Deutsche Spuren Ukraine
Mietshaus von Leonid Rodsjanko

Dekorative Details am Haus
Dekorative Details am Haus | © Goethe-Institut / Nataliia Diachenko

Der Architekt Martin Wilhelm Klug hat 1910-1911 ein Mietshaus im feinsten Jugendstil gebaut. Die Pracht dieses Hauses erinnert an Jugendstilhäuser in europäischen Hauptstädten.

Der deutschstämmige Architekt Martin Wilhelm Klug (1850-1922) hat eines der schönsten Gebäude Kiews im feinsten Jugendstil als Mietshaus für den Kaufmann und leidenschaftlichen Pferdeliebhaber Leonid Rodsjanko 1910-1911 gebaut. Zu dem Haus gehörten ferner die nicht erhalten gebliebenen Pferdeställe, ein Kutschenhaus und sonstige Diensträume im Innenhof. Obwohl Kiew damals als Provinzstadt galt, gleicht die Pracht dieses Mietshauses den europäischen Hauptstädten.

Die Fassade des Hauses ist mit vielen floristischen Dekor-Details zum Thema «Femme fatale» verziert. Besonders beeindruckend sind die zwei Nymphen-Säulen mit langen Haaren am Parade-Eingang, die nach oben blicken. Über den Fenstern des zweiten Stocks gibt es ein Maskaron in Form von seltsamen Hundeköpfen mit geöffneten Mäulern, die den Kontrast zum romantischen Frauenthema bilden. Beachtenswert sind auch die verschiedenförmigen Fenster des Hauses.
Der Kaufmann Leonid Rodsjanko war einer der ersten, der Hochhäuser in der Straße Jaroslawiw Wal bauen ließ. Im Jahre 1908 wurde das Haus unter der Adresse wul. Jaroslawiw Wal 14b als das Wohnhaus der Familie Rodsjanko fertiggestellt. Über dem Paradeeingang sieht man ein Medaillon mit den Initialien des Inhabers: „LPR“.

In den nächsten Jahren wurde nebenan das bereits erwähnte Mietshaus in der wul. Jaroslawiw Wal 14a errichtet. Das Haus bot seinen Mietern die gemütlichsten, aber auch teuersten Wohnungen in Kiew. In Wohnräumen des zweiten Stocks wurden eine Zeitlang Kunstsammlungen des bekannten Kiewer Kunstsammlers und Mäzens Oskar-Hermann Hansen ausgestellt. Besonders interessant war die komplette Sammlung von über 1000 Kunstwerken der Fayence-Fabrik von Meschyhirja.

Diese Fabrik entstand Anfang des 19. Jahrhunderts, nachdem der deutsche Ingenieur Kranich auf dem Gelände des ehemaligen Klosters zu Meschyhirja Lehmvorräte entdeckt hatte. Die Fayence-Fabrik von Meschyhirja existierte über 70 Jahre lang. Ihre Produktion – Teller, Schalen, Krüge – zeichnet sich durch meist eintönige zahlreiche Ornamente von Weinreben, Eichenblättern etc. aus.

Unweit des Fabrikgebäudes befindet sich heute die Residenz des ehemaligen Staatspräsidenten der Ukraine Wiktor Janukowytsch (2010-2014), die seit 2014 für die Touristen eröffnet wurde.

Das Mietshaus sowie das Wohnhaus von Leonid Rodsjanko gehörten zu den besten Beispielen des Kiewer Jugendstils. In Kiew gibt es etwa 100 Jugendstilhäuser. Viele davon wurden von den deutschen Architekten Martin Wilhelm Klug, Eduard Ferdinand Bradtmann, Georg Paul Schleifer, Wladimir Eisner u.a. errichtet.

Standortinformationen

Mietshaus von Leonid Rodsjanko
Kiew, wul. Jaroslawiw Wal 14a