Ukrainischer Nationalstand auf der Frankfurter Buchmesse 2022
Beharrlichkeit der Existenz

Український національний стенд на Франкфуртському книжковому ярмарку 2022 Aliona Solomadina ©

Der diesjährige ukrainische Nationalstand "Beharrlichkeit der Existenz" ist das Ergebnis einer außergewöhnlichen Synergie vieler verschiedener Partner. Der Stand verfügt über eine eigene Bühne, auf der ein Fach- und Publikumsprogramm in englischer und deutscher Sprache stattfindet. Über 40 Verleger*innen werden an dem Stand ausstellen und für ukrainische Vertreter*innen der Buchbranche, die bereits einen eigenen Stand haben, gibt es die Möglichkeit, Veranstaltungen durchzuführen. Damit wird der Stand zu einem einzigartigen Hub. Die umfangreiche Unterstützung der Frankfurter Buchmesse hat den Stand ermöglicht.
 

Das Projekt ist Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets, für welches das Auswärtige Amt Mittel aus dem Ergänzungshaushalt 2022 zur Abmilderung der Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine bereitstellt.

Das Veranstaltungsprogramm am Nationalstand wurde gemeinsam vom Ukrainischen Buchinstitut und dem Goethe-Institut Ukraine kuratiert und ist Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets, für das das Auswärtige Amt Mittel aus dem Nachtragshaushalt 2022 bereitstellt, um die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu mildern.

Das Programm bietet nicht nur Vorträge über die aktuelle Situation, sondern führt die Besucher*innen auch in die ukrainische Kultur und Buchgestaltung, Geschichte und Kunst ein.

Ein weiterer Teil des ukrainischen Programms findet im Frankfurt Pavillon statt.  Dieses von der Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Ukraine und der Frankfurter Buchmesse kuratierte Diskussionsprogramm findet am Freitag und Samstag unter Beteiligung internationaler Gäste und Expert*innen aus der Ukraine und Deutschland statt.

Der Höhepunkt des ukrainischen Programms ist der Auftritt von Serhiy Zhadan und Yuriy Gurzhy mit "Foxtroty" - einer experimentellen musikalischen und poetischen Bühnenperformance.

Das Design am ukrainischen Nationalstand basiert auf einem Mosaik mit dem Motiv "Baum des Lebens" von Alla Gorska, das im Juli dieses Jahres in Mariupol durch Feindseligkeiten zerstört wurde. Das Motiv unterstreicht die Bereitschaft der Ukrainer*innen, ihre Existenz im Krieg entschlossen zu verteidigen, und zeugt von der unerschütterlichen Willenskraft, sie selbst zu sein.

Programm

Mittwoch, 19. oktober

Ukrainischer Gemeinschaftsstand (Halle 4.0 B 114)


Die moderne ukrainische Kultur zeichnet sich seit ihrem Bestehen nicht zuletzt durch ihre Feinfühligkeit und Beharrlichkeit aus – Charakteristika, die im europäischen Kontext lange Zeit wenig Beachtung fanden. Gegenwärtig für alle unverkennbar ist die Bereitschaft der Ukrainer*innen, ihr Land und ihre Kultur im Angriffskrieg Russlands entschlossen zu verteidigen. Doch was genau zeichnet die moderne ukrainische Kultur aus? Hier hilft ein Blick auf ihre vielfältigen Ausprägungen: die klassische und die zeitgenössische Literatur, das ukrainische Volkslied, die Musik, das ukrainische Kino, die bildenden Künste und die Fotografie. Sie alle öffnen uns die Augen, wenn es um die existenzielle Frage nach dem “Sein oder Nichtsein" geht – dies hat Jurko Prokhasko als das zentrale Thema benannt, um das sich alle Veranstaltungen am ukrainischen Stand drehen.
 
Olena Odynoka, Ukrainisches Buchinstitut
Hannah Brennhäußer, Goethe-Institute Ukraine
Mariia Shubchyk, Goethe-Institut Ukraine
Vadym Kostiuk, Generalkonsul der Ukraine in Frankfurt am Main

Sprachen: Ukrainisch, Englisch

Im Jahr 2019 lebten mehr als elf Millionen Ukrainer*innen außerhalb ihres Landes. Seit Beginn des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine waren fast sechs Millionen Ukrainer*innen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, und die Rückkehr in das eigene Land bleibt für sie vorerst ungewiss. Im Ausland sind die örtlichen Bibliotheken, insbesondere für Jugendliche, häufig eine der ersten Anlaufstellen im neuen Alltag. Dort erfahren sie etwas über die Kultur des neuen Landes und haben durch Bücher zugleich die Möglichkeit, die Verbindung mit der Ukraine aufrechtzuerhalten.

