Filmreihe Abgesagt !!! Held*innen

Held*innen Filmreihe Foto © One Fine Day Films, Design © barek

Mo, 10.02.2020 –
Mo, 20.04.2020

19:00 Uhr

Goethe-Institut Ankara

Wir kennen sie aus Comics und Action-Filmen, Märchen und Sagen; sie zeichnen sich durch Unerschrockenheit, Mut und Stärke aus oder besitzen sogar übernatürliche Fähigkeiten: Figuren wie Superman oder Wonder Woman. Ihre außergewöhnlichen Taten stellen einen starken Kontrast zu den oft begrenzten Möglichkeiten unseres Alltags dar. Denn im echten Leben gibt es keine Helden*innen. Oder doch?!

Oft sind es die unvorhersehbaren Wendungen des Schicksals, die uns zu außergewöhnlichen Taten bewegen und ungeahnte Stärken in uns freisetzen. Trotz schwerer Krankheit die Lebensfreude nicht zu verlieren oder der Versuch, in der Vergangenheit begangene Fehler wieder gut zu machen, sind die eigentlichen Heldentaten des Alltags. Genau um diese geht es in unserer Reihe „Held*innen“.

Wir präsentieren einige der erfolgreichsten und spannendsten deutschen Kino-Filme von 2018 und 2019: DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT von Caroline Link fand in deutschen Kinos ein Millionenpublikum. GUNDERMANN von Andreas Dresen war nicht nur im Kino erfolgreich, sondern auch der große Gewinner beim Deutschen Filmpreis 2019. Außerdem stellen wir mit ATLAS, REISE NACH JERUSALEM und DIE GOLDFISCHE drei vielbeachtete Debüts und erste Spielfilme von Regisseur*innen vor. Und SUPA MODO wurde 2018 ausgezeichnet mit dem Kinder- und Jugendfilmpreis des Goethe-Instituts, der im Rahmen des Schlingel-Festivals in Chemnitz vergeben wird.

10.02.2020
GUNDERMANN
Deutschland
2018, 128’
Deutsch / Türkische Untertitel
Regie: Andreas Dresen
Darsteller*innen: Alexander Scheer, Anna Unterberger, Axel Prahl, Thorsten Merten, Eva Weißenborn
 
Der neueste Film von Andreas Dresen handelt vom bewegten Leben des DDR-Liedermachers Gerhard Gundermann (1955–1998). Tagsüber arbeitet er als Baggerfahrer im Braunkohletagebau in der Lausitz. Doch abends nach der Schicht steigt er als Sänger auf die Bühne und bewegt die Menschen mit seiner Musik. Er thematisiert Dinge wie Leben, Tod und Sterben, greift aber auch politische und sozialkritische Themen auf. Durch seine sehr persönlich und authentisch wirkenden Lieder avanciert er in den 1980er Jahren zu einem Idol vieler Menschen in der DDR. Zugleich gerät er immer wieder mit der Obrigkeit in Konflikt. Auch nach dem Ende der DDR büßt Gundermann nicht an Popularität ein, im Gegenteil: Seine Fangemeinde wird immer größer. Sogar als sich im Jahr 1995 herausstellt, dass Gundermann als Stasi-Spitzel tätig war, ändert das kaum etwas an seinem Erfolg.
 
In seiner viel gelobten Filmbiografie zeigt uns Andreas Dresen einen komplexen und widersprüchlichen Charakter sowie eine DDR, die nicht nur schwarz oder weiß war.

24.02.2020
ATLAS
Deutschland
2018, 100’
Deutsch / Türkische Untertitel
Regie: David Nawrath
Darsteller*innen: Rainer Bock, Albrecht Schuch, Thorsten Merten, Uwe Preuss, Roman Kanonik

Der 60-jährige Walter ist Möbelpacker für Zwangsräumungen. Er ist der treueste Schlepper, den Roland Grone in seiner Spedition hat. Walter ignoriert die Schmerzen, die ihm der Knochenjob bereitet, ebenso wie das Leid der Menschen, in deren Privatsphäre er täglich eindringt. Sein Chef plant mithilfe eines zwielichtigen Familienclans ein riskantes Immobiliengeschäft. Ein Altbau soll entmietet und teuer weiterverkauft werden. Nur: Der letzte Mieter weigert sich auszuziehen. Walter glaubt in dem jungen Mann seinen Sohn wiederzuerkennen, den er vor Jahrzehnten im Stich gelassen hat. Ohne sich ihm zu offenbaren, nähert er sich Jan und dessen Familie behutsam an. Doch als Walter herausfindet, wie unberechenbar die Männer sind, auf die sich Grone eingelassen hat, gerät er zunehmend unter Druck.
 
Mit einem Ensemble feinfühliger Schauspieler erzählt Regisseur David Nawrath in seinem Kino-Debüt von einer besonderen Vater-Sohn-Geschichte, die sich unter der Brutalität einer kriminellen Entmietung verdichtet.

