Hip-Hop
Zweierpasch: mit Hip-Hop über Grenzen

Zweierpasch in Kiew, Oktober 2015
Zweierpasch in Kiew, Oktober 2015 | Foto: Goethe-Institut Ukraine/Olena Savitska

Das deutsch-französische Hip-Hop-Duo Zweierpasch war vom 17. bis 25. Oktober auf Ukraine-Tournee. Die Zwillingsbrüder Felix und Till Neumann aus Freiburg (Deutschland) und Straßburg (Frankreich) haben auf Einladung der deutschen und französischen Botschaft in der Ukraine drei Konzerte gespielt: in Kiew, Charkow und Dnipropetrowsk.

Begleitet wurden sie von ihrem deutschen Gitarristen und Sänger Stefan Harth und zwei ukrainischen Musikern. Zweierpasch haben auf ihrer Tournee auch drei Workshops für junge Ukrainer gegeben, die Deutsch oder Französisch lernen. Darin rappten die Brüder auf zwei Sprachen mit den Teilnehmern und ließen sie eigene kleine Raptexte schreiben. Olena Savitska vom Goethe-Institut hat die beiden 32 Jahre alten Brüder und Stefan (27 Jahre alt) nach ihrer Ukraine-Reise interviewt. Sie sprechen über Vorurteile, zweisprachigen Hip-Hop und Inspiration.

Till und Felix, wir haben uns sehr gefreut, als wir zum ersten Mal von „Zweierpasch“ gehört haben. Beim Goethe-Institut gibt es ja die Initiative „PASCH“, was „Schulen - Partner der Zukunft" bedeutet. Das Projekt verbindet Schulen und die Schüler auf der ganzen Welt dank der deutschen Sprache und Kultur. Was habt ihr mit „Pasch“ gemeint?

Felix: Unsere Band heißt Zweierpasch, wir sagen dazu auch Pasch. Das ist kürzer. Zweierpasch sind zwei Würfel, die jeweils eine Zwei zeigen. Unser Motto ist „2 Stimmen - 2 Sprachen". Wir rappen auf Deutsch und Französisch. Unser Ziel ist, Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenzubringen. Das geht mit Musik sehr gut. Das merken wir auch bei unseren Workshops. Wir waren schon in Westafrika, in Frankreich, der Schweiz und sogar beim deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck. Zweierpasch, kurz Pasch, passt also wunderbar zum „PASCH“-Projekt des Goethe-Instituts.

Ja, ich stimme völlig zu. Es gibt Vorurteile in der Ukraine, dass man nur über das Feiern und Reichsein rappt. Kannst du diese entkräften? Was sind die Themen eurer Lieder?

Till: Diese Vorurteile gibt es auch bei uns. Bei einigen Rappern stimmt das ja auch. Sie rappen über große Autos, funkelnde Ketten und schöne Frauen. Bei uns ist das anders. Wir texten über politische und soziale Themen. Bei uns geht es zum Beispiel um Toleranz, Mauern in den Köpfen und Flüchtlinge. Hip-Hop war schon immer Musik für starke Botschaften. Auch geht es uns darum, mit der Musik etwas zu bewegen. Vor allem wollen wir Menschen zusammenbringen. Deutsche und Franzosen, Europäer und Afrikaner und jetzt auch Deutsche und Ukrainer.

Die Ukraine ist ein zweisprachiges Land, das spaltet uns auch ein bisschen. Deswegen ist es uns besonders wichtig, Schwerpunkte zu finden, die uns nicht unterscheiden, sondern verbinden. Bei euren zweisprachigen Workshops in Charkiw und Dnipropetrowsk scheint das super geklappt zu haben: Gemeinsame Interessen und Rap haben die deutsch- und französischsprachigen Schüler vereint. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein deutsch-französisches Projekt zu machen?

Felix: Wir waren ja zum ersten Mal in der Ukraine. Zu sehen, dass junge Menschen hier mit uns auf Deutsch und Französisch Musik machen, war total schön. Wir sind selbst in einer deutschen Familie aufgewachsen. Wir waren aber früher oft im Frankreich-Urlaub und haben Französisch in der Schule gelernt. Irgendwann wollten wir nicht nur auf Deutsch rappen, sondern auch auf Französisch. Wir finden, die Sprachen passen super zusammen. Trotzdem gibt es auch in Deutschland viele Vorurteile gegenüber Frankreich. Genau wie es in Frankreich Vorurteile gegenüber Deutschen gibt. Das wollen wir mit unserer Musik ändern. Wir wollen verbinden, Gemeinsamkeiten zeigen, Menschen zusammenbringen - für ein Konzert oder einen Workshop. Wir wollen junge Menschen motivieren, die andere Sprache zu sprechen. Denn Sprache ist der Schlüssel zum Verständnis. Und Verständnis ist der Schlüssel für Frieden.

Ja, du hast Recht. Frieden und Verständnis ist das wichtigste, was wir alle heutzutage brauchen. Welche Gefühle habt ihr nach der Reise in die Ukraine? Habt ihr irgendwelche neue Ideen oder Themen für eure Lieder aus dieser Reise geschöpft?

Till: Diese Woche war total intensiv. Und total schön. Wir haben sehr viele nette Leute kennengelernt - und ein wunderschönes Land entdeckt. Aber wir haben auch gesehen, dass die Lage angespannt ist in der Ukraine. In Deutschland haben Felix und ich so eine Konfliktsituation nie selbst erlebt. Das ist schon auch ein bisschen gruselig zu wissen, dass hier Krieg ist. Deswegen sind wir nach der Reise auch ziemlich aufgewühlt. Wir werden in unseren nächsten Liedern sicher auch mal Eindrücke unseres Ukraine-Abenteuers verarbeiten. Das war schließlich eine Woche, von der wir noch unseren Enkelkindern erzählen werden.

Danke, das freut uns. Wir hoffen auch, dass ihr jetzt schon als Botschafter für die Ukraine unterwegs seid und eurem Nachwuchs etwas über unser Land berichten könnt. Stefan, du hast Felix und Till als Gitarrist und Sänger in der Ukraine begleitet. Wie findest du die Erfahrung mit den ukrainischen Musikern? Wie lange habt ihr zusammen geprobt?

Stefan: Die Zusammenarbeit mit den beiden ukrainischen Musikern war sehr positiv. Die beiden beherrschen ihre Instrumente hervorragend und trotz der kurzen Probezeit von nur drei Tagen, haben wir es geschafft, ein ganzes Live-Set einzustudieren. Die Kommunikation war überhaupt nicht schwierig: von Musiker zu Musiker braucht man oft keine Worte, die Musik spricht für sich. Deshalb nehmen wir auch musikalisch einiges von dieser Reise mit. Die beiden ukrainischen Musiker haben ganz klar ihren individuellen Beitrag zu unserem Sound geleistet. Das war ganz spannend für mich und ich glaube auch für Felix und Till. Viele der Stücke sind schon länger in unserem Repertoire, aber durch die Zusammenarbeit konnten wir sie auf eine ganz neue Art und Wiese hören. Bei unseren nächsten Proben mit unseren Musikern in Deutschland werden wir versuchen, einiges davon aufzugreifen.

Ich danke euch ganz herzlich fürs Gespräch und die Zusammenarbeit. Wir freuen uns auch auf künftige gemeinsame Projekte und ihr seid immer herzlich willkommen in der Ukraine.