Bei diesem Panel geht es um die Nachfrage nach ukrainischen Büchern durch Ukrainer*innen im Ausland. Welche Bücher in ukrainischer Sprache liegen vor und gibt es davon genug in den Bibliotheken? Was tun die Ukrainer*innen, der ukrainische Staat und unsere ausländischen Partner, um sicherzustellen, dass die Ukrainer*innen im Ausland Zugang zu Büchern in ukrainischer Sprache haben?
 
Olena Odynoka, das Ukrainische Buchinstitut
Maria Shubchyk, Goethe-Institut Ukraine
Viktor Kruglov, CEO des Ranok Verlags, Vorstandsmitglied des Ukrainischen Buchhändlerverbandes 
Barbara Schleihagen, Geschäftsführerin Deutscher Bibliotheksverband

Moderation: Oksana Brui, Präsidentin des Ukrainischen Bibliotheksverbandes

Sprachen: Ukrainisch, Englisch

Der großangelegte Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat das Leben aller Ukrainer*innen verändert. Illustrator*innen sowie Buchdesigner*innen sind hierbei keine Ausnahme. Seit den ersten Tagen des Angriffskrieges unterstützen ukrainische Künstler*innen ihr Land mit graphischer Kunst im Informationskrieg. Die Illustration hat sich in kürzester Zeit als ein künstlerisches Medium etabliert, mittels dessen Künstler*innen auf anschauliche und unmittelbare Weise auf die tragischen Ereignisse des Krieges reagieren. Die facettenreichen Reflexionen ukrainischer Illustrator*innen haben sich mit der Zeit zu vielschichtigen multimedialen Projekten (Ausstellungen, Büchern, Webressourcen) entwickelt.
 
Oleg Gryshchenko, Pictoric
Anna Sarvira, Pictoric
Olena Staranchuk, Pictoric

Moderation: Yuliia Kozlovetz, Mystetskyj Arsenal

Sprache: Englisch

Die Leiterin der Internationalen Abteilung des Ukrainischen Buchinstituts wird über die ukrainischen Bücher im Rechtekatalog sowie über die Ergebnisse des Übersetzungsförderungsprogramms "TRANSLATE UKRAINE" in den Jahren 2020/21 und die zukünftigen Pläne des Buchinstituts sprechen.
 
Olena Odynoka, Ukrainisches Buchinstitut

Sprache: Englisch

Leseinsel der unabhängigen Verlage (Halle 3.1./C89) 

Lesung und Gespräch
 
Haska Shyyan und Andreas Rostek

Donnerstag, 20. oktober

Ukrainischer Gemeinschaftsstand (Halle 4.0 B 114)


Der taiwanesische Verleger Rex How und die ukrainische Verlegerin Tina Butenko sprechen über Kooperationspotenziale und neue Partnerschaften in Krisensituationen. Der Verlag Lotus hat in diesem Jahr Reden von Wolodymyr Selensky veröffentlicht und damit ein erfolgreiches Beispiel für eine neue Form der transnationalen Zusammenarbeit geschaffen.
 
Rex How, Locus Publishing
Tina Butenko, Yakaboo Publishing

Moderation: Iryna Baturevych

Sprache: Englisch

2017 wurde der ukrainische Journalist Stanislav Aseyev im besetzten Donezk verhaftet und wegen Extremismus und Spionage zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt – unter anderem, weil er in seinen Berichten aus dem Kriegsgebiet den Ausdruck "Donezker Volksrepublik" in Anführungszeichen gesetzt hatte. Er verbrachte zweieinhalb Jahre im Gefängnis, die meiste Zeit davon in der sogenannten "Izolyatsia", einer Folterkammer in Donezk. Trotz fortdauernder Demütigungen, Angst und Ungewissheit gelingt es Stanislav Aseyev zu schreiben: auf Papp- und Papierschnipsel. Er lernt Textfragmente auswendig und trägt sie sich selbst vor. Ende 2019 wurde Stanislav Aseyev im Rahmen eines Gefangenenaustauschs zwischen Russland und der Ukraine freigelassen. Im vergangenen Jahr erschien sein Buch “Heller Weg: Geschichte eines Konzentrationslagers im Donbass 2017-2019” in deutscher Übersetzung im ibidem Verlag in der Reihe "Ukrainian Voices".
 
