Veranstaltungen anlässlich des 100. Geburtstags von Heinrich Böll

Poster © Goethe-Institut Istanbul „Einmischung ist die einzige Möglichkeit, realistisch zu bleiben.”
Heinrich Böll

Am 21. Dezember ist der Geburtstag des Nobelpreisträgers Heinrich Böll, einem der wichtigsten Vertreter der deutschen Nachkriegsliteratur.

Wofür steht Heinrich Böll?
Heimatlosigkeit, Arbeitslosigkeit und Verunsicherung sind nur einige der Themen, die der Nobelpreisträger aus literarischer und gesellschaftspolitischer Perspektive beleuchtet hat – und er hat sich nicht nur darauf beschränkt, seine Eindrücke zu Papier zu bringen: Als Schriftsteller und Intellektueller hat er stets darauf hingewiesen, wie wichtig gesellschaftliches Engagement ist und dass man sich unerschrocken einmischen muss in gesellschaftliche Angelegenheiten. Diesem Prinzip ist er immer treu geblieben.
Nicht nur zu Kriegszeiten gibt es gesellschaftliche Krisen und Erschütterungen. Es besteht zu jeder Zeit Bedarf an kritischen Stimmen, die „sich einmischen“, wie Böll es mit seinen Worten sagte. Die Gegenwart müsse, so Böll, immer aus anderen Perspektiven kommentiert werden. Dieser Bedarf scheint heutzutage noch dringender zu einer Zeit, die sich einerseits wissenschaftlich immer weiter spezialisiert, andererseits durch zerstückelte und unbestimmte Öffentlichkeiten bestimmt ist und in der sich die Rolle und Qualität gesellschaftlicher Akteure wandelt. Wie kann man sich einbringen, wenn man über Wissen und Expertise verfügt? Wie kann man die Bedeutung und die Qualität des Einmischens definieren im Angesicht der großen strukturellen Veränderungen, die die Öffentlichkeit durchläuft? Was könnte das gesellschaftliche Pendent für solch eine Einmischung sein?

Um Antworten auf diese Fragen zu suchen, möchte das Goethe-Institut Istanbul und die nach dem Schriftsteller benannte Heinrich Böll Stiftung den 100. Geburtstags ihres Namensgebers feiern mit einer Veranstaltungsreihe. Details entnehmen Sie bitte dem Anhang. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
 
Programmablauf:

Ausstellung
02. – 31. Dezember 2017

Ort: Bibliothek des Goethe Instituts Istanbul
Yeniçarşı Cad. 32, Beyoğlu
(Öffnungszeiten: Di: 14.00-18.00; Mi, Do und Fr: 10.00-18.00; Sa: 12.00-17.00)

Vom 02. bis 31. Dezember 2017 zeigt die Bibliothek des Goethe-Institut Istanbul eine Ausstellung mit Bildern aus dem Leben Heinrich Bölls mit Informationen zu seinem umfangreichen Schaffen.
 
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Ausstellungseröffnung und Lesung
2. Dezember 2017, 11:00

Ort: Bibliothek des Goethe Instituts Istanbul
Yeniçarşı Cad. 32, Beyoğlu

Der türkische Schauspieler Mert Fırat und die deutsche Schriftstellerin Monika Rinck lesen aus Heinrich Bölls Erzählungen (auf Deutsch und Türkisch).
Moderation: Dilşad Budak

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Podiumsdiskussion
7. Dezember 2017, 19:00-20:30 Uhr
Ort: Pera Müzesi
Meşrutiyet Cad. No: 65, Tepebaşı

Kunst und Künstler in unsicheren Zeiten
Podiumsteilnehmer:
Tanıl Bora, Ömer Türkeş
Sprache: Türkisch, mit englischer Simultanübersetzung

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Film
21. Dezember 2017, 19.00
Ort: Pera Müzesi
Meşrutiyet Cad. No: 65, Tepebaşı

Die verlorene Ehre der Katharina Blum
Deutschland 1975, Regie: Volker Schlöndorff, 106 Minuten, Deutsch mit türkischen Untertiteln

Heinrich Bölls Erzählung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ erschien1974 und wurde 1975 von Volker von Schlöndorff verfilmt.
Der Film beginnt mit der skizzierten Sequenz der Rheinüberfahrt und gehört zu den Werken, mit denen man die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland erzählen kann. Er beschreibt die Stimmung, die Mitte der 1970er-Jahre im Land herrschte. Es waren die Jahre des Terrors der Roten Armee Fraktion (RAF) und die Jahre einer nahezu hysterischen institutionellen und gesellschaftlichen Gegenreaktion. Die Sicherheitsorgane nahmen die Gesellschaft so scharf ins Visier, dass viele Bürgerinnen und Bürger das Gefühl bekamen, unter Generalverdacht und Dauerkontrolle zu stehen. Auf der anderen Seite gab es berechtigte Ängste vor Terroristen und Terroriistinnen und denen, die mit ihnen sympathisierten. Von manchen Medien – vor allem von den Zeitungen des rechtsgerichteten Springer-Konzerns – wurden diese Ängste mit spekulativer Absicht geschürt. Genau diese Atmosphäre fängt Schlöndorff ein in seinem Film.

 

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