09.03.2020
REISE NACH JERUSALEM
Deutschland
2018, 118’
Deutsch / Türkische Untertitel
Regie: Lucia Chiarla
Darsteller*innen: Eva Löbau, Beniamino Brogi, Veronika Nowag-Jones, Axel Werner, Anna Bardorf
 
Alice ist freie Texterin und Redakteurin, 39 Jahre alt und temporär, wie sie vehement betont, arbeitslos. Nach ihrer Kündigung in einer Agentur half sie bereits Handelsvertreterinnen beim Bequatschen von Kundinnen, ‚verdiente‘ dabei aber nur Benzingutscheine. Später, in den verschiedenen Umschulungsmaßnahmen, die sie absolvieren musste, wurde kollektiv gepennt, gelesen oder mit Bürostühlen gekippelt. Und beim einzigen, vielversprechenden Bewerbungsgespräch versagte das doofe Skype. Als sie ihrer aktuellen Fortbildung einfach fernbleibt, wird ihr ‚die Stütze‘ gekürzt und Alice geht das Geld aus. Ihre Eltern oder Freunde um Hilfe zu bitten gliche einer Kapitulation - kommt also gar nicht in die Tüte! Um den Schein zu wahren, verstrickt sie sich zunehmend unauflösbar in einem Netz aus Notlügen. Schon bald fühlt sich ihr Leben an wie ein endloser Kampf gegen Windmühlen um ein kleines bisschen Glück und Erfolg. Oder um eine einzige Packung Schokokekse.
 
Mit Ihrem Debütspielfilm entwirft Lucia Chiarla ein authentisches Zeit- und Gesellschaftsbild und zeigt Alice als eine von vielen Menschen, die dem Leben und der Gesellschaft verloren zu gehen drohen.
 
23.03.2020
DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT
Deutschland
2018, 100’
Deutsch / Türkische Untertitel
Regie: Caroline Link
Darsteller*innen: Julius Weckauf, Luise Heyer, Sönke Möhring, Hedi Kriegeskotte, Joachim Król, Ursula Werner

Recklinghausen im Ruhrgebiet, Anfang der 1970er Jahre. Hans-Peter ist neun Jahre alt und ein wenig pummelig. Das kann das große Selbstvertrauen des kleinen Luftikus allerdings nicht erschüttern, denn er kann andere Menschen mit seinen Späßen und Parodien zum Lachen bringen – ein Talent das ihn später, als Hape Kerkeling, zu einem der bekanntesten und besten deutschen Komiker werden lässt, auf dessen Memoiren der Film von Oscar-Preisträgerin Caroline Link basiert.

Bei aller Komik bietet „Der Junge muss an die frische Luft“ aber auch die genaue Studie einer Gesellschaft der Verdrängung, von Menschen, die noch immer vom Zweiten Weltkrieg traumatisiert sind und das Lachen wie die Luft zum Atmen brauchen. Hans-Peter hat das früh verstanden. Doch bei der für ihn wichtigsten Person scheitert er: Seine depressive Mutter nimmt sich das Leben, als er neun Jahre alt ist.

06.04.2020
SUPA MODO
Deutschland, Kenia
2018, 74’
Englisch / Deutsche und türkische Untertitel
Regie: Likarion Wainaina
Darsteller*innen: Stycie Waweru, Nyawara Ndambia, Marrianne Nungo, Johnson Chege, Humphrey Maina
 
Die neunjährige Jo liebt Actionfilme und träumt davon, selbst eine Superheldin zu sein. Ihr grösster Wunsch: einen Film zu drehen, in dem sie selbst die Hauptrolle spielt. In ihrer Fantasie vergisst sie, dass sie unheilbar krank ist. Irgendwann kann Jos Schwester nicht mehr mit ansehen, wie das lebensfrohe Mädchen die kostbare Zeit, die ihm noch bleibt, nur im Bett verbringt. Sie ermutigt Jo, an ihre magischen Kräfte zu glauben und animiert das ganze Dorf, Jos Traum wahr werden zu lassen.
 
Das berührende Drama des kenianischen Filmemachers Likarion Wainaina, entstanden im Rahmen einer Masterclass des deutsch-kenianischen Produktionskollektivs One Fine Day Films, erzählt von der Kraft der Fantasie und von einem ungewöhnlichen Weg des Abschiednehmens.

20.04.2020
DIE GOLDFISCHE
Deutschland
2019, 111’
Deutsch / Türkische Untertitel
Regie: Alireza Golafshan
Darsteller*innen: Tom Schilling, Jella Haase, Axel Stein, Kida Khodr Ramadan, Birgit Minichmayr
 
Oliver arbeitet hart für seinen Erfolg als Portfoliomanager. Als er sich auf dem Weg zu einem Termin die freie Gegenspur zur privaten Fastlane macht, verursacht er einen verheerenden Crash und wacht querschnittsgelähmt in der Reha auf. Drei Monate dort sollen ihn auf ein Leben im Rollstuhl vorbereiten. Doch Oliver will möglichst schnell raus aus diesem „Behindertengefängnis“ mit schlechtem Internet. Auf der Suche nach dem stärksten WLAN-Signal lernt er eine schräge WG mit Menschen mit verschiedenen Handicaps kennen, die „Goldfische“. Auch wenn er seine neue Realität zunächst verdrängt, so inspiriert sie ihn doch zu einem riskanten Plan. Mit den Goldfischen macht er sich auf den Weg nach Zürich, um eine beträchtliche Menge Schwarzgeld in Sicherheit zu bringen.
 
Der erste Spielfilm von Alireza Golafshan ist ein ausgelassener und verrückter Roadtrip. Die Komödie mit Menschen mit Behinderung versucht nicht, politisch korrekt zu sein oder ihre Hauptfiguren zu bemitleiden, und ist gerade deshalb sehr menschlich und aktuell.

 

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