Stanislav Aseyev, Journalist

Moderation: Сhristian Schön (ibidemVerlag)

Sprachen: Ukrainisch, Deutsch

Auf gemeinsame Einladung der Frankfurter Buchmesse und des Europäischen Verlegerverbandes  wird der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj das Wort per Videobotschaft an die internationale Buch- und Verlagsbranche richten. Im Anschluss spricht Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Bildung, Kultur und Jugend. Die Veranstaltung ist öffentlich und findet im Saal Harmonie des Kongresszentrums statt. Anmeldung erwünscht unter: info@fep-fee.eu

Die medial verbreiteten Klischees und Stereotype über die Ukraine offenbaren allzu häufig einen Mangel an grundlegenden Kenntnissen über die Geschichte dieses Landes und seiner gegenwärtigen Realitäten. In der medialen Berichterstattung ist die Verwendung von Stereotypen keineswegs harmlos, sondern führt zur Fortschreibung falscher Bilder und verfälschender Darstellungen, die ein verzerrtes Bild der Realität schaffen. In dieser Veranstaltung diskutieren Jurij Andruchowytsch  und Natalka Sniadanko mit Manfred Sapper über Stereotype über die Ukraine, die es zu überwinden gilt.
 
Yuriy Andruchowych, Autor
Natalka Sniadanko, Autorin

Moderation: Manfred Sapper

Sprache: Deutsch

Erwachsene zögern häufig, ihre Kinder mit heiklen Themen zu konfrontieren. Wenn jedoch traumatische Erlebnisse ein Teil des Lebens von Kindern werden, ist Schweigen keine Lösung. Die Erfahrung des Krieges, der Migration und des Verlusts von Angehörigen trifft Kinder ebenso wie Erwachsene. Sie haben viele Fragen, die nicht unbeantwortet bleiben dürfen. Bücher können dabei helfen, die richtigen Worte zu finden, wenn man mit Kindern über deren traumatische Erlebnisse und Gefühle spricht. 

Valentyna Vsdulska, Kinderliteraturexpertin und Autorin, Christiane Raabe, Leiterin der Internationalen Jugendbibliothek in München, und Mariia Shubchyk, Koordinatorin von Literaturprojekten am Goethe-Institut Ukraine, präsentieren wichtige Kinder- und Jugendbücher zum Thema Krieg und sprechen darüber, wie diese helfen können, mit traumatischen Erfahrungen umzugehen.
 
Valentyna Vzdulska, Kinderliteraturexpertin und Autorin
Christiane Raabe, Leiterin der Internationalen Jugendbibliothek in München
Maria Shubchyk, Koordinatorin von Literaturprojekten des Goethe-Insituts Ukraine 

Moderation:  Iryna Baturevych (Chytomo)

Sprache: Ukrainisch, Deutsch

Literaturübersetzer*innen sind nicht nur Menschen, die einen Weg in die Literaturwelt fremder Länder ermöglichen. Sie sind auch eine Stimme jenes Landes, dessen Literatur sie übersetzen. Es waren Literaturübersetzer*innen aus dem Ukrainischen, die sehr früh begannen, sich zu engagieren und Lesungen sowie Spendenaktionen für die Ukraine zu organisieren. Und sie übersetzen weiter, wodurch zahllose Beiträge, Artikel, Interviews und Texte unterschiedlichster Gattungen von ukrainischen Kulturschaffenden zugänglich gemacht werden. 

Claudia Dathe, Jutta Lindekugel und Sofia Onufriv – allesamt Literaturübersetzerinnen aus dem Ukrainischen – diskutieren im Rahmen der geplanten Veranstaltung über ihre Arbeit, und wie sich diese mit dem Kriegsbeginn verändert hat. Die Veranstaltung dient darüber hinaus als Anlass, den Literaturübersetzer*innen aus dem Ukrainischen für ihr Engagement, ihre Solidarität und Unterstützung zu danken.
 
