Ausstellung The Event of a Thread. Das Ereignis eines Fadens. Globale Erzählungen im Textilen.

The Event of a Thread. Das Ereignis eines Fadens. Globale Erzählungen im Textilen. © Heide Hinrichs, Semikörper, 2013 Videoprojektion, Stoffbahn, 7 Pappkartons mit div. Kleinteilen aus Leder, Papiermaché, Stoff, Federn und Papier, Beamer, variabel, ca. 250 x 350 cm, Detail

Fr, 22.02.2019 –
So, 07.07.2019

İstanbul Modern Temporary Space

The Event of a Thread / Das Ereignis eines Fadens – Globale Erzählungen im Textilen ist eine Tourneeausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa), einer der ältesten Kunstinstitutionen Deutschlands. Kuratiert ist die Ausstellung von Susanne Weiss in Zusammenarbeit mit Inka Gressel und konzentriert sich auf die historischen, sozialen und kulturellen Bedeutungen von Textil-Stoffen. Untersucht werden die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten von Textilien als Ausdrucksmittel zusammen mit verschiedenen künstlerischen Positionen, die im Ausstellungsraum interagieren. Um einen Kern von Ausstellungsobjekten gruppieren sich neue Verbindungen mit Institutionen und lokalen Künstlern. Das Ereignis eines Fadens bringt eine Vielzahl von Geschichten zusammen: Von der Traditionen des Quipu (Andenkultur Südamerikas), den Textiltechniken der Ureinwohner von Wichí (Argentinien) hin zu aktuellen künstlerischen Positionen aus der Türkei, inkl. einer ortspezifischen Installation von Şakir Gökçebağ, die das Goethe-Institut Istanbul eigens für die Einrichtung an diesem Ort gefördert hat.  
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Textile in der Kunst und Fragen wie: Welche Bedeutungen und Botschaften tragen Gewebe in sich? Welchen kulturellen Stellenwert besitzen Stoffe? Und wie lassen sie sich ‚lesen‘? Was erzählt Gewebe von seiner Herkunft, seiner Bedeutung, seiner sozialen Rolle? Welche tradierten Techniken haben sich Künstlerinnen und Künstler angeeignet, abstrahiert, verschoben oder wieder ins Leben zurückgeholt?
Die Bauhaus-Künstlerin Anni Albers beschrieb 1965 Das Ereignis eines Fadens als etwas multilineares, ohne Anfang und Ende, und meinte damit im übertragenen Sinne eine Möglichkeit, Beziehungen und Zusammenhänge immer wieder neu zu betrachten und zu strukturieren. Diesen neu-ordnenden Blick veranschaulichen die in der Ausstellung versammelten Objekte, Installationen und Videoessays. Sie erschließen hier Kontexte von Textilien, ihre spezifische Qualität und Geschichte. Die Werke zeigen dabei auch, wie das Textile mit den unterschiedlichsten Aspekten unseres Lebens verbunden ist. So macht z.B. Vincent Vulsma in seiner Arbeit „Technik“ (2012) ausgehend von einer historischen Decke der Navajo-Indianer sichtbar, wie deren Muster in verschiedene Designs – von der Decke zum Teppich bis hin zum Modestück – in verschiedene Bedeutungs- und Warenkreisläufe überführt wurde.
In Textilien berühren sich Tradition und Gegenwart sowie Kunst und Kunsthandwerk. Lokale Formen des Wissens und globale Beziehungen treffen aufeinander. Es gibt kaum eine Region, in der sich das Textile nicht vielschichtig in die Kultur- und Industriegeschichte eingeschrieben hätte. So erzählt ein Stoff auch davon, welche Materialien wann und wo wichtig wurden, wie Techniken migrierten und sich weiterentwickelten. Die in der Ausstellung versammelten Werke beleuchten den vielschichtigen Umgang der Künstlerinnen und Künstler mit den Eigenschaften von Geweben. Sie verknüpfen persönliche und ästhetische Geschichten mit jenen über die sozialen und ökonomischen Verhältnisse in einer globalisierten Welt.
Einer der beiden Sonderbereiche der Ausstellung widmet sich Bedri Rahmi Eyüboğlu (1911-1975), dem ersten Künstler, der eine Synthese entwickelte zwischen Malerei und Stickerei, Textilien und Yazma-Traditionen in der Türkei. Eine Auswahl von Yazma dieses Künstlers sowie eine Auswahl seiner noch nie zuvor gesehenen Blockplatten für Stoffdrucke werden in der Ausstellung "Das Ereignis eines Fadens" erstmals präsentiert.
 
Künstlerinnen und Künstler: Belkıs Balpınar, Ulla von Brandenburg, Hussein Chalayan, Burhan Doğançay, Noa Eshkol, Andreas Exner, Bedri Rahmi Eyüboğlu, Uli Fischer, Şakir Gökçebağ, Zille Homma Hamid, Heide Hinrichs, Olaf Holzapfel, Gözde İlkin, Christa Jeitner, Elisa van Joolen & Vincent Vulsma, Gülsün Karamustafa, Servet Koçyiğit, Eva Meyer & Eran Schaerf, Karen Michelsen Castañón, İrfan Önürmen, Judith Raum, Sabire Susuz, Franz Erhard Walther
 
Der Bauhausraum

Die Beziehungen von Handwerk und künstlerischem Medium lassen sich insbesondere untersuchen am historischen Beispiel der Weberei am Bauhaus. Ein für die Ausstellung konzipierter „Bauhausraum“ ist deshalb der historischen Textilwerkstatt am Bauhaus gewidmet. Er veranschaulicht in sechs Kapiteln die außergewöhnliche Erfolgsgeschichte dieser Werkstatt: Erzählt wird von den Menschen, die die Werkstatt ausmachten, von den Geweben und Stoffen, die dort geschaffen wurden und von dem, was heute in Archiven und Museen davon erfahrbar und nachvollziehbar bleibt. In einem gestalteten Display können neu gewebte Gebrauchsstoffe, die an die des Bauhauses erinnern, betrachtet und ertastet werden. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei zum einen Gunta Stölzl, der ersten Werkmeisterin und späteren Leiterin der Textilwerkstatt am Bauhaus in Dessau, sowie der Textilgestalterin Otti Berger, die über „Stoffe im Raum“ nachdachte.
Konzept und künstlerische Recherche: Judith Raum in Zusammenarbeit mit Jakob Kirch, Pascal Storz und den Architekten s.t.i.f.f.
Kuratorinnen: Susanne Weiß in Zusammenarbeit mit Inka Gressel, (ifa, Institut für Auslandsbeziehungen), Öykü Özsoy (Istanbul Modern)
 

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