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E-preferred-Strategie
Auf dem Weg zu einer digitalen Bibliothek

Die elektronische Suche EconBiz auf dem iPad
Die elektronische Suche EconBiz auf dem iPad | Foto (Ausschnitt): © ZBW/Sven Wied

Die Digitalisierung führt dazu, dass Forschungsergebnisse auf neuen Wegen publiziert werden – diesen stehen jedoch oft Beschränkungen des Lizenz- und Urheberrechts entgegen. Wissenschaftliche Bibliotheken wie die ZBW müssen darauf reagieren. Aber wie?

Wissenschaftliche Veröffentlichungen erscheinen zunehmend digital, und die relevanten Informationen sollen schnell, direkt und kostenfrei zur Verfügung stehen: Die ZBW – die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften – hat als eine der ersten wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland mit ihrer „Strategie 2015-2020“ ihre Antwort auf diese großen Herausforderungen formuliert. Auf dem Weg zu einer digitalen Bibliothek stellt sie das Bestandsmanagement schrittweise auf eine E-preferred-Strategie um: Bei allen Erwerbungsentscheidungen wird die digitale Version einer Veröffentlichung bevorzugt, wenn der überregionale Zugriff und die dauerhafte Verfügbarkeit gewährleistet sind.

Die ZBW ist eine Einrichtung, die von Bund und Ländern gefördert wird und nationale Aufgaben der überregionalen Literaturversorgung wahrnimmt. Sie ist, bezogen auf ihren Bestand, die weltweit größte Bibliothek für die Wirtschaftswissenschaften. Ihr Auftrag, den wirtschaftswissenschaftlichen Output überregional und dauerhaft bereitzustellen, unterscheidet sie von anderen wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland – und bedeutet in der digitalen Welt eine besondere Herausforderung.

Open Access als Baustein

Die ZBW verhandelt überregionale Lizenzen, ist Verhandlungsführerin bei Konsortien und entwickelt im Austausch mit Verlagen neue Lizenzmodelle. Meist wird dadurch ein befristeter Zugang zu Publikationen ermöglicht, die Speicherung ist aber oft gar nicht oder erst nach einer gewissen Zeit zulässig. Ein weiterer Baustein der E-preferred-Strategie ist deshalb der Aufbau eigener Repositorien, also Dokumentenserver, auf denen Publikationen möglichst im Open Access, also frei zugänglich, bereitgestellt werden. Mit Econstor verfügt die ZBW bereits über einen der weltweit größten und hoch gerankten wirtschaftswissenschaftlichen Publikationsserver. Darin werden ausgewählte wirtschaftswissenschaftliche Publikationen – primär im PDF-Format – archiviert.

Hosten, archivieren, verbreiten

Suche mit Econbiz Suche mit Econbiz | Foto (Ausschnitt): © ZBW Um das gesamte Sammelspektrum der ZBW abbilden zu können, wurde das Digitale Archiv als neues Repository – sprich: als Verzeichnis – implementiert. Dort können alle gängigen Dateiformate gehostet, archiviert und mit einem langfristig verfügbaren Identifikator (Persistent Identifier) versehen werden. Der Zugriff auf ausgewählte E-Publikationen kann regional, nach Organisationen oder zeitlich beschränkt werden (Closed Access). Der Zugang erfolgt über das ZBW-Rechercheportal Econbiz.

Der Prozess startet mit der Content-Auswahl. Im Anschluss wird geprüft, ob die digitale Publikation langfristig verlässlich zitierbar und damit im Open Access dauerhaft verfügbar ist. In diesem Fall erfolgt ein Nachweis ohne Speicherung. Für den gegenteiligen Fall wird zunächst geprüft, ob eine Open-Content-Lizenz (OCL) vorliegt. Falls ja, wird das Dokument direkt im Digitalen Archiv gespeichert. Ansonsten werden Nutzungsrechte eingeholt, im Regelfall bei der herausgebenden Institution. Vornehmlich werden Rechte für das Hosten, Archivieren, Langzeitarchivieren und für eine Verbreitung im Open Access erbeten. Die hohe Erfolgsquote zeigt, dass der Open-Access-Gedanke das Wissenschaftssystem inzwischen weltweit erreicht hat. Erschwert wird die Rechte-Einräumung allerdings durch das aktuelle deutsche Urheberrecht: Dessen Regelungen führen zu komplizierten Nutzungsvereinbarungen und ziehen einen wachsenden Bedarf an juristischem Fachwissen nach sich.

Zur Unterstützung der bibliothekarischen Prozesse ist der Einsatz einer einzigen Softwarelösung vorteilhaft, dafür gibt es bislang jedoch noch keine zufriedenstellende Lösung. Technische Weiterentwicklungen, die einen effizienteren Upload von Publikationen aus dem Web in das Digitale Archiv erleichtern, sind geplant.

Schulungen und Chancen

Die Grafik zeigt den Prozess kostenloser Online-Publikationen Die Grafik zeigt den Prozess kostenloser Online-Publikationen | Foto (Ausschnitt): © ZBW Abgesehen von technischen und urheberrechtlichen Aspekten ist die Qualifikation der beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche E-preferred-Strategie: Dazu gehören Schulungen zu technischen Neuerungen ebenso wie eine bedarfsgerechte allgemeine Förderung von Kompetenzen. Die ZBW hat positive Erfahrungen mit der Einweisung kleiner Gruppen in neue Arbeitsabläufe und spezifischen Qualitätsstandards gemacht. Allerdings gibt es bei Web-Veröffentlichungen so viele verschiedene Optionen, dass nicht alle Prozesse in Standards abgebildet werden können. Daher sollte auch die Fähigkeit gefördert werden, mit Komplexität umzugehen sowie kreativ und lösungsorientiert zu arbeiten.

Die Erfahrung zeigt außerdem, dass eine E-preferred-Strategie mit einem höheren Aufwand bei der Bearbeitung von E-Publikationen und somit mit einem höheren Bedarf an Personal einhergeht. Doch angesichts der digitalen Transformation im Wissenschaftssystem ist die Einführung einer solchen Strategie für Bibliotheken eine bedeutende Chance, die es sich zu ergreifen lohnt.

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