Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

Thomas Meinecke
Feminist am Plattenspieler

Autor Meinecke bei einer seiner Lesungen.
Autor Meinecke bei einer seiner Lesungen. | Foto (Zuschnitt): © picture-alliance/SZ-Foto

Schriftsteller, DJ, Musiker – Thomas Meinecke ist ein vielseitiger Künstler. Er sampelt, zitiert und dekonstruiert: Rollenbilder ebenso wie den Autorenbegriff. 

Von Romy König

Ein feministischer Autor 

Seit dem Erscheinen seines Romans Tomboy im Jahr 1998 gilt Thomas Meinecke als ein Autor, der Gendergrenzen durcheinanderwirbelt: In der Geschichte benimmt sich ein Mädchen wie ein Junge, wofür der anglo-amerikanische Sprachraum den Begriff „Tomboy“ kennt. Meinecke, der sich selbst als Feminist bezeichnet, fragt, ob nicht „Tomboy“ an sich schon eine Tautologie sei. Der Text benennt Geschlechterzuweisungen und gängige Rollenvorstellungen und dekonstruiert sie. Geschlechterrollen seien, so sagte Meinecke einmal, „viel zu oft noch ein Gefängnis. Wer eine Frau ist, bleibt eine Frau, wer ein Mann ist, bleibt ein Mann“. Feminismus sei daher für ihn eine Art Klassenkampf, in dem es um Ausschlussmechanismen gehe. Als Autor sei es seine Aufgabe, auf solche Mechanismen hinzuweisen. Seit den 1980er-Jahren hat Meinecke mehrere Romane und Erzählungen publiziert, die das Thema der Geschlechterzuweisungen immer wieder aufwerfen.

Meinecke, der Poetikdozent 

2012 hatte Meinecke die Frankfurter Poetikdozentur inne, eine renommierte Reihe an der Goethe-Universität, in der Autoren über ihr Werk und ihr Schreiben referieren. Meinecke machte seinen Vortrag zu einem Beispiel für Dekonstruktion: Er baute einen Plattenspieler auf, spielte als Auftakt einen Song mit dem bezeichnenden Titel False Start, und ließ eine Radioreportage folgen, Thema: der Autor Thomas Meinecke. Im Anschluss zitierte er Stellen aus Tomboy. Eine „brillante Performance zur Dekonstruktion des Autorbegriffs“, befand die Kritik. 

Der Platten-Spieler

Am Plattenspieler steht der Autor, der heute in einem Dorf in Oberbayern lebt, regelmäßig, unter anderem in den Berliner Theaterspielstätten Hebbel am Ufer. Seit mehr als zehn Jahren lädt er für seine Veranstaltungsreihe andere Künstler ein, legt abwechselnd mit ihnen Songs auf, lässt sie Geschichten erzählen und erzählt selbst. In Assoziationsketten gestalten sie so gemeinsam den Abend. 1980 gründete Meinecke mit anderen Musikern die Band Freiwillige Selbstkontrolle, kurz F.S.K. Zunächst hervorgegangen aus dem Punk- und New-Wave-Umfeld, wandte sich die Gruppe bald Techno und House zu. Wie in seiner Literatur geht es Meinecke in der Band um Brüche und die Dekonstruktion bestehender Muster. Daneben ist Meinecke Radio-DJ im Bayerischen Rundfunk und hat auch als Solokünstler Platten aufgenommen.

Top