Performance und Video-Installation Folkstrance

Folkstrance  

Sa, 21.08.2021 –
So, 22.08.2021

LICHTHOF Theater

Kann der Begriff Volkstanz neu definiert werden? Können wir „Folks“-Räume neu abstecken?

Basierend auf den meist geklickten Volkstanz-Videos auf YouTube greift das Projekt das Tradieren von Volkstänzen im digitalen Zeitalter und im kulturellen Kontext des 21. Jahrhunderts auf.

Auf einer digitalen Reise wird das Tanzerbe verschiedener Regionen gegenübergestellt und dessen Potential in die Zukunft projiziert. Die Künstler:innen nehmen die Fäden der Volkstänze wieder auf, stricken neue Reihen und Muster über nationale Grenzen hinweg, reichen sie weiter und entwickeln neue Dynamiken von Kommunikation und Übersetzung. Es ist ein Systembruch und eine Neubewertung des Volkstanzes, der eingereiht wird in den zeitgenössischen Tanz der multiplen Verknüpfungen und Verzweigungen stetig wachsender Strickmuster und sich zu einem kreativen Fadenspiel entpuppt.

Grundlage der Choreografie ist ein 45-minütiges zusammengeschnittenes Video aus den auf YouTube meist geklickten Volkstanz-Sequenzen aus Norddeutschland und der Zentralukraine: Diese wurden durch digitale Techniken wie Loop, GIF, Glitchdistortion, Fast Forward und Backward aus ihrem kulturellen Kontext, Genderzuschreibungen und Volkskörper-Phantasmen gelöst. Diese formale De- und Rekonstruktion der Volkstänze setzt der identitären, nationalistischen Vereinnahmung eine interkulturelle Lesart von Tradition und Identität entgegen.

Die Hamburger Choreografin Véronique Langlott entwickelt gemeinsam mit den zeitgenössischen Tänzerinnen Yuliia Lukianet und Viktoria Donets eine energetische Choreografie, einen fast tranceartigen Rausch – ein Plädoyer für kulturelle Hybridisierung.

Musikalisch wird der Tanz vom Kiewer Soundkollektiv Mavka begleitet. Mavka abstrahiert die Originalmusik der ausgewählten Volkstänze und transformiert sie in zeitgenössische Gesänge, Melodien und elektronische Beats.

Véronique Langlott begann die Arbeit an „Folkstrance“ 2019 während einer Residenz am „Izolyatsia – Platform for Cultural Initiatives“ in Kiew. Nun wird die Choreografie in Hamburg uraufgeführt und durch eine künstlerisch-dokumentarische Video-Installation ergänzt, die auch das zugrundeliegende YouTube-Material und den kulturellen Austauschprozess von „Folkstrance“ zugänglich macht.

Die Uraufführung 2021 in Hamburg wird gefördert vom Ukrainischen Institut, der Hamburgischen Kulturstiftung, dem Goethe Institut Ukraine und der Behörde für Kultur und Medien Hamburg (Bereich internationaler Austausch). Die pandemiebedingten Mehrkosten fördert der Dachverband freie Darstellenden Künste Hamburg und die Hamburgische Kulturstiftung.
 

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