Sofia Onufriv, Literaturübersetzerin
Claudia Dathe, Literaturübersetzerin
Jutta Lindekugel, Literaturübersetzerin

Moderation: Maria Shubchyk 

Sprache: Deutsch

Die Geschichte eines Landes kann auf unterschiedliche Weise erzählt werden – auch über ihre Kulinarik. Vor dem Hintergrund des Wissenschafts- und Bildungsprojekts їzhakultura des Verlages "їzhak" wird bei dieser Veranstaltung ein eingehender Blick auf die ukrainische Küche als kulturelles Erbe und Teil des immateriellen Erbes der Ukraine geworfen. Das im Rahmen des Projekts entstandene Buch "Ukraine. Essen und Geschichte" ist ein gelungenes Beispiel für die Förderung der ukrainischen Küche jenseits ihrer klischierten Darstellung. Die Verleger*innen Olena und Artem Braichenko erzählen, welche Stereotype über die ukrainische Küche in der Sowjetzeit entstanden und wie es gelang, diese zu überwinden. Ebenfalls zu Gast sein wird der Direktor des Ukrainischen Instituts Volodymyr Sheyko, der über das Potenzial der kulinarischen Diplomatie sprechen wird.
 
Artem Braichenko und Olena Braichenko, Verlag "їzhak"
Volodymyr Sheiko, Leiter des Ukrainischen Instituts

Moderation: Iryna Baturevych (Сhytomo)

Sprache: Ukrainisch und Englisch
 


Lesung für OPEN BOOKS / Stadt Frankfurt

Freitag, 21. oktober

Ukrainischer Gemeinschaftsstand (Halle 4.0 B 114)


Es ist schwierig, über den Krieg zu sprechen, aber es ist unmöglich, nicht über den Krieg zu sprechen. Über den Krieg zu schreiben ist indes noch schwieriger, aber worüber sollte man sonst während des Krieges schreiben? Wie lässt sich das Grauen des Kriegs literarisch darstellen? Sollte man es überhaupt darstellen? Und wer ist dazu befähigt? Über diese und weitere Fragen diskutieren die ukrainische Schriftstellerin Natalka Sniadanko und die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse.
 
Natalka Sniadanko, Autorin, Ukraine
Eva Menasse, Autorin, Österreich

Moderation: Nelia Vakhovska

Sprache: Deutsch

Buchdesigner*innen stellen preisgekrönte Titel vor und beleuchten den Entstehungsprozess. Designer*innen und Verleger*innen diskutieren darüber, wie Bücher ihren Weg von der Vision in die Hände der Leser*innen finden, welche Rolle die Gestaltung im Verlagsprozess und beim Marketing spielt und welche besonderen kreativen Ansätze die ukrainische Szene auszeichnen. 
 
Romana Romanyshyn and Andriy Lesiv, Art studio AGRAFKA
Uliana Bychenkova, U,N,A collective
Mariya Norazyan, Grafprom studio

Moderation: Anastasia Leonova, ist publishing

Sprache: Englisch

Am Morgen des 24. Februars 2022 kam die russische Invasion in die Ukraine für viele völlig unerwartet. Im Zuge des russischen Angriffskriegs rückte die Ukraine plötzlich in den Mittelpunkt der internationalen Aufmerksamkeit. Im Rahmen der medialen Berichterstattung und künstlerischen Auseinandersetzung bestand für ukrainische Kulturschaffende eine wesentliche Aufgabe darin, einen angemessenen Ton in Bezug auf die Hintergründe dieses Krieges zu finden. Als sprachversierte Intellektuelle sind hierbei verstärkt Schriftsteller*innen in den Mittelpunkt gerückt und damit zugleich die Frage nach der Wirksamkeit von Literatur. Kann und sollte Kultur zu einem Instrument der (Gegen-)Propaganda werden? Tragen Schriftsteller*innen Verantwortung dafür, mit literarischen Mitteln Propaganda und Desinformation zu entlarven? Haska Shyyan, Tanya Malyarchuk und Andrii Kurkov sprechen über die Herausforderungen, den ukrainischen Kontext und den historischen Hintergrund der russischen Aggression. 
 
Shyyan Haska, Autorin
Tanja Maljarchuk, Autorin
Andrii Kurkow, Autor

Moderator: Jury Durkot

Sprache: Englisch

Unter der Schirmherrschaft Olena Zelenskas, First Lady der Ukraine, fanden seit Beginn des russischen Angriffskrieges eine Reihe von Projekten zur Förderung des Lesens im Ausland statt. Die Initiative "Ukrainisches Bücherregal" stellt ukrainische Literatur an europäischen Nationalbibliotheken bereit. Die Aktion "Bücher ohne Grenzen" macht Schutzsuchenden im Ausland ukrainische Kinder- und Jugendbücher zugänglich. Auf der Frankfurter Buchmesse wollen wir über diese Initiativen sprechen, Ergebnisse zusammenfassen und Partnern danken.
 
