Filmvorführung German Cinema Now! Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist (Sabine Herpich)

Nina Pfannenstiel und Suzy van Zehlendorf in „Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist“ © Sabine Herpich

Mi, 28.07.2021 –
Do, 29.07.2021

17:00 Uhr – 17:00 Uhr PDT

Online

Die monatliche Filmreihe GERMAN CINEMA NOW! wird vom Goethe Pop Up Seattle kuratiert. Dieses Jahr beschäftigt sich die Reihe mit Themen wie Bruch und Kontinuität, um einen öffentlichen Dialog darüber anzuregen, wie genau die Vergangenheit unsere Gegenwart prägt und eine grundverschiedene Zukunft beeinflussen kann.
 
Die Filmreihe wird in Kooperation mit dem Northwest Film Forum Seattle präsentiert. Der Erlös der Tickets unterstützt das Northwest Film Forum.
 
Die Vorführung von Kunst kommt aus dem Schnabel findet online statt. Wir bitten um Registrierung vorab und ermutigen zu einer kleinen Spende. Der Film steht Zuschauer*innen in den USA vom 28. Juli, 17 Uhr PDT, bis zum 29. Juli, 17 Uhr PDT, zur Verfügung.
 
Die Filmvorführung wird durch ein aufgezeichnetes Gespräch mit der Filmregisseurin Sabine Herpich und Diane Knoll, Executive Director des in Seattle ansässigen Vibrant Palette Arts Center, begleitet.

 
Über den Film:
 
Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist

Regie: Sabine Herpich
Deutschland | 2020 | 106’ HD
Nordamerikanische Premiere!
 
Creativity Explored heißt eine legendäre Galerie und Kunstwerkstatt für Künstler*innen mit geistlichen Behinderungen in San Francisco. Dieser Dokumentarfilm von Sabine Herpich tut genau das, indem er solchen Künstler*innen bei der Mosaik-Werkstatt in Berlin-Spandau duldsam über die Schulter schaut: der Film unternimmt eine Entdeckungsreise in die menschliche Kreativität. Begleitet durch die Koordinatorin der Werkstatt, Nina Pfannenstiel, erleben die Zuschauer*innen die Freude des kreativen Schaffens mit und identifizieren sich mit den Bemühungen der Kunstschaffenden—man zuckt zusammen, zum Beispiel, als deren Fokus durch das Zuwerfen einer Tür unterbrochen wird.
 
Wir bekommen einen Einblick in den Alltag der Mosaik-Künstler*innen. Da ist Suzy, deren jahrzehntealte Faszination für Hähne zu einer erstaunlichen Sammlung geführt hat, vom Dita von Teese Hahn, der sich in einem Sektglas badet, und dem La Gioconda Hahn, bis hin zum Hitler Hahn, sowie dem Hahn aus Pappmaché, der auf ihrem Modell des Bode-Museums thront. Und da ist Adolf Beutler, fast stumm, silberhaarig, 83 Jahre alt. Der Altmeister der Gruppe, seine grenzlosen Zeichnungen verschlingen Holzklötzchen sowie, in einem Beispiel, die Staffelei selbst, die Wand darüber bis hin zur Decke. Beutler hat die Mehrzahl seiner Lebensjahre in der Psychiatrie verbracht und verliert sich oft im ausgedehnten, wortlosen Schluchzen oder Lachen.
 
Der Kunstbetrieb ist, wie überall, auch in der Mosaik-Werkstatt spürbar. Die Administration benötigt eine Refinanzierung, und das, was an Kunstwerken geschaffen wird, muss verkauft werden. Als ein exzentrischer Galerist eine Ausstellung von Mosaik-Werken präsentieren will, ist das daraus entstehende Gespräch mit Nina ein Spiegelbild üblicher Verhandlungen zwischen Galerie und Manager. Als er sich in der Werkstatt umsieht, sagt er, alles sei genau wie in der Akademie. Was ihn interessiere seien die Facetten künstlerischen Schaffens, egal wo sie herkommen. Durch das ruhige Beobachten der Welt der Mosaik-Werkstatt verschafft dieser Dokumentarfilm, der ein Favorit auf der Berlinale war, eine eindringende Begegnung mit dem Geheimnis und dem Wunder menschlicher Kreativität.

„Es geht Herpich aber nicht nur, noch nicht mal primär um den Anblick von Kunst, sondern um den Anblick von Menschen. Ihre Filme sind nüchtern, verzichten auf jede Angeberei, reduzieren den dokumentarischen Blick auf die Dinge, die wesentlich sind: eine vorurteilslose Zugewandtheit, ein feines Gespür für die Situation und die Person, die sie filmt: Ihre Filme sind mit Menschenliebe gemacht.“
 
Über die Filmemacherin:
 
Sabine Herpich wurde 1973 geboren und wuchs in einer bayerischen Kleinstadt auf. 2002 schloss sie ihr Studium der Philosophie, Neueren Deutschen Literatur und Soziologie an der LMU in München ab. 2012 folgte der Abschluss eines Studiums der Filmmontage an der HFF Potsdam-Babelsberg mit dem Dokumentarfilm NEUKÖLLN-AKTIV (Co-Regie: Gregor Stadlober). Seit 2012 ist Herpich freischaffende Filmeditorin und Filmemacherin und seit 2015 Kollektivmitglied des fsk-Kinos und Peripher-Filmverleihs.

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