Çamkalabak - Ein westanatolisches Dorf zwischen Gestern und Morgen
Eine Fotoausstellung von Jean Molitor über das immaterielle Kulturerbe in der Troas
Die Fotoausstellung dokumentiert den sozialen Wandel und die Lebensumstände der Menschen von Çamkalabak, ein 650 Einwohner zählendes Dorf in Westanatolien. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren sie halbnomadische Hirten, die im Frühjahr mit ihren Ziegen und Schafen ins Ida-Gebirge zogen. Mit Sesshaftigkeit der ersten Familien in Çamkalabak entstanden als Unterkünfte bescheidene Steinhäuser, die sie ihre nomadische Lebensweise aufrechterhalten ließen. Heute finden sich in Çamkalabak noch sieben dieser Einzimmer-Steinhäuser, von der Dorfgemeinschaft respektvoll als “Nene-Häuser” bezeichnet, teils verlassen, teils von den Ältesten des Dorfes bewohnt. Jene architektonische Besonderheit findet sich auch in den Steinhäusern wieder, welche bei archäologischen Grabungen in Troja gefunden wurden und heute im Troja-Museum als Nachstellung ausgestellt sind.
Über viele Jahrzehnte sicherte die Kleinviehzucht und die Handwebkunst der Frauen den Lebensunterhalt der Familien. Spätestens nachdem am 6. Februar 2017 ein Erdbeben viele Gebäude im Dorf stark beschädigte und in Folge Sozialbauten in der Nähe errichtet wurden, sind die Zukunftsfähigkeit der Dorfgemeinschaft, der Fortbestand ihrer Gebräuche und Traditionen in Gefahr.
Das Ausstellungsprojekt ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Berliner Fotografen Jean Molitor, der Kunstschaffenden Esma Civcir und dem Kulturreferat der Deutschen Botschaft Ankara. „Troja 9 Schichten 9 Farben 9 Zeiten“ ist der Titel eines Kulturerhaltprojekts von Vertreterinnen und Vertretern der Onsekiz Mart Universität Çanakkale und weiteren Kulturförderern. Esma Civcir übernahm die künstlerische Projektverantwortung. Im Frühsommer dieses Jahres waren Jean Molitor, Esma Civcir und der Architekt Erdem Salcan Gäste im Dorf Çamkalabak. Während Esma Civcir Interviews mit den Menschen führte, fotografierte und filmte Jean Molitor. Erdem Salcan skizzierte die vom Verfall bedrohten historischen Steinhäuser.
Die Bilder von Jean Molitor bewahren die nachhaltige Lebensweise der Menschen von Çamkalabak vor dem Vergessen.
Die Ausstellung ist ein Projekt des Kulturreferats der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Ankara.
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