Auf Initiative des Goethe-Instituts und des Auswärtigen Amts wurde im Sommer 2020 ein Internationaler Hilfsfonds eingerichtet, um Organisationen aus Kultur und Bildung im Ausland schnell in der Corona-Pandemie zu unterstützen. Von September bis Dezember 2020 werden nun Mittel in Höhe von mehr als drei Millionen Euro an über 140 Projekte ausgeschüttet.
Beworben hatten sich mehr als 440 ausländische Organisationen aus Kultur und Bildung in 75 Ländern. Das Auswärtige Amt stellte die Grundfinanzierung von drei Millionen Euro zur Verfügung, die S. Fischer Stiftung und die Robert Bosch Stiftung stellten zusätzliche Mittel bereit, ebenso wie das Goethe‑Institut, das den gesamten Fonds mit einem mehrköpfigen Team koordiniert. Die Förderauswahl trafen mehrere Jurys. Teil des Hilfsfonds‑Konsortiums sind auch das Berliner Künstlerprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD), die Deutsche UNESCO‑Kommission, die Stiftung Mercator sowie die Siemens Stiftung, die in diesem Rahmen eigene Akzente setzen.
Bundesaußenminister Heiko Maas sagte: „Außenpolitik ist gelebte Partnerschaft gerade auch in schwierigen Zeiten. Darin liegt auch ein kulturpolitischer Auftrag. Denn kulturelle Nähe ist in Zeiten physischer Distanz wichtiger denn je. Wir haben deswegen in Deutschland ein Netzwerk der internationalen Solidarität für Kultur und Zivilgesellschaft aufgebaut. Ich freue mich, dass das Goethe-Institut die Koordination dieses Fonds übernommen hat. Internationale Kulturpolitik braucht starke Netzwerke und Strukturen. Hierbei kann und soll das Goethe-Institut eine tragende Rolle übernehmen.“
Der Internationale Hilfsfonds für Organisationen aus Kultur und Bildung richtete sich an Institutionen aus Ländern außerhalb der Europäischen Union, in denen es keine anderweitigen Fördermöglichkeiten gibt. Ziel ist es, kurzfristig und unbürokratisch dazu beizutragen, sachlich und zeitlich begrenzte Projekte zum Infrastrukturerhalt oder -wiederaufbau zu fördern. Die Mittel des Fonds fließen schwerpunktmäßig an Organisationen, die im Bereich Kultur, Kunst und Bildung tätig sind und auf Grund ihrer innovativen und offenen kulturellen Arbeit zum Erhalt des Pluralismus beitragen. Die Bewerbung erfolgte bis 30. Juni 2020.
Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts: „In vielen Ländern stehen etwa Theater, Kunsträume oder freie Literaturhäuser ohnehin unter Druck – nicht zuletzt durch das Erstarken autoritärer Herrschaftsformen und zunehmende Einschränkungen zivilgesellschaftlicher Freiheiten, Die Corona-Krise stellt viele dieser Institutionen, die für einen kritischen und offenen Dialog unverzichtbar sind, nun auch vor gravierende finanzielle Herausforderungen. Durch den ‚Internationalen Hilfsfonds 2020 für Organisationen in Kultur und Bildung‘ wollen wir genau diesen Organisationen helfen, denn ihre Existenz ist lebensnotwendig für die Gesellschaften und den internationalen Dialog.“
Zu den geförderten Institutionen gehört etwa Olodum, einer der traditionsreichsten Bloco-Afros des Karnevals im brasilianischen Salvador da Bahia und ein wichtiges Bildungs- und Nachbarschaftszentrum im Stadtteil Pelourinho, wo durch den Internationalen Hilfsfonds nun digitale Qualifizierungsprogramme für benachteiligte Frauen in der Nachbarschaft angeboten werden. In Burkina Faso wird das Menschenrechtsfilmfestival „Ciné Droit Libre“ seine Arbeit in den ländlichen Regionen des Landes wiederaufnehmen und intensivieren. In Serbien, wo insbesondere die Roma‑Bevölkerung unter der Corona‑Pandemie zu leiden hat, wird mithilfe des Fonds ein Bildungsprogramm für Roma-Kinder im Grundschulalter und ihre Familien durchgeführt, um sie in der Zeit des eingeschränkten Schulunterrichts zu unterstützen.
„In Serbien lebt die Mehrheit der Roma in extremer Armut. Der Zugang zu Bildung und das Risiko eines Schulabbruchs waren schon vor der Krise ein kritisches Thema. Roma-Kinder und -Jugendliche gehören zu den am stärksten Betroffenen. Mindestens 120 Kinder sowie deren Eltern werden durch die Aktivitäten des Projekts unterstützt.“ (Programm „Bildung für alle“, Serbien)
In Usbekistan wird das renommierte Ilkhom Theater darin unterstützt, den Theaterbetrieb corona‑konform wieder aufzunehmen.
„Wir müssen unser Publikum nach Beendigung der Quarantäne wieder in die Mauern von Ilkhom zurückbringen. Wir sind ein Blackbox-Theater, dessen Räume sich im Kellergeschoss befinden. Unsere oberste Priorität ist die Einrichtung eines Belüftungssystems in den Räumlichkeiten. Dies wird die Sicherheit sowohl des Publikums als auch der Schauspieler*innen sicherstellen.“ (Ilkhom Theater, Usbekistan)
Die Khoj International Artists Association in Indien und das Mahal Art Space in Marokko wiederum befassen sich jeweils mit der Frage, welche Rolle unabhängigen Kunsträumen wie ihnen in Zeiten der Pandemie zukommt und wie sie ihre Arbeit künftig noch stärker digital ausrichten können.
„Da unsere langjährigen pädagogischen Programme, ATSA (ARThinkSouthAsia) und CISA (Curatorial Intensive South Asia) auf unbestimmte Zeit verschoben worden sind, versuchen wir, Online‑Kursmodule zu entwickeln, damit sie vorerst digital zugänglich sind und dann zu einem späteren Zeitpunkt in das physische Angebot integriert werden können.“ (Khoj International Artists Association, Indien)