Film
Rainer Werner Fassbinder

Rainer Werner Fassbinder
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Mit einem Gesamtwerk von mehr als 40 Filmen, die in einem Zeitraum von 14 Jahren entstanden sind, gehört Rainer Werner Fassbinder sicherlich zu den produktivsten und einflussreichsten Regisseuren des deutschen Films und der Filmgeschichte überhaupt. Das Goethe-Institut Istanbul und Istanbul Modern Sinema zeigen online fünf seiner Filme aus den 1970er Jahren, u.a. Die Ehe der Maria Braun, Effi Briest und Angst essen Seele auf. Ergänzt wird die Filmreihe um Oskar Röhlers neuesten Film Enfant Terrible aus dem Jahr 2020, der sich Fassbinders Leben und Werk widmet. Die Filme können zwischen dem 18. – 30. März auf der Online-Plattform von Istanbul Modern Sinema abgerufen werden. 


Katzelmacher © © Daniel Sonnentag Katzelmacher © Daniel Sonnentag
KATZELMACHER, 1969
Deutschland | HDD, Schwarz-Weiß, 85’ | Deutsch
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Darsteller: Hanna Schygulla, Lilith Ungerer, Rudolf Waldemar Brem

Die Lethargie einer Gruppe gelangweilter junger Leute wird unterbrochen, als ein griechischer Gastarbeiter, dargestellt von Fassbinder selbst, auftaucht und heftige Aggressionen auf sich zieht. Nach Fassbinders eigenem Bühnenstück in statischen Bildern inszeniert, die ständig von Enge, Stillstand und einer paralysierten Gesellschaft erzählen.  Die Figuren sprechen ein von Fassbinder geradezu genial entworfenes "Kunst-Bayerisch", eine Mischung aus Realismus und synthetischen Floskeln - für den jungen Filmemacher war dieses Frühwerk ein Meilenstein.
 

 
Angst essen Seele auf © © Goethe-Institut Angst essen Seele auf © Goethe-Institut
ANGST ESSEN SEELE AUF, 1974
Deutschland | HDD, Farbe, 93’ | Deutsch, Arabisch
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Darsteller: Brigitte Mira,
El Hedi ben Salem,
Barbara Valentin

Eines Abends geht Emmi, eine sechzigjährige Putzfrau, in eine Gastarbeiterkneipe. Sie will bloß warten, bis es zu regnen aufhört und bestellt sich aus Verlegenheit eine Cola. Da fordert sie einer zum Tanzen auf, Ali, ein großer, bärtiger Marokkaner, viel jünger als sie. Eigentlich heißt er ganz anders, aber in Deutschland, so erzählt er seiner Tanzpartnerin, werden alle Gastarbeiter aus seinem Land Ali genannt. Die beiden reden über ihre Einsamkeit, sie lädt ihn auch noch ein, bei ihr zu übernachten. Die beiden einsamen Menschen verlieben sich ineinander. Das sozialkritische Melodram, ein "Film über die Liebe, die eigentlich unmöglich ist, aber eben doch eine Möglichkeit", ist sowohl in ästhetischer wie in dramaturgischer Hinsicht deutlich vom Stil Douglas Sirks inspiriert.
 
 
Fontane Effi Briest   © © RWFF Fontane Effi Briest  © RWFF
FONTANE EFFI BRIEST, 1974
Deutschland | HDD, Schwarz-Weiß, 134’ | Deutsch
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Darsteller: Hanna Schygulla, Wolfgang Schenck, Ulli Lommel

Die junge, unbekümmerte Effi Briest wird mit dem sehr viel älteren Baron von Instetten verheiratet. Die Begegnung mit Major Crampas bringt vorübergehend Abwechslung in ihr Leben. Jahre später erfährt der Baron von der längst beendeten Beziehung seiner Frau; es kommt zur Katastrophe. Fassbinder hält sich eng an die literarische Vorlage, den Roman "Effi Briest" von Theodor Fontane.  und entwickelt dennoch eine sehr eigenständige Bildsprache. Fassbinder hat nicht nur selbst die Rolle des Erzählers übernommen, sondern hat einen ironisch-kühlen Stil entwickelt, der dem der Vorlage genau entspricht, ohne sich ihm unterzuordnen. Hanna Schygulla spielt Effi Briest mit anrührender Kindlichkeit, sie ist Opfer und Mittäterin zugleich, weil sie duldet, was sie zerstört.
 

