Die maskulinistischen Träume der Linguistik des neunzehnten Jahrhunderts
Im Rahmen der Fortbildung für Deutschlehrkräfte zum Thema Gender gibt
Sophie Salvo, Ph.D. einen Überblick über die historischen Theorien des grammatischen Geschlechts in der deutschen Sprachwissenschaft. Der Vortrag findet auf Englisch statt und ist offen für alle, die an dem Thema interessiert sind.
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Das grammatikalische Geschlecht ist seit langem der Fluch der Sprachschüler*innen. Dass im Deutschen "eine junge Dame kein Geschlecht hat, eine Rübe aber schon", veranlasste Mark Twain, die Sprache als "schlampig und schlüpfrig" zu beklagen. Für viele deutsche Sprachwissenschaftler*innen des 19. Jahrhunderts war das grammatikalische Geschlecht jedoch nicht launisch oder irrational, sondern eine zutiefst sinnvolle Struktur, die Aufschluss über kulturelle Normen und primitive Vorfahren geben konnte. Der Vortrag gibt einen Überblick über historische Theorien des grammatischen Geschlechts und die geschlechtsspezifischen Prämissen, die sie ermöglichen: die angenommene Komplementarität der Geschlechter und der Vorrang des Männlichen vor dem Weiblichen. Wir werden auch untersuchen, wie die Theorien des neunzehnten Jahrhunderts über Geschlecht und Sprache im heutigen rechtsextremen politischen Diskurs widerhallen.
Sophie Salvo, Ph.D. ist Assistant Professor am Department of Germanic Studies an der University of Chicago. Derzeit arbeitet sie an einem Buchmanuskript mit dem Titel Articulating Difference: Sex and the Study of Language in the Long Nineteenth Century, für das sie ein National Endowment for the Humanities Fellowship an der Newberry Library in den Jahren 2021-2022 erhalten hat. Sie hat Artikel über Jacob Grimm und das grammatikalische Geschlecht (MLN, 2021) und über Jenny Erpenbeck und die Politik der Form (The Germanic Review, 2019) veröffentlicht.
Diese Veranstaltung ist Teil der Fortbildung für Deutschlehrkräfte zum Thema Gender.
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