Veranstaltungsreihe
Fictive Witness

Fictive Witness © Tali Keren, Alex Strada
© Tali Keren, Alex Strada

Fictive Witness ist eine Reihe von Lecture-Performances, die 2018 am Goethe-Institut entstanden ist. Die Reihe basiert auf unserem Film Save the Presidents. Dieser Film zeigt ein weites, mit rissigen und verwitternden Präsidentenbüsten versehenes Feld in Virginia und beobachtet die Arbeit, die im Laufe eines Tages um die Büsten herum stattfindet. Wir sehen diese Risse als Möglichkeiten, unterdrückte amerikanische Geschichte(n) aufzuarbeiten und eine andere Art von Politik zu imaginieren. Für jede Performance laden wir Gäste ein, eine jeweils thematisch relevante Erzählschicht über den Film zu sprechen. 2018 arbeiteten wir mit Avi Feldman, damals Gastkurator bei Ludlow 38, zusammen und luden den Rechtswissenschaftler Kendall Thomas, die Architekturtheoretikerin Mabel O. Wilson und die Philosophin Drucilla Cornell ein, um Ideen wie politisches Branding, die Kolonialgeschichte der Eigentumsrechte und ethischen Feminismus zu erforschen. 

Geschichte erfordert eine kontinuierliche Auseinandersetzung und Rekontextualisierung mit der sich ständig verändernden politischen Gegenwart. Angesichts der anhaltenden Protestbewegung gegen Polizeibrutalität, der globalen Pandemie und der bevorstehenden Wahlen, kehren wir zu Fictive Witness zurück. In diesem Herbst wird im Oktober, November und Dezember jeweils eine Lecture Performance auf Zoom stattfinden. Die Reihe beginnt mit dem Soziologen Alex S. Vitale und dem Historiker Nikhil Pal Singh, die sich individuell und gemeinsam mit der Geschichte der Polizei in den Vereinigten Staaten und der Forderung nach deren Abschaffung auseinandersetzen. Die anschließende Vorlesung der interdisziplinär arbeitenden Wissenschaftlerin Noliwe Rooks wird sich mit der Bildungsintegration innerhalb des öffentlichen Schulsystems und Strategien für Bildungsgerechtigkeit befassen. Zum Abschluss dieser Vortragsserie wird sich Shari Huhndorf, Wissenschaftlerin in Native American Studies, in ihrem Vortrag mit der Komplexität befassen, die die Auslöschung der indigenen Bevölkerung in der Geschichte und im kulturellen Gedächtnis der USA nach sich zieht, während sie gleichzeitig die Möglichkeiten von Gegen-Denkmälern durch Kunstwerke von indigenen Künstler*innen aufzeigt. Im Anschluss an jede Veranstaltung wird ein Gespräch stattfinden.

–Tali Keren & Alex Strada

Tali Keren (sie/ihr) und Alex Strada (sie/ihr) sind Künstlerinnen und Pädagoginnen und leben in New York. Ihre gemeinsame Arbeit wurde bei Anthology Film Archives, Socrates Sculpture Park, Museum of Moving Image und Austrian Cultural Forum, New York; MuseumsQuartier, Wien; Kaunas Biennale, Litauen, und auf den Bildschirmen des Times Square mit Times Square Arts’ Midnight Moment gezeigt.

Dolmetscher*innen für Gebärdensprache (ASL) oder Untertitel werden bei allen Veranstaltungen verfügbar sein.