Mit einer Einführung von
Cosmo Bjorkenheim.
Neben der offenen Schilderung sozialer Probleme im New York der 1960er Jahre zeichnet Uwe Johnsons
Jahrestage auch ein schonungsloses und unsentimentales Portrait der DDR, wo Johnson bis zu seinem Aufbruch nach West-Berlin 1959 lebte.
In schwarz-weiß und Breitbild gefilmt ist
Frank Beyers Spur der Steine der wahrscheinlich bekannteste ostdeutsche Film im heutigen Deutschland – ein gewagtes politisches Statement in Form eines zwischenmenschlichen Dramas und ein großartiges Filmdokument der gesellschaftlichen Probleme im damaligen Osten. Auf einer von Engpässen und Fehlplanungen geplagten Baustelle geraten zwei Männer aus unterschiedlichen Welten aneinander: der stolze Pragmatiker, der eine ausgelesene Zimmermannstruppe leitet, und der unterwürfige Bürokrat, der das Interesse der Partei im Blick hat. Sie verlieben sich in dieselbe Frau, eine Ingenieurin bei ihrem ersten Großprojekt. (Museum of Modern Art,
Germany 66)
Spur der Steine ist der vermutlich wichtigste DEFA-Film der 1960er Jahre. Nach seiner Erscheinung wurde der Film von ostdeutschen Funktionären zensiert und bis zur Wiedervereinigung aus dem Verkehr gezogen. Beyer erlitt dadurch einen beruflichen Rückschlag und musste die DEFA und seine Arbeit im Filmgeschäft verlassen. 1975 verschaffte ihm der Film
Jakob der Lügner, für den die DDR ihre erste und einzige Oscar-Nominierung für den Besten Fremdsprachigen Film bekam, ein Comeback. Ende der 1990er Jahre sollte Beyer Uwe Johnsons
Jahrestage für das deutsche Fernsehen verfilmen, wurde dann jedoch in der Vorproduktion aufgrund künstlerischer Differenzen mit den Produzenten durch Margarethe von Trotta ersetzt.
Spur der Steine
DDR, 1965/66, 134 Minuten
Regie: Frank Beyer. Mit Manfred Krug, Krystyna Stypułkowska, Eberhard Esche
Cosmo Bjorkenheim ist Buchhändler und Filmkritiker für Screen Slate. Er wohnt in Queens.
Zurück