Wie macht man einen Film über Straßenkinder? Indem man seinen Protagonisten einen sicheren Raum und Zeit bietet, um über Obdachlosigkeit und ihre harten Realitäten zu sprechen, anstatt auf ausbeuterische Bilder zurückzugreifen.
Die monatliche
Goethe Pop Up Filmreihe fördert künstlerische Arbeiten, die die Vielfalt von Stimmen und Erfahrungen verstärken und öffentliche Dialoge anregen.
Die Filmreihe findet in Partnerschaft mit dem
Northwest Film Forum Seattle statt.
Die Filmvorführung findet in diesem Monat online statt. Wir bitten um Registrierung vorab und ermutigen zu einer kleinen Spende. Der Erlös der Tickets unterstützt das Northwest Film Forum.
Über den Film:
9 Leben stellt Jugendliche aus unterschiedlichen Schichten der Gesellschaft vor, die wählten auf der Straße zu leben. Gezeigt werden die jungen Erwachsenen aber nicht auf der Straße, sondern vor dem gleichen neutralen Hintergrund eines Studios, wo sie vor laufender Kamera von sich erzählen. Die Regisseurin selbst beschränkt sich auf einige wenige Anmerkungen oder Fragen aus dem Off. Was die Jugendlichen vereint sind gebrochene Lebensläufe, Vernachlässigung durch Eltern und Familie, häusliche Gewalt, soziale Vorurteile, Obdachlosigkeit und Suchtprobleme. Und doch, trotz aller Zerstörung und schmerzlichen Erfahrungen, ist jeder Einzelne mit bemerkenswerter Kraft und Talent ausgestattet, die im Mittelpunkt des Films stehen.
Durch die distanzierte Darstellung, die Respektierung der Persönlichkeit der einzelnen Interviewpartner*innen und den Verzicht auf medienüblichen Voyeurismus und Sensationslust, weckt der Film beim Publikum das Verständnis für die sozialen Problemen junger Erwachsener, ihre Verletzungen und ihre Existenzkrisen. Auf diese Weise kommt jedes bewegte Schwarzweiß-Portrait in einem galerieartigen Raum zum Vorschein, der an Andy Warhols Screen Tests erinnert, in denen der Pop-Künstler das Ziel verfolgte, „große Menschen zu finden und sie selbst sein zu lassen“. 9 Leben macht aus „Pennern“ und „Punks“ Leinwandstars -- und das zu Recht.
Der Film wird in deutscher Fassung mit englischen Untertiteln gezeigt.
Über die Filmemacherin:
Maria Speth ist eine preisgekrönte Filmemacherin, die oft mit der sogenannten Berliner Schule des deutschen Films in Verbindung gebracht wird. Sie studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Babelsberg und arbeitete als Schnitt- und Regieassistentin bei verschiedenen Filmen und Fernsehsendungen. Sie ist Autorin/Regisseurin preisgekrönter Filme, darunter der Kurzfilm BAREFOOT (BARFUSS, 1999, 3sat-Preis Oberhausen), ihr Spielfilmdebüt THE DAYS BETWEEN (IN DEN TAG HINEIN, 2001, VPRO Tiger Award Rotterdam, Grand Prix du Jury Créteil, MFG Star), MADONNAS (MADONNEN, 2007, Hessischer Filmpreis, Silberner Astor Mar del Plata), 9 LIVES (9 LEBEN, 2011, Deutscher Regiepreis Metropole, Förderpreis der DEFA-Stiftung, Preis der Open Eyes Jugendjury) und DAUGHTERS (TÖCHTER, 2013). Die University of Toronto, die University of Waterloo und das Goethe-Institut Toronto präsentierten ihre erste Retrospektive in Kanada im Jahr 2015.
Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten stehen häufig Frauen, die sich in vielerlei Hinsicht gesellschaftlichen Rollen und gängigen Moralvorstellungen verweigern.
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