Olena Zelenska, First Lady der Ukraine (online)
Oleksandr Tkachenko, Minister für Kultur und Informationspolitik der Ukraine
Vadym Kostiuk, Generalkonsul der Ukraine in Frankfurt
Emine Dzhaparove, Außenministerium der Ukraine
Anne Bergmann, Europäischer Verlegerverband

Moderation: Veronika Selega

Sprachen: Ukrainisch, Deutsch

Neun Teilnehmende des Sonderprogramms für Verleger*innen aus der Ukraine und ihren Nachbarländern berichten von ihrer Arbeit unter widrigsten Umständen, aber auch von Träumen und Plänen – ein Plädoyer für neue Formen der Zusammenarbeit.

Veranstalter: International Book Arsenal Festival, Frankfurter Buchmesse und Goethe-Institut Ukraine
 
Teilnehmende am Fachrogramm (Frankfurter Buchmesse, Goethe-Institut, Mystetskyi Arsenal)

Moderation:Yuliia Kozlovets (Mystetskyi Arsenal)

Sprache: Englisch

Frankfurt Pavilion auf der Agora


Die Freiheit der Kultur und der Kunst bedeutet die Freiheit einer weltoffenen Gesellschaft. Die gezielte Zerstörung des kulturellen Erbes der Ukraine ist ein offener Angriff auf ihre nationale Identität. Der russische Angriffskrieg hat die Agenda vieler kultureller Einrichtungen grundlegend verändert. Kulturarbeit in einem friedlichen und demokratischen Land ist nicht dieselbe wie eine im Angesicht von Raketen, Angriffen und Zerstörung. Wie sich die Kulturpolitik und der Alltag kultureller Institutionen verändert haben, bespricht die Kulturvermittlerin Alona Karavai mit der Leiterin des Museumskomplexes Mystetsky Arsenal Olesya Ostrowska-Liuta, dem Generalsekretär des Goethe-Instituts Johanes Ebert, dem Leiter des Ukrainischen Instituts Volodymyr Sheiko und dem ukrainischen Autor Serhij Zhadan.
 
Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts
Olesya Ostrovska-Luita, Leiterin des Museumskomplexes Mystetskyj Arsenal
Volodymyr Sheiko, Leiter des Ukrainisches Instituts
Serhij Zhadan, Autor

Moderation:  Alona Karavai 

Sprachen: Deutsch und Ukrainisch
 

Würde sich Pavlo Tychyna von modernen Disco-Sounds inspirieren lassen? Was wäre passiert, wenn Serge Gainsbourg (dessen Eltern in Charkiw und Odessa geboren wurden) erotischen Pop aufgenommen hätte, inspiriert von Raisa Trojankers Gedichten? Und wie würde der Reggae von Lee Scratch Perry klingen, wenn er die Texte von Volodymyr Sosiura verwendet hätte? Könnte sich Mykola Bazhan überhaupt vorstellen, im 21. Jahrhundert mit einem Kinderchor zu singen, der von Synthesizerklängen begleitet wird? Am 21. Oktober um 18.30 Uhr wird die Performance "Foxtroty" mit Serhij Zhadan, Yuriy Gurzhy und Lyuba Yakimchuk einen neuen Klang der ukrainischen Poesie des zwanzigsten Jahrhunderts präsentieren. Die visuelle Komponente wurde von der Collagekünstlerin Hrytsia Erde und dem Medienkünstler Yevhen Arlov gestaltet. Das Projekt von Mystetskyi Arsenal (Kiew) wurde von Oksana Shchur kuratiert und speziell für die Aufführung vor einem deutschsprachigen Publikum adaptiert.
 
