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Haus des Baron Ikskul-Hildenband. Das rosa Schloss

Das Wappen der adligen Familie Ikskul-Hildenband
Das Wappen der adligen Familie Ikskul-Hildenband | © Goethe-Institut / Nataliia Diachenko

Das Haus im pseudogotischen Stil wurde im Auftrag von Baron Ikskul-Hildenband gebaut. Eine reichlich geschmückte Fassade fesselt den Blick und ist für alte Villen des aristokratischen Stadtteils Lypky repräsentativ.

Der Gutshof mit dem Haus hat eine lange und komplizierte Geschichte. Einer der ersten Besitzer war General Petro Konstantynowytsch, der Großvater des zukünftigen Wissenschaftlers Wolodymyr Wernadskyj, eines der Begründer der Geochemie, der Radiogeologie und der Biogeochemie. Nach dem Tod des Generals 1870 verkauften seine Erben den Gutshof an die Baronin Sofija Ikskul-Hildenband. Der Gutshof umfasste einige einstöckige Bauten und einen großen Garten. Ihr Sohn, Baron Wolodymyr Ikskul-Hildenband verkaufte einen Teil des Gutshofes und beschloss, ein Mietshaus im gotischen Stil zu erbauen, obwohl Mietshäuser für den Bezirk Lypky („Linden“) mit seinen zahlreichen aristokratischen Villen gar nicht typisch waren. Das Haus wurde nach dem Projekt des Architekten Mykola Wyschnewskyj 1901-1905 errichtet. Es verfügte über sieben 5-Zimmer-Wohnungen. Für jede Wohnung gab es im Untergeschoss eine Abteilung für Brennholz und einen eigenen Keller. Jede Wohnung besaß ein Badezimmer, eine Toilette, einen Kachelofen und einen Kamin. Es gab keine Zentralheizung, aber das Haus war elektrifiziert.

Gemäß der damaligen Tradition wurde das Familienwappen am Haus angebracht. Der Adel kaufte in Lypky immer mehr Immobilien und wollte damit seine Herkunft repräsentieren. Seit 1912 wechselte das Haus mehrmals seinen Besitzer. 1922 wurde das Haus verstaatlicht. Hier wohnten verschiedene prominente Persönlichkeiten, unter anderem auch der ukrainische Schriftsteller Mykola Baschan.

Durch einen Brand wurde das Haus 1943 stark beschädigt: Von sieben Türmen waren sechs völlig abgebrannt. In der Nachkriegszeit wurden hier Gemeinschaftswohnungen, sogenannte Kommunalkas, eingerichtet, was die Zerstörung der Innenausstattung zur Folge hatte. Im Jahr 2000 wurde das Haus auf Privatkosten restauriert.

Warum wurde aber so ein prachtvolles Haus erbaut? Es hängt mit den damaligen Bauregelungen zusammen: Je origineller das Projekt war und je schneller das Gebäude errichtet werden sollte, desto schneller wurde das Bauvorhaben bewilligt. So entstanden in Kiew Anfang des 20. Jahrhunderts viele schöne eigen- und einzigartige Bauten.

Standortinformationen

Haus des Baron Ikskul-Hildenband. Das rosa Schloss
Kiew, wul. Schowkowytschna 19

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