L’addore ‘e casa
Neapel - Istanbul

L’addore ‘e casa

Li Turchi a la marina - Die Türken am Hafen
Text & Musik: Anonym
 
L’addore ‘e casa - Der Geruch der Heimat
Text: Alessio Sollo und Claudio Domestico
Musik: Michele Signore
 
Politiki Sousta, Polis ke o Vosporos - Ein Sousta aus Konstantinopel
Text & Musik: Anonym
 
Zahm-ı dâr-i fırkatem dağımla yârem bağlarım
Text: Anonym
Musik: Hasan Kiriş


Gleich mehrere Lieder und Melodien haben die Musiker hier zu einer langen musikalische Reise von Neapel über Athen nach Istanbul miteinander verschmolzen. Es beginnt mit der ersten Strophe des alten, süditalienischen Liedes Li Turchi alla marina (Die Türken am Hafen) aus der Zeit der Angriffe von Sarazenen und Türken:

All'arme, all'arme, la campana sona
li Turche so' sbarcati a la marina
chi tene 'e scarpe vecchie se l'assòla
c'avimm'a fare nu lungo cammino.

 
Alarm, Alarm, die Glocke läutet
die Türken sind am Hafen gelandet
wer alte Schuhe trägt repariere sie
wir haben einen langen Weg zu gehen.
 
Es folgt ein neues, malancholisches Lied über einen Text von Alessio Sollo and Claudio Domestico in neapolitanischem Italienisch: L’addore ‘e casa (Der Geruch der Heimat). Die Sehnsucht nach der Heimat wird hier besungen, ein universales Gefühl, dass besonders im Süden Italiens, dem Land der Migration, allen vertraut ist. Es ist ein träumerisches Wiegenlied, gesungen von einer Mutter, die fern ihrer Heimat lebt. Während ihr Baby einschläft, träumt sie von einer Rückkehr in das Land, aus dem sie kam.
 
Nun geht es weiter zum Hafen von Athen, und mit dem Amanes Politiki Sousta, Poli ke or Vosporos in die Welt des Rebetiko. Nach dem Türkisch-griechischen Krieg 1919-1922 gelangten über eine Millionen griechischer Flüchtlinge und Umsiedler aus dem ehemals osmanischen Kleinasien nach Griechenland. Ihre Musik vermischte sich mit den Lieder der griechischen Häfen zum Rebetiko. Amanes waren nach festen Regeln improvisierte, melismatische Sologesänge voller Sehnsucht nach dem verlorenen Land und nach Konstantinopel / Istanbul. Ihren Namen hatten sie von dem arabisch-stämmigen aman (wörtlich: "Erbarmen"), dass stets die Gesänge einleitete. Das Wort aman ebenso wie der Improvisationsstil war bekannt bei Griechen ebenso wie bei Türken, Armeniern und vielen anderen. Der Titel des Amanes hier, Politiki Sousta, Polis ke o Vosporos ("Ein Sousta aus Konstantinopel"), bezieht sich auf den Gruppentanz Souza in 2/4. Der Text sagt einfach: "Die Stadt (Konstantinopel) und der Bosphorus sind mein Traum, meine Liebe und mein Schmerz leben dort."
 
Die osmanisch-türkische Form solcher gesungenen Improvisationen heißt Gazel, ursprünglich die Bezeichnung einer alten arabischen und osmanischen Gedichtform. Von dem originalen osmanische Gazel sing Hasan Kiriş die ersten beiden Zeilen.  
 
Zahm-ı dâr-i fırkatem dağımla yârem bağlarım
Seyl-i sahrâ-ı cunûnem hem akar hem çağlarım

 
Wunde des Schmerzenshauses meine Verbrennung verbinde ich mit meiner Geliebten
Die Flut der Wüste meines Wahnsinns fließt und ich spiele meine Laute
 

 

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