Foxtroty: Serhiy Zhadan, Yuriy Gurzhy, Liuba Yakymchuk

Sprachen: Ukrainisch, Deutsch

Samstag, 22. oktober

Ukrainischer Gemeinschaftsstand (Halle 4.0 B 114)


Jury Durkot aus Lwiw (Kriegstagebuch in der Welt), Nelia Vakhovska aus Kyjiw (Erlebnisberichte im Standard und in der Furche) und Yuriy Gurzhy aus Berlin (Tagebuch im Tagesspiegel) befassen sich publizistisch mit der Ukraine. In Ihrer Diskussion gehen sie der Frage nach, inwieweit ihre individuellen Reflexionen dazu geeignet sind, deutschen Leser*innen eine Vorstellung vom Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zu vermitteln. Dabei wird auch zu klären sein, in welchem Maße ihr Schreiben sich an einer Leserschaft orientiert oder vor allem Ausdruck eines subjektiven Empfindens ist.
 
Jury Durkot
Nelia Vakhovska
Yuriy Gurzhy

Moderation: Erich Klein

Sprache: Deutsch

The issue of Russian colonialism in Ukraine has been controversial since Ukraine was not an overseas possession but rather an integral part of the empire. And Ukrainians were not discriminated against as individuals insofar as they recognized Russian cultural and political superiority and claimed no distinct national identity of their own, accepting obediently a merely regional/ethnographic status. The war challenged this ambiguity, bringing Russian supremacist discourses (and practices) to the fore and exposing the deeply ingrained colonial views of Ukraine in Russian society. The war is reasonably framed in Ukraine as the war of national liberation, a belated/postponed attempt to finish the full and thorough emancipation from the former colonial master incompleted in 1991. The struggle goes far beyond the military battlefield as it also involves the issue of mental/cultural emancipation as well as building a viable economy and full-fledged democracy based with the firm rule of law as the main marker and the only guarantee of true sustainable independence.
 
Gwendolyn Sasse
Kateryna Mischenko
Taras Luyty
Mykola Ryabchuk

Moderation: Gabriele Freitag

Sprache: Englisch

Um die Kriegsverbrechen der Russischen Föderation gegen die Ukraine zu beweisen, hat sich eine Reihe von Initiativen gebildet, die Zeugenaussagen und Beweise für internationale Gerichte dokumentieren. Das Vorgehen des russischen Militärs verstößt gegen Völker- und Kriegsrecht, indem es die zivile Infrastruktur und das kulturelle Erbe zum Ziel seiner Angriffe macht. Was aber nicht vor internationale Gerichte gebracht werden kann, sind die schrecklichen Erinnerungen der ukrainischen Zivilbevölkerung und Soldat*innen sowie die Geschichten und Zeugnisse der Überlebenden, die das Erbe mehrerer Generationen prägen werden. Gegenstand dieser Veranstaltung sind die transgenerationale Erinnerungskultur an den Krieg sowie die Frage nach der Dokumentation von Kriegsverbrechen. Dazu eingeladen sind Menschen, die der Welt helfen, überhaupt von diesen Verbrechen zu erfahren. 
 
Stanislaw Aseyev, Autor
Oleksandra Matchvijchuk, Menschenrechtsaktivistin
Yuliia Taira Payevska, Sanitäterin

Moderation: Yury Durkot

Sprache: Ukrainisch, Deutsch

Straflosigkeit und ausbleibende strafrechtliche Konsequenzen öffnen einen Raum der Gewalt. Die relative Straffreiheit Russlands trotz der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim, hat zur großangelegten Invasion in der Ukraine beigetragen. Eine der bekanntesten ukrainischen Autorinnen der Gegenwart, Oksana Zabuzhko, stellt ihren Essay "Die längste Buchtour" (Droschl Verlag, aus dem Ukrainischen übersetzt von Alexander Kratochvil) vor, den sie zu Beginn des Krieges schrieb, als sie nach dem 24. Februar nicht mehr nach Hause zurückkehren konnte. Am ukrainischen Nationalstand sprechen Oksana Zabuzhko und Christoph Bartmann über die Wendungen der Geschichte, Illusionen über die Friedensordnung nach dem Zweiten Weltkrieg und die Feststellung, dass dieser Krieg kein "russisch-ukrainischer", sondern ein Krieg gegen die zivilisierte und demokratische Rechtsordnung ist und somit keine geografischen Grenzen kennt.
 
Oksana Zabushko, Autorin

Moderation: Christoph Bartmann

Sprache: Englisch

Holodomor – die Hungersnot der 1930er-Jahre ist eine Tragödie von nur schwer begreiflichem Ausmaß. Tanya Pyankova hat den in Kürze erscheinenden  Roman "Das Zeitalter der roten Ameisen" verfasst, der die Ereignisse der ukrainischen Geschichte im Jahre 1932 beschreibt. Der Roman erscheint fast zeitgleich in deutscher Übersetzung. Das Gespräch mit der Autorin behandelt die Schwierigkeit des Sprechens über ein kollektives Trauma, den Mut nach Worten zu suchen, die den Hungertod von Millionen Menschen beschreiben, und die Verantwortung, die diesem Vorhaben inne liegt. Auch die Rezeption ihres Textes im deutschsprachigen Raum wird Thema der Diskussion sein.
 
