„Gemeinsam ans Ziel“
Planspielmaterialien

Planspielmaterialien | Foto: colourbox.de Foto: colourbox.de

Mit dem Planspiel „Gemeinsam ans Ziel“ ist erstmals für die ethnischen Minderheiten in der Ukraine eine Austauschplattform zur Intensivierung der Zusammenarbeit für deren Vertreterinnen und Vertreter entstanden. Ziel des Planspiels ist, aktuelle Herausforderungen, die alle ethnischen Minderheitenverbände in der heutigen Ukraine betreffen, zu fokussieren und zu diskutieren und gemeinsam die Minderheitenposition in der Ukraine zu stärken. Insbesondere junge Vertreterinnen und Vertreter der Minderheiten sollen zu eigenen Beiträgen im Prozess des Aus- und Umbaus der ukrainischen Zivilgesellschaft ermutigt und aktiviert werden.

Im Planspiel befinden sich die Teilnehmenden als Vertreterinnen und Vertreter der ethnischen Minderheiten in dem fiktiven Ort „Ludonky“ im Südosten der Ukraine. Ein Projekt des Europarats schreckt sie auf. Die Kriterien dieses Projekts sind mehr als kompliziert. Die Möglichkeiten, die das Projekt gerade einer Kleinstadt eröffnet, sind jedoch immens. Die Minderheiten müssen entscheiden, die Teilnehmenden als Spielende sind gefragt. Die Zusammenarbeit ethnischer Gruppen muss sich verbessern, um gemeinsam eine Strategie bzw. Lösung zu erarbeiten.

Das Planspiel ist in mehreren Etappen im Jahr 2017 entstanden. Das CIVIC-Institut konzipierte das Projekt gemeinsam mit dem Goethe-Institut in der Ukraine und der Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland, vor Ort eingebunden waren zudem der Kongress der nationalen Gemeinden in der Ukraine sowie der Rat der Deutschen in der Ukraine.

Planspiele erfreuen sich zunehmender Beliebtheit in unterschiedlichen Bildungsbereichen.  Menschen aller Altersklassen partizipieren in Lernprozessen gerne an interaktiven und spielerischen Methoden, um Wissen zu erwerben. Im Rahmen von Planspielen werden komplexe Verhandlungs- und Entscheidungsprozesse realitätsnah simuliert. Diese Lernmethode eignet sich für nahezu jede Alters- und Berufsgruppe. Die Teilnehmenden von Planspielen übernehmen für die gesamte Dauer des Planspiels die Rolle von Akteuren und Vertreterinnen und Vertretern von Interessengruppen. Den Hintergrund bildet eine fiktive, aber realitätsnahe Ausgangslage – das so genannte Szenario.

Die Teilnehmenden erlernen und erleben auf diese Weise die jeweiligen Entscheidungsabläufe. Reale Prozesse werden durchschaubarer und damit zugänglicher. Im Gegensatz zu traditionellen Rollenspielen agieren die Teilnehmenden vorrangig in Gruppen. Sie müssen sich in den jeweiligen persönlichen Hintergrund der Akteure hineinarbeiten, Anträge stellen, Gruppen und Gemeinschaftsinitiativen vertreten, diskutieren und Kooperationen entwerfen. Planspiele leben immer von der Bereitschaft der Spielenden sich auf offene Lernprozesse einzulassen. Das Ergebnis eines Planspiels bestimmen die Spielenden selbst. Bei einem Planspiel ist sprichwörtlich der Weg das Ziel.

Die Teilnahme an Planspielen lässt die Teilnehmenden nicht unverändert, denn:

  • Sie zeigen den Spielenden einen erlebbaren Zugang zu Themenfeldern auf, die oft als trocken und zu komplex erscheinen, wodurch ein Lernprozess ermöglicht wird.
  • Gesprächskompetenz und Selbstbewusstsein der Teilnehmenden wird gestärkt; sie lernen mit einer komplexen Thematik umzugehen und eigene Interessen angemessen zu vertreten.
  • Gesellschaftliche/soziale und kommunikative Kompetenzen werden durch ein Planspiel trainiert.
  • Kreativität der Spielenden wird gefördert und Erfolgserlebnisse entstehen.
  • Unterschiedliche Arbeitstechniken (z.B. Textarbeit etc.) werden ebenso geschult wie soziale Techniken (z.B. Kooperations-, Kompromiss- und Teamfähigkeit).
  • Planspiele wecken Verständnis für komplexe Verhandlungen und Entscheidungsprozesse.
  • Möglichkeiten und Grenzen einer Interessendurchsetzung vor dem Hintergrund einer notwendigen gemeinschaftlichen Regelung werden erfahren.

Der Lernprozess innerhalb eines Planspiels ist für die Teilnehmenden sehr intensiv. Sachzusammenhänge müssen in kürzester Zeit vermittelt, erfasst und reflektiert werden. Entscheidungen werden unter zeitlichem Druck gefällt und das angesammelte Wissen wird umgehend umgesetzt.

Zu Beginn des Workshop-Tages sollte eine kurze Einführung zum Programm des Tages, den Zielen des Workshops und zur Planspielmethode erfolgen (max. 30 Minuten).

Im Anschluss beginnt das Planspiel mit der Rollenverteilung. Die Durchführung des Planspiels ist auf insgesamt sieben Stunden angelegt. Die Dauer und genauen Arbeitsschritte der einzelnen Phasen sind der Matrix zu entnehmen. Der zeitliche Rahmen ist somit vorgegeben, individuelle Anpassungen und Abweichungen sind möglich.

Nach dem Ende des Planspiels sollte eine Auswertung stattfinden, siehe dazu Punkt „Ende und Auswertung“. Diese sollte mindestens 30 Minuten dauern.

Im Planspiel sind insgesamt zehn verschiedene Minderheiten vertreten.

Das Planspiel ist variabel an die Gruppengröße (20 bis 40 Teilnehmende) anpassbar. 15 Teilnehmende sind als absolute Untergrenze zu betrachten, da sich nur bei mindestens 15 Teilnehmenden die gewünschte Dynamik entfalten kann. Bei 15 Teilnehmenden bietet sich folgende Rollenverteilung an: Pro Minderheit jeweils zwei beliebige Rollen. Bei mehr Teilnehmenden können beliebig Rollen ergänzt werden.

Das Planspiel „Gemeinsam ans Ziel“ liegt in zwei identischen Sprachfassungen vor: auf Deutsch und auf Ukrainisch.

Im Vorfeld ist insbesondere Folgendes vorzubereiten:

  1. Raum und Ausstattung
    • Raumbedarf (1 großer Raum für alle TN)
    • Möglichst ein weiterer Raum für Gruppenarbeiten und die Medien
    • Ausstattung (Schreibpapier, Schreiber, Flipchart mit Papier, ca. 3 Pinnwände und Pins)
  2. Materialien und Kopien
    • Für jeden TN: individuelles Rollenprofil + Szenario, Planspielmatrix, kurze Texte zu den Minderheiten
    • 10 x in einem verschlossenen Umschlag: Wettbewerbsausschreibung (wird in Phase 4 von der Ältesten/dem Ältesten geöffnet und an alle Minderheiten verteilt)

Auf ein Planspiel folgt in jedem Fall eine intensive Auswertung. Praktisch bedeutet das, dass die Teilnehmenden in diesem Moment die Rollen verlassen. Das Spiel endet offiziell, niemand spielt mehr eine Rolle. Fragen, die im Laufe des Spielens aufgetreten sind, können nun thematisiert und besprochen werden. Zum anderen dient die Auswertung dazu, die Planspielergebnisse mit der Realität abzugleichen. Es geht darum zu schauen, welche Ergebnisse erzielt wurden und wie das alles zur Wirklichkeit passt. Welches Lernziel wurde erreicht?

Für die Auswertung haben wir einige Leitfragen formuliert. Diese beziehen sich auf die inhaltlichen Lernziele, die durch das Planspiel für die Teilnehmenden erreicht wurden. Auch wird damit allen bewusst gemacht, warum und wozu das Planspiel durchgeführt wurde.

Wir empfehlen als bewährte und plastische Möglichkeit, mit roten und grünen Abstimmungskarten zu arbeiten. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erhalten eine rote und eine grüne Karte. Rot steht für „nein/Ablehnung“, grün für „ja/Zustimmung“. Damit kann schnell ein Stimmungsbild erhoben werden. Und auch eher stille Teilnehmende können sich zu den Fragen positionieren, ohne sich unbedingt auch verbal äußern zu müssen. Die ganze Gruppe ist somit beteiligt und in den Prozess eingebunden.

Für die Auswertung schlagen wir Leitfragen vor, die modifiziert und/oder ergänzt werden können.

Zum Planspiel:

  • War ich mit meiner Rolle zufrieden? Warum/warum nicht?
  • Habe ich die Ziele meiner Rolle umsetzen können? Warum/warum nicht?
  • Welche Rolle bzw. welche Gruppe hat ihre Ziele am besten durchsetzen können? Warum?

Zum Abgleich mit der Realität:                                     

  • War das Planspiel(-geschehen) realistisch?
  • Was war realistisch und was nicht?
  • Was kann ich für meine ehrenamtliche oder hauptamtliche Arbeit in einer ethnischen Minderheitenorganisation aus dem Planspiel lernen?