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„JournalTouch“
Digitale Inhalte zum Anfassen

Elektronische Zeitschriftenauslage
Elektronische Zeitschriftenauslage | © Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern

Die digitale Zeitschriftenauslage „JournalTouch“ überträgt einen analogen Bibliotheksservice in die digitale Welt. So werden digitale Inhalte „greifbar“ im Leseraum.

Neben Printausgaben von Büchern und Zeitschriften sind in Bibliotheken immer häufiger auch digitale Ausgaben verfügbar. Gedruckte Werke werden teilweise zum Auslaufmodell. Weil das elektronische Angebot eine Reihe von Vorteilen bietet, wird es von den Nutzerinnen und Nutzern meist gut angenommen. Denn digitale Inhalte sind rund um die Uhr überall verfügbar. Zudem erlauben sie eine schnelle Volltextsuche, Versenden und Vervielfältigen und können auch Multimedia-Elemente umfassen. Bei allem Nutzen bleibt dagegen oft unberücksichtigt, dass durch die Digitalisierung soziale und physische Mehrwerte realer Umgebungen verloren gehen. Denn nur die Bibliothek „zum Anfassen“ bietet persönlichen Kontakt sowie Wissens- und Recherchearbeit, die mit allen Sinnen erfahrbar wird.

Dass die Bibliothek immer virtueller wird, weil Bestände verstärkt in den digitalen Raum abwandern, bekam auch die Bibliothek des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn zu spüren: Als ein Teil der Zeitschriftenabonnements auf „e-only“ umgestellt wurde, verwaiste die Heftauslage im Neuerscheinungsregal. Damit brach nicht nur ein rege genutzter Bibliotheksservice weg, sondern auch ein beliebter Treffpunkt der Nutzer, der zum Durchblättern einlud, und die Möglichkeit bot, sich auf dem Laufenden zu halten. Der Wegfall dieses Informationsweges war die Initialzündung zur Entwicklung von JournalTouch. Dieses seit Juli 2014 eingesetzte Tool „re-etabliert sowohl die Informationsquellen als auch den Treffpunkt an exakt derselben Stelle durch einen fest installierten, berührungssensitiven Monitor“, erklärt Regina Goldschmitt vom Bibliotheksteam, das JournalTouch entwickelte und dafür mit dem Preis „Zukunftsgestalter in Bibliotheken 2015“ ausgezeichnet wurde.

Analoge Bibliotheksservices im digitalen Raum

Wie von Smartphone oder Tablet gewohnt, navigieren die Nutzerinnen und Nutzer auf dem Touchscreen durch das Angebot und erhalten Titelblätter, Inhaltsverzeichnisse und Abstracts angezeigt. Zurzeit sind rund 300 aktuelle Hefte, Buchneuerwerbungen und die neuesten Publikationen des Hauses abrufbar. JournalTouch geht jedoch über die reine Anzeige hinaus. Das Tool integriert vielfältige Services wie etwa Ausdruck, Bestellung, Versand per E-Mail oder die Übernahme von Metadaten in Literaturverwaltungsprogramme. Nutzer loben die einfache Handhabung sowie die schnelle, bequeme und gezielte Informationsversorgung der Anwendung.

Auch die Aktualisierung ist denkbar einfach: Inhalte werden automatisch über Schnittstellen bei JournalTOCs und CrossRef abgeholt und Titelbilder von einem Buchhandelspartner bereitgestellt. „Manuelle Aktualisierungen im laufenden Betrieb sind überflüssig“, hebt Regina Goldschmitt den geringen Pflegeaufwand hervor. Klar sei aber auch, dass „ein Tool wie JournalTouch nur so gut sein kann, wie seine Quellen sind“. Denn nicht immer sind bibliografische Angaben, Inhaltsverzeichnisse oder Titelbilder im Internet frei zugänglich und in maschinenlesbarer Form abrufbar. Hier sieht Regina Goldschmitt Aufholbedarf. Denn diese Inhalte seien „nichts anderes als das Pendant zum Schutzumschlag in der realen Welt: ein Werbeinstrument, das zum eigentlichen Produkt hinführt“.

Spielwiese für Kollaboration und Weiterentwicklung

Für interessierte Bibliotheken ist die Übernahme von JournalTouch ohne großen Aufwand möglich. Um für jeden Anwendungsfall individuell passende Services zur Verfügung zu stellen, hat sich das Entwicklerteam für eine Veröffentlichung als Open Source entschieden. Dies erlaubt die freie, nicht-kommerzielle Nutzung der Software durch Dritte. In einigen weiteren Bibliotheken ist JournalTouch bereits im Einsatz. Mehr als ein Dutzend Anfragen in seiner noch jungen Geschichte sind Beweis, dass die Anwendung offenbar eine Lücke füllt. Zwar gab es auch zuvor Monitore zur reinen Darstellung von Inhalten. Das interaktive Element von JournalTouch, das Nutzern die Übertragung von Inhalten auf eigene Endgeräte ermöglicht, ist bislang aber einzigartig.

Mit der Bereitstellung unter der Open-Source-Lizenz erhofft sich das Entwicklerteam zudem eine vielfältige Weiterentwicklung des Tools durch den regen Austausch mit einer interessierten Community. Mit der Realisation weiterer Ideen und Funktionen geht JournalTouch einen großen Schritt, um das Konzept der „Blended Library“ zu verwirklichen. In dieser Zukunftsvision wird den Anforderungen digitaler Systeme Rechnung getragen: neue Arten von Benutzerschnittstellen, die physische und soziale Fähigkeiten der Benutzer in den Rechercheprozess und somit in die Interaktion mit der Bibliothek einbinden. So reichen die Ausbaupläne des JournalTouch-Entwicklerteams von der Portierung auf mobile Endgeräte wie Smartphone und Tablet über die Darstellung von anderen Inhalten (beispielsweise E-Books) bis zu weiteren Personalisierungen wie die Auswahl von Lieblingsjournalen. Doch ist JournalTouch so flexibel gestaltet, dass es noch in die verschiedensten Richtungen erweitert werden kann.

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