Tanya Pyankova, Autorin

Moderation: Alexander Kratochvil

Sprachen: Ukrainisch, Deutsch

Die 1920er Jahre waren für die ukrainische Literatur eine Zeit des Wandels, des Experimentierens, der Innovationen und des Mutes. Dieses Jahr sind gleich mehrere Texte dieser hochinteressanten Epoche der ukrainischen Literatur in deutscher Übersetzung erschienen. Über die literarischen Zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts sprechen die Übersetzer*innen aus dem Ukrainischen Ganna Gnedkowa, Aleksandr Kratochvil, Peter Huemer und Claudia Dathe.
 
Peter Huemer, Literaturübersetzer
Claudia Dathe, Literaturübersetzerin
Alexander Kratochvil, Literaturübersetzer

Moderation: Ganna Gnedkowa

Sprache: Deutsch

Frankfurt Pavilion auf der Agora


Poesielesung

„We are the price“, so beschrieb der Künstler Nikita Kadan seine Wahrnehmung des Krieges. Den Preis für die Freiheit zahlen die Ukrainer*innen, die zum Ziel geworden sind, weil sie in einem Land leben, das sich für einen demokratischen Weg entschieden hat. Viele Kulturschaffende haben ihre eigentliche Berufung hinter sich gelassen, sie unterstützen den ukrainischen Widerstand oder gehen an die Front. In diesen Zeiten sterben nicht nur Menschen, auch Landschaften, Städte und Dörfer leiden unter dem massiven Beschuss. Museen, Schulen und Kulturhäuser werden zerstört, es ist eine Vernichtung der urbanen Räume, ein „Urbizid“ (Karl Schlögel). Über die Ursprünge der Gewalt und die allgegenwärtige Vernichtung sprechen Serhij Zhadan, Karl Schlögel und Mykola Rjabtschuk.
 
Serhij Zhadan
Karl Schlögel
Mykola Ryabchuk

Moderation: Manfred Sapper

Sprache: Ukrainisch, Deutsch

Schriftsteller*innen können meisterhaft beobachten und erzählen. Mit der Kunst des Wortes beschreiben sie Universelles durch Konkretes, durch Einzelschicksale werden historische Ereignisse veranschaulicht. In der Literatur suchen Leser*innen auch nach Antworten darauf, was sie bewegt. Doch was geschieht mit der Sprache der Autor*innen, die sich in existenzieller Gefahr befinden? Können sie weiter schreiben oder verstummen sie? Was bedeutet das Schreiben und die Literatur in einem Land, dessen Kultur zum Vernichtungsziel erklärt wurde? Darüber sprechen die ukrainischen Schriftsteller* innen Andrii Kurkov, Ljubov Jakymchuk und Olesya Yaremchuk.
 
Andrii Kurkov
Olesya Yaremchuk
Lyuba Yakimchuk

Moderation: Claudia Dathe

Mit dem Krieg in der Ukraine fällt der Blick auch auf die unverarbeitete und im Westen lange Zeit übersehene Gewalt in der russischen Geschichte und Gegenwart. Die Gewaltexzesse, die in den befreiten Orten wie Butscha oder Izjum vorgefunden wurden, sind das Ergebnis. Warum wurden das neoimperiale Gebaren und die nationalistische Rhetorik Russlands in Europa so lange ignoriert? Wie konnte man hierzulande „in einen Schlaf der Geschichte“ verfallen, obwohl gerade in Deutschland die Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte in der Nachkriegszeit eine konstituierende Rolle spielte. Können vor diesem Hintergrund noch Lehren aus der Geschichte für die Zukunft gezogen werden? Gespräch mit Vasyl Cherepanyn, Manfred Sapper und Andrii Portnov.
 
