Ausstellung Das Haus, das Alice baute** Asli Serbest & Mona Mahall

Das Haus, das Alice baute** Asli Serbest & Mona Mahall © Mona Mahall / Asli Serbest: Hilberseimer, Raster, Braut, 2018 Collage / Visualisierung von Ludwig Hilberseimer’s Hochhausstadt (1924) / Photographie aus einer Werbung mit Nachkriegs-Braut aus House Beautiful (1956) / Bildrechte: Asli Serbest, Mona Mahall

Eröffnung: 13. Dezember 2018 / 18:30

Riverrun / Bunker Sergileri

Kuratiert von T. Melih Görgün
Koproduziert vom Goethe-Institut Istanbul

14. Dezember 2018 bis 2. Februar 2019
 
**Die Ausstellung präsentiert die Sektion „Female Futures“ des Projektes „50 Jahre nach 50 Jahre Bauhaus 1968” in Istanbul.
 
Zur Eröffnung findet ein Gespräch statt mit Mona Mahall & Aslı Serbest.
 
Auf der Basis ihres Beitrags zu „50 Jahre nach 50 Jahre Bauhaus 1968” im Württembergischen Kunstverein Stuttgart, zeigen die Künstlerinnen und Architektinnen Asli Serbest und Mona Mahall ihre spekulative Forschung zu feministischen Raumutopien—in Auseinandersetzung mit der Moderne und der Bauhaus Kultur.
 
In einem kurzen Text von 1931 beschreibt Walter Benjamin den destruktiven Charakter: Er „kennt nur eine Parole: Platz schaffen; nur eine Tätigkeit: räumen.“ Der destruktive Charakter gibt Situationen weiter, indem er sie liquidiert. Im Bedürfnis nach frischer Luft und freiem Raum, vollzieht er die totale Reduktion, löscht die Spuren seines Alters und löst sich von seinen eigenen Voraussetzungen—er steht für die Moderne und das Bauhaus-Programm. Über den destruktiven Charakter, so Benjamin, eröffnet sich dadurch die Möglichkeit des Neuanfangs. Der Nullpunkt (tabula rasa) der totalen Reduktion erlaubt es dem Bauhaus, neue, neutrale und bereinigte Räume zu produzieren.
Die Moderne ist für ihren destruktiven Charakter längst in Frage gestellt worden; für die Utopien der tabula rasa, die Männern zugeschrieben und als paternalistisch, kolonialistisch und totalitär wahrgenommen werden.
 
Andere Modernen, besonders alternative Ansätze zur totalen Reduktion und tabula rasa, sind Thema der forschungsbasierten Arbeit Das Haus, das Alice baute. Asli Serbest und Mona Mahall untersuchen und spekulieren darin über utopische Projekte, die, von feministischen Theorien und Praktiken informiert, moderne (häusliche) Räume neu denken. In Videos, Modellen, Zeichnungen, Bildern und Texten, sammeln und entwickeln sie Entwurfsansätze und Szenarien, die bestimmte gegebene Räume, Akteure und Funktionen aus ihrem Kontext abziehen, ohne diesen komplett zu zerstören: sie subtrahieren die Küche von der Wohnung (das Haus, das Alice baute), streichen Romeo aus Romeo und Julia und heben den Gegensatz zwischen Privat und Öffentlich auf. Als Gegenentwürfe zu den maximalen Projektionen der Moderne, formulieren sie Konzepte „minimaler“ Operationen, die jedoch neue räumliche Verbindungen und Relationen ermöglichen. Damit bilden sie das Fundament, auf dem wir eine mögliche gerechte und offene materiale, soziale, ökologische und ästhetische Zukunft entwickeln können.
 
Mona Mahall / Asli Serbest: Haus minus Küche, 2018 Collage / Grundriss von Alice Constance Austin für Llano del Rio (1915) / Bildrechte: Asli Serbest, Mona Mahall Mona Mahall / Asli Serbest: Haus minus Küche, 2018 Collage / Grundriss von Alice Constance Austin für Llano del Rio (1915) / Bildrechte: Asli Serbest, Mona Mahall
 













Asli Serbest und Mona Mahall (Berlin) arbeiten seit 2007 als Kollektiv zusammen. Durch ihre forschungsbasierte Praxis reflektieren und produzieren sie Raum in unterschiedlichen Medien und Formaten: Architekturen, Ausstellungen, Installationen, Szenografien, sowie (Video)Texte, Konzepte und Publikationen. Ihre Projekte untersuchen vergangene, gegenwärtige und zukünftige Kontexte mit dem Ziel, die Relationen zwischen Architektur, Kunst und dem Politischen zu verhandeln.
Sie stellen und publizieren international, unter anderem in der Pinakothek der Moderne München, Biennale di Venezia, Vancouver Art Gallery, Istanbul Design Biennial, Art Center Los Angeles, Württembergischer Kunstverein Stuttgart, Storefront for Art and Architecture New York, Sinop Biennial, Künstlerhaus Stuttgart, HKW Berlin, New Museum New York; in E-Flux journal, Volume Magazine, Perspecta, The Gradient: Walker Art Center, AArchitecture, Deutschlandfunk und anderen online und offline Publikationen.
Sie haben ein Buch über den spekulativen Charakter der modernen Architektur (How Architecture Learned to Speculate) verfasst und geben das unabhängige Magazin Junk Jet. Magazine on architecture, art, and media heraus.
http://m-a-u-s-e-r.net
 
T. Melih Görgün (Istanbul und Sinop) ist ein unabhängiger Kurator und Künstler, der sich mit Kulturstudien, Performances, Stadt und Kunst beschäftigt.
Er ist Mitbegründer der International Sinop Biennial Sinopale; Gründungsmitglied der European Cultural Association und der Sinop Sustainable Development Association.
Er war künstlerischer Leiter des EU-Projekts „Collecting the Future“, 2011. Er ist seit 2007 Co-Kurator von Siemens Art (Istanbul). Er kuratierte und brachte zahlreiche Ausstellungen mit, darunter Sinopale 6, Sinopale 5 und Sinopale 1, Asian Art Biennale-Dhakka, Werkleitz Biennale, eingeladen als Vortragender zu den Konferenzen in Yokohama Triennale-2017, „Irish Contemporary Art Museum 2015“, „Der Künstler als Ethnograph“ SOHO im Ottakring-Wien 2014, Artathen spricht 2014, „Die Diagrammpraxis des Mikropolitischen - der räumlich-zeitliche Ausdruck von Spiel zwischen Macht, Wissen und Ästhetik der Existenz“ Zhdk -2013, Continental Breakfast 2006 usw.
 
 

 

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