Satansbraten © © Goethe-Institut Satansbraten © Goethe-Institut
SATANSBRATEN, 1976
Deutschland | HDD, Farbe, 106’ | Deutsch
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Darsteller: Kurt Raab, Margit Carstensen, Helen Vita

Satansbraten ist ein Film über die Identitäts-, Lebens- und Schaffenskrise eines Dichters, der als linker Poet begonnen hatte und dann seine Utopien verlor und sich nun für Stefan George (1868 – 1933)  hält. Was Fassbinder nicht zugeben wollte, wenn er das ungebrochene, nie zweifelnde Festhalten an den Idealen der 68er Generation kritisierte, ist die Angst vor dem Vakuum nach dem Verlust der linken Utopien. Obwohl Fassbinder von einer Komödie sprach, ist dies eine seiner bittersten, aggressivsten und verzweifeltesten und damit vielleicht auch persönlichsten Arbeiten.
 
 
Die Ehe der Maria Braun © © Dorothea Wimmer Die Ehe der Maria Braun © Dorothea Wimmer
DIE EHE DER MARIA BRAUN, 1978
Deutschland | HDD, Farbe, 120’ | Deutsch, Englisch, Französisch
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Darsteller: Hanna Schygulla, Klaus Löwitsch, Ivan Desny

Die Ehe Der Maria Braun war Fassbinders erster großer internationaler Kino-Erfolg. Maria und Hermann Braun hatten 1943 geheiratet; einen halben Tag und eine halbe Nacht konnten sie gemeinsam verbringen, dann musste der Mann zurück an die Ostfront. Nach Kriegsende sucht Maria unter den ankommenden Heimkehrern vergeblich nach Hermann; gleichzeitig beginnt sie, ihr Leben besser zu organisieren, betätigt sich auf dem Schwarzmarkt und avanciert zur erfolgreichen Geschäftsfrau. Fassbinder erzählt zielstrebig, reich an Motiven und Stimmungen, eine große Chronik der Ära Adenauer, der Phase des Wiederaufbaues und der Anfänge des Wirtschaftswunders. Er sieht das Leben der Maria Braun als symptomatisch für die Entwicklung der Bundesrepublik. Während der Staat gleichsam Karriere macht und das wirtschaftliche Leben zu blühen beginnt, verlaufen die privaten Biographien kontrapunktisch.
 

Enfant Terrible © © PictureTreeInternational Enfant Terrible © PictureTreeInternational
ENFANT TERRIBLE, 2020
Deutschland | HDD, Schwarz-Weiß & Farbe, 134 Min.| Deutsch, Französisch, Englisch
Darsteller: Oliver Masucci, Hary Prinz, Katja Riemann

Zweifellos war Rainer Werner Fassbinder einer der bedeutendsten und provokantesten deutschen Filmemacher der letzten 60 Jahre, dem Oskar Roehler hier ein filmisches Denkmal setzt. Fassbinder war gerade 24 Jahre alt, als er 1969 seinen ersten Film, Liebe ist kälter als der Tod drehte.  13 Jahre später und nach 38 Filmen fand sein Leben und Werk ein tragisches Ende, als man ihn tot in seinem Zimmer fand.  Enfant Terrible ist ebenso eine episodisch angelegte Revue durch Fassbinders Werk wie der Film auch dessen schillerndes Privatleben ausgiebig ausschlachtet. In stilisierten Bildern und theaterhaften Kulissen, die oft an die filmischen Meisterwerke Rainer Werner Fassbinders erinnern, inszeniert Oskar Roehler eine Tour de Force durch das exzessive Leben und polarisierende Werk des legendären Filmemachers, dominiert von Liebeshunger, Drogenrausch und Arbeitswut, zwischen Genie und Wahnsinn  und wird unterstützt von einem meisterhaften Schauspielensemble.

PROGRAMM

18-20 März / Katzelmacher

20-22 März / Angst essen Seele auf

22-24 März / Effi Briest Fontane Effi Briest

24-26 März / Satansbraten

26-28 März / Die Ehe der Maria Braun

28-30 März / Enfant Terrible

Alle Filme mit türkischen und englischen Untertiteln.
 
 

 
 
 
 

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