Filmvorführung German Cinema Now! Clarissa Thiemes „Was bleibt | Šta ostaje | What remains / Re-visited“

Standbild „Was bleibt | Šta ostaje | What remains / Re-visited“ © Clarissa Thieme

Mi, 28.10.2020

17:00 Uhr – 23:00 Uhr

Online

Die monatliche Goethe Pop Up Filmreihe fördert künstlerische Arbeiten, die die Vielfalt von Stimmen und Erfahrungen verstärken und öffentliche Dialoge anregen.

Die Filmreihe findet in Partnerschaft mit dem  Northwest Film Forum Seattle statt.
 
Die Filmvorführung findet in diesem Monat online statt. Wir bitten um Registrierung vorab und ermutigen zu einer kleinen Spende. Der Erlös der Tickets unterstützt das Northwest Film Forum.
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Über den Film: 
Deutschland | 2020 | 70 Min. 

Filme enden. Biographien enden. Das Leben geht weiter. Können wir dieses Gesetz brechen? Clarissa Thieme geht der Frage nach. In Was bleibt | Šta ostaje | Was bleibt / Re-visited (2020) reist sie in verschiedene Städte und Dörfer in Bosnien-Herzegowina. Dort, wo während des Bosnienkrieges unzählige Menschen vergewaltigt, gefoltert und ermordet wurden, macht sie jeweils eine einzige Aufnahme. Vor zehn Jahren war Thieme bereits dort gewesen. Was bleibt | Šta ostaje | Was bleibt (2009, 2010 Weltpremiere bei der Berlinale) zeigte diese Orte ohne begleitende Worte. Jedes der Bilder wurde hinterfragt: Zeigt der Ort das Grauen, oder schweigt er?

Zehn Jahre später ist alles anders, oder ist es das? An jedem der Orte entfalten Thieme und ihr Filmteam ein lebensgroßes Transparent mit einem Standbild aus dem Vorgängerfilm von 2010. Manchmal ist dieser Vergleich von 'heute und damals' einfach ein stiller Akt der Anerkennung. Ab und an entfacht er auch Gespräche. Manche sind ausweichend, manche voller durchlebter Erinnerungen. Wer wo gestorben ist, ist eine der Fragen. Wer ging, um sich anderswo eine neue Existenz aufzubauen; wer blieb; wer zurückkehrte - sind einige der anderen Fragen. Zwischen den Zeilen und zwischen den Bildern wird deutlich: Diese Themen sind noch nicht verarbeitet. Und wie könnten sie auch? Es ist schwierig genug, weiter zu leben.

Zugleich ruft die filmische Intervention eine Reaktion hervor: Vor Thiemes Kamera entstehen augenblicklich öffentliche Räume. Die alten Bilder provozieren einen Austausch. Dieser Austausch findet in Form dessen statt, was die reagierenden Personen ihm geben. Der Film löst kein Rätsel auf - er tut etwas Geheimnisvolles: Er taucht in einen Raum zwischen Erinnerung und Fortsetzung ein und verzahnt den Rückblick mit der Gegenwart. Die Leere ist überall. Und Thiemes Film ist kein vollendetes Produkt. Im Gegenteil, er beweist, dass es eine Chance gibt, durch den Film zu handeln. Fortsetzung folgt.   

(Text: Jan Verwoert) 

Über die Filmemacherin: 

Clarissa Thieme
, geboren in Oldenburg, Deutschland, studierte Medienkunst sowie Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis. Thieme arbeitet in den Bereichen Film, Fotografie, Performance, Installation und Text und verbindet dokumentarische und fiktionale Formen mit dem Fokus auf Erinnerungsprozesse, Identitätspolitiken und Übersetzungsstrategien.

Zu ihren Arbeiten gehören Was bleibt/Šta Ostaje/What Remains (Film, 30′, 2010), The Place We Left (Film, 60′, 2012), Resort (Film, 15′, 2013), Die DDR hat es nie gegeben/Appell (Video, 4′, 2016), Izmedzu Nas/Between Us (Open Archive Projekt, laufend), Weiter war nichts, ist nichts (Installationsreihe, laufend), Vremeplov/Time Machine (Installation & Performance, 2017), Today is 11th June 1993 (Film, 13′, 2018), Can't You See Them/POV (Installation, 2018), Can’t You See Them? - Repeat. (Film, 8′, sowie Installation, 2019), Was bleibt I Šta ostaje I What remains / Re-visited (Film, 70’, 2020).

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