23. Januar 2019
The Big Pond #12: A House for Reconciliation

Alexander Haus
Courtesy Alexander Haus

Das Alexander-Haus am Groß Glienicker See hat im vergangenen Jahrhundert fünf Generationen beherbergt: Es hat Faschismus, Krieg, die Teilung Deutschlands und den Niedergang des Kommunismus miterlebt. Jetzt wird das einstige Wohnhaus zu einem Bildungszentrum umfunktioniert.

Als Elsie Alexander und ihre Familie auf der Flucht vor den Nazis Deutschland verließen, mussten sie ihr Haus am See in Groß Glienicke, einem Dorf in der Nähe von Berlin, zurücklassen. Die Alexanders bauten sich ein neues Leben in Großbritannien und den USA auf, während ihr altes Domizil im Kalten Krieg ein Dasein direkt neben der Berliner Mauer fristete: „Man hat aus dem Fenster direkt auf die Mauer geguckt“, erinnert sich Debora Harding, „den See hat man gar nicht mehr gesehen“. 
 
Als der Kalte Krieg zu Ende und die Berliner Mauer gefallen war, begannen die Bewohner von Groß Glienicke damit, Nachforschungen über die jüdischen Familien anzustellen, die vor dem Zweiten Weltkrieg ein Viertel der Dorfbewohner ausgemacht hatten. Sie nahmen Kontakt zu dem Autor Thomas Harding auf, dem Enkel von Elsie Alexander, der in seinem jüngsten Buch das Haus am See, in dem seine Familie einst wohnte, erwähnt hatte. Er wollte die Vergangenheitsbewältigung der Dorfbewohner gerne unterstützen und reiste nach Groß Glienicke, wo er allerdings feststellen musste, dass sich das Haus in einem furchtbaren Zustand befand. 
 
Zum Unmut einiger Familienmitglieder entwickelte Harding gemeinsam mit einigen Verwandten sowie den Bewohnern von Groß Glienicke einen Plan, um das kleine Haus zu retten. Derzeit entsteht hier ein Museum, das nicht nur die Vergangenheit beleuchten will, sondern auch Menschen verschiedener Herkunft die Möglichkeit bietet, sich in Workshops gegenseitig besser kennenzulernen. Oder, wie Thomas Harding es ausdrückt: „Es geht hier nicht nur um die jüdische Geschichte, sondern auch um die ostdeutsche. Man lernt hier genauso viel über die Nazis wie über die Stasi. Aber auch die drängenden Fragen unserer Zeit werden hier diskutiert: Wie geht man in Deutschland mit einer Million neu angekommener Flüchtlinge um? Inwieweit haben wir aus der Geschichte gelernt und verhindern, dass Muslime in unserer Gesellschaft verfolgt werden wie einst die Juden?“

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