Vasyl Cherepanyn
Andrii Portnov

Moderation: Kateryna Stetsevych

Sprachen: Englisch

Die gesellschaftliche Resilienz in der Ukraine und die beeindruckende Solidarität im Krieg basieren auf einer funktionierenden Zivilgesellschaft. Zivilgesellschaftliche Strukturen entstanden bereits nach der Unabhängigkeit 1991 und festigten sich weiter während der Orangenen Revolution und des Euromaidan. Es ist auffällig, dass viele NGOs und unabhängige Medien in der Ukraine von Frauen geleitet werden. Über Herausforderungen für NGOs und Medien in Zeiten des Krieges sprechen Sevgil Musaeva, Chefredakteurin der Onlinezeitung Ukrajinska Prawda, und die Trägerin des alternativen Nobelpreises 2022 Oleksandra Matviychuk. 
 
Oleksandra Matvijchuk
Sevgil Musaeva

Moderation: Vasyl Сherepanyn

Sprache: Englisch


 

Das Schicksal von Millionen Ukrainer*innen veränderte sich im Augenblick des flächendeckenden Angriffs Russlands. Insbesondere Frauen mussten fliehen und Schutz für ihre Kinder und Eltern außerhalb des Heimatlandes suchen. Diese migrantischen Bewegungen gehen mit der Logik des Krieges und der Gewalt einher. Gleichzeitig sind Frauen heute eine treibende Kraft in vielen Lebensbereichen der ukrainischen Gesellschaft und Armee. Ist eine emanzipatorische feministische Bewegung auch eine Antwort auf den Krieg?
 
Kateryna Mischenko
Tamara Martsenyuk
Yulia (Taira) Payevska 

Moderation: Katharina Raabe

Sonntag, 23. oktober

Ukrainischer Länderstand (Halle 4.0 B 114)


Die Veranstaltung präsentiert ukrainische Künstler*innen und Verleger*innen, die Künstlerbücher publizieren. Das Gespräch befragt die Rolle des Genres in der zeitgenössischen Kunstpraxis und geht auf seine veränderte Bedeutung vor und nach der russischen Invasion ein. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der besonders intensiven Zusammenarbeit zwischen Künstler*in und Verlag im Entstehungsprozess von Künstlerbüchern.
 
Oleh Gryshchenko, Pictoric
Eugenia Belorusets

Moderation: Borys Filonenko, ist publishing

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine findet nicht nur innerhalb Russlands, sondern auch in einigen Kreisen im Ausland Unterstützung. Viele haben den Krieg nur zögerlich verurteilt, oder ihn gar akzeptiert, weil sie glauben, dass die "historischen Rechte" auf der Seite des Kremls liegen. Die Mythen, dass die Ukraine nie eine "echte Nation" gewesen sei und dass ihre südöstlichen Gebiete "urrussisches Land" seien, beeinflussen das reale Leben von Millionen von Ukrainer*innen. Sie haben auch direkten Einfluss auf die Politik verschiedener Länder gegenüber der Ukraine und beruhen auf einer gefährlich verzerrten Interpretation der Vergangenheit. Gemeinsam mit dem Historiker Andriy Portnov werden wir die gängigsten Mythen über die ukrainische Geschichte auf den Prüfstand stellen.
 
Andrii Portnov

Moderation: Manfred Sapper

Sprache: Deutsch

Die ethnische Landschaft der modernen Ukraine hat sich mehrmals verändert. Verschiedene Migrationsbewegungen haben zur Bildung ethnischer Vielfalt in der Ukraine geführt. Insbesondere imperiale Projekte Russlands und Österreich-Ungarns, die Neuordnung der politischen Landkarte nach dem Zweiten Weltkrieg, die Deportationen Stalins, der Zusammenbruch der Sowjetunion und die anschließende Politik der Nationalstaaten bilden eine multifaktorielle Gemengelage. Die ukrainische Journalistin Olesya Yaremchuk besuchte viele Siedlungen in der Ukraine, von den geschäftigen Städten des Donbass und der Bukowina, bis hin zu den ruhigen Dörfern Bessarabiens und Transkarpatiens, um zu dokumentieren, wie die nationalen Minderheiten in der Ukraine heute leben und wie sie sich an ihre Vergangenheit erinnern. Ausgehend von wissenschaftlichen Erkenntnissen, ethnographischer Forschung und Interviews liefert Olesya Yaremchuk eine faszinierende Darstellung der Entstehung dieser Gruppen in der Ukraine und ihrer Entwicklung innerhalb der Landesgrenzen.
 
Olesya Yaremchuk, Journalistin
Christian Schön, Verleger

Sprache: Deutsch




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