Laboratorium der Transformation
Plan Z

Laboratorium der Transformation: Plan Z. Foto: Maksym Kushka Foto: Maksym Kushka

Die Stadt Schmerynka (Englisch: Zhmerynka) wird zum Laboratorium für städtische Kulturentwicklung: Im Rahmen eines Pilotprojekts entwickeln lokale und regionale NGOs zusammen mit der Stadtbevölkerung, Vertretern der örtlichen Kulturabteilungen, Kulturexperten aus der deutschen Stadt Neuruppin und mit der Unterstützung deutscher Kulturentwicklungsexperten eine längerfristige Strategie, wie das Kulturleben der Kleinstadt gefördert und für alle Bevölkerungsgruppen geöffnet werden kann. Das Projekt wird im Rahmen des „Ausbaus der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland“ durch das Deutsche Auswärtige Amt gefördert.

Von ca. 45 Millionen Einwohnern der Ukraine lebt knapp die Hälfte in Kleinstädten. Während die Kulturszene in großen Städten wie Kiew, Lwiw und Odessa sich professionalisiert und internationalisiert, gibt es in den kleinen Städten kaum Veränderungen: Der öffentliche Kulturbereich ist oftmals unterentwickelt und hat kaum Budgets und den kleinen freien Kulturinitiativen fehlt das nötige Know-how. Viele junge Leute und junge Familien ziehen nicht nur wegen Arbeitsplatzmangels aus diesen Kleinstädten fort, sondern auch aufgrund eines fehlenden Freizeit- und Veranstaltungsangebots. Es besteht die Notwendigkeit, mit externen Kulturentwicklungsexperten zu arbeiten, um neues Wissen für die eigene Stadt zu nutzen und neue Aktivitäten zu implementieren.

Das ist der Zweck des Projekts: Eine Gruppe von ukrainischen Kulturakteuren entwickelte bereits 2015 einen Plan, wie sie am Beispiel der Kleinstadt Schmerynka eine solchen Prozess durchführen kann. Dazu wurde bereits im letzten Jahr Kontakt mit der deutschen Kleinstadt Neuruppin aufgenommen, die einen ähnlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergrund wie Schmerynka besitzt - beide waren über lange Zeit logistische Knotenpunkte und liegen in der Peripherie - und mit deutschen Kulturexperten, die Erfahrung mit Stadtentwicklungsprojekten besitzen. „Für uns ist das Projekt Plan Z ein hervorragendes Laboratorium dafür, wie mit vereinten Kräften und großer Motivation Kulturexperten aus der Ukraine, die Bevölkerung und die Stadtverwaltung an einem Strang ziehen, um ihre Stadt aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und sowohl für die Einheimischen als auch für Besucher von außerhalb attraktiver zu machen“, sagte dazu Friederike Möschel, Referentin für Programmarbeit am Goethe-Institut Ukraine, die mit ihrem Team das Projekt betreut, „Glückt das Experiment, dann ist es eine tolle Blaupause für viele andere Kleinstädte in der Ukraine.“

In Form von Trainings, Workshops für Experten und die Öffentlichkeit, kulturellen Veranstaltungen und speziellen Angeboten für Jugendliche, Binnenflüchtlinge und Minderheiten wird die gesamte Stadtbevölkerung in den Entwicklungsprozess einbezogen.

„Die Einwohner kleinerer ukrainischer Städte sind oft desillusioniert und glauben nicht an mögliche Veränderungen in ihrem Leben. Die ersten Schritte unserer Arbeit in Schmerynka waren sehr schwer“, berichtet Iryna Frenkel, Projektleiterin von Plan Z. ,,Wir eröffneten ihnen plötzlich eine ganz andere Welt. Die Transformation des Bewusstseins ist ein Prozess, in den wir die Einwohner integrieren müssen. Wir implementieren vielfältige Arbeitsformen gemeinsam mit den Einwohnern aus  Schmerynka: Workshops, Runde Tische und Projekte, die eigene Aktivität und Kreativität erfordern. Durch diese findet eine Transformation des öffentlichen Raumes statt. Wir haben zum aktuellen Zeitpunkt schon ein gutes Fundament für die Weiterentwicklung der Stadt gelegt.“

Im September wird eine ukrainische Delegation aus Zhmerynka nach Neuruppin reisen, um sich über  die dortige Kulturentwicklung zu informieren und Erfahrungen auszutauschen. Der Gegenbesuch wird dann im November 2016 stattfinden.

Das Projekt „Laboratorium der Transformation: Plan Z“  ist eine Kooperation zwischen dem Goethe-Institut Ukraine und der ukrainischen Organisation „Institute of Cultural Policy“ mit Unterstützung des Außenministeriums der Bundesrepublik Deutschland.