Einzelunterricht, dazu 15 Minuten Sprachpraxis und täglich zwei Stunden Hausaufgaben.

Schmitz hat seinen Schritt in die Selbstständigkeit nicht bereut, die Geschäfte laufen gut. Er findet es wichtig, verschiedene Produkte anzubieten. Deshalb entwickelt er momentan noch einen Online-Kurs. Außerdem empfiehlt er, sich mit einer ansprechenden Website und mit Videos auf Youtube zu präsentieren. „Die Videos zeigen gut, wie man arbeitet und vermitteln einen ersten Eindruck“, sagt er. Auch auf Frage-Portalen wie Reddit.com oder Quora.com ist er aktiv, „um seine Expertise zu präsentieren“. „Das ist mein Ansatz für Marketing, ohne dafür Geld auszugeben“, sagt er. Am Anfang stand er allerdings vor bürokratischen Herausforderungen: Er meldete sich zur Kranken- und Rentenversicherung, suchte sich einen Steuerberater und musste lernen, wie man Rechnungen korrekt schreibt. Außerdem musste er sich genau überlegen, welche Ausgaben anfallen und welchen Preis er für seinen Service verlangen sollte. Für eine Sprachschule möchte er nicht mehr arbeiten. „Wenn meine Schüler jetzt die B1-Prüfung bestehen, habe ich ein großes Glücksgefühl“, sagt er. „Ich bin viel motivierter, entwickele meine Idee konsequent weiter und mache den Prozess immer